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Ein Viertel der Frauen in Gefängnissen aufgrund von Drogendelikten inhaftiert

| Bild: © n.v.

Im Zusammenhang mit der diesjährigen UN-Drogenkonferenz in Wien hat die britische Nichtregierungsorganisation (NGO) Harm Reduction International einen Report veröffentlicht, der die Anzahl inhaftierter Frauen ermittelte und den Zusammenhang mit Drogendelikten aufzeigt. Es ist damit der erste Bericht dieser Art.

Im Rahmen der Untersuchung fand man heraus, dass mehr als 120.000 Frauen in den Gefängnissen Europas und Zentralasiens sitzen. Rund 31.000 Frauen von ihnen, also 28% der Gesamtinhaftierten, sind aufgrund von Drogendelikten eingesperrt.

Die Daten konzentrieren sich auf Fälle, die mit dem Besitz, Verkauf und Weiterverkauf, sowie der Herstellung oder Produktion von Drogen in Verbindung stehen. Für die Zahlen wurden jedoch keine Delikte von kriminellen Handlungen unter Drogeneinfluss oder im Zusammenhang mit Beschaffungskriminalität berücksichtigt.

Der Bericht nennt die Länder mit den höchsten Inhaftierungsraten von Frauen im Zusammenhang mit Drogen. An erster Stelle steht Tadschikistan (70%), gefolgt von Lettland (68%), Portugal (47,6%), Estland (46%), Griechenland (43,7%), Italien (42,9%), Schweden (41%) und Georgien (34%).

Vor allem die Zahlen aus Russland sind alarmierend: fast 20.000 Frauen sind dort aufgrund von Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz inhaftiert. Dies entspricht mehr als dem Doppelten aller inhaftierten Frauen in den Ländern der Europäischen Union (EU).

Als Datengrundlage für den Bericht dienten Dokumente aus 51 europäischen und zentralasiatischen Staaten, die in dem Zeitraum von August 2011 bis Februar 2012 gesammelt wurden. Sie stammten von staatlichen Behörden, wissenschaftlichen Forschern und gesellschaftlichen Organisationen. Falls keine aktuellen Zahlen zur Verfügung standen, wurde auf Daten aus den Jahren 2007 bis 2010 zurück gegriffen.

Der Bericht weist darauf hin, dass insgesamt eine unverhältnismäßig große Anzahl an Frauen aufgrund von gewaltfreien Drogendelikten im Gefängnis ist. Viele der Frauen stammen aus ärmlichen Verhältnissen. Ein hoher prozentualer Anteil war in der Vergangenheit Opfer sexuellen oder körperlichen Missbrauchs oder ist an HIV oder Hepatitis C erkrankt. Ein Zusammenhang zwischen der Gesetzeslage eines Landes, dessen Bemühungen zur Drogeneindämmung und der Zahl der inhaftierten Frauen im Zusammenhang mit Drogen konnte jedoch nicht nachgewiesen werden.

Die NGO Harm Reduction International als Herausgeber des Berichts setzt sich dafür ein, den durch Drogen verursachten sozialen, gesundheitlichen, wirtschaftlichen und kriminellen Schäden entgegen zu wirken.

 

Link zum vollständigen Bericht:

„Cause for Alarm: The Incarceration of Women for Drug Offences in Europe and Central Asia, and the need for Legislative and Sentencing Reform“ (auf Englisch)

 

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