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Der Preis der tadschikischen Loyalität

| Bild: © n.v.

Tadschikistan ist seit seiner Unabhängigkeit von der UDSSR 1991 ein Staat mit hoher Arbeitslosigkeit und Problemen. Der Staat fungiert als wichtiges Transitland für Heroin, Opiate und andere Drogen, die im südlichen Nachbarland Afghanistan produziert werden. Die Verwicklung von lokalen Politikern und anderen Entscheidungsträgern in den Drogenhandel wird schon länger vermutet. 1)

UN-Angaben zufolge sollen rund  30% der afghanischen Opiate über die zentralasiatische Route zu Abnehmerstaaten wie Russland gelangen, der Großteil über tadschikisches Gebiet. Schätzungen zufolge machen die Gewinne aus dem Drogenhandel 30 bis 50% des  Bruttoinlandsproduktes aus. Die tadschikische Wirtschaft ist demnach massiv abhängig vom Geschäft mit den illegalen Substanzen. Ausländische Sicherheitsbehörden und Spender investierten mehrere Millionen US-Dollar in die Grenzüberwachung des kleinen Staates. Ein Effekt auf den Drogentransit blieb jedoch weitestgehend aus. Die Regierung Tadschikistans scheint kein gesondertes Interesse an einer Veränderung des Status-Quo zu haben. Hierfür gibt es gute Gründe. Die Gelder aus den kriminellen Machenschaften haben eine stabilisierende Wirkung auf den Staat. Die tadschikische Gesellschaft scheint lieber mit einer korrupten Regierung und kriminellen Organisationen vorlieb zu nehmen, als eine Verschlechterung des Staatshaushaltes und ein mögliches Wiederaufflammen des Bürgerkrieges riskieren zu wollen. Europäische und US-amerikanische Kreise scheinen sich auf eine ähnliche Verfahrensweise eingelassen zu haben. Ein offensichtlicher Grund hierfür ist beispielsweise der andauernde NATO-Einsatz in Afghanistan. Amerikanische Nachschublinien für Truppen und andere Ressourcen verlaufen durch tadschikischen Luftraum. 2)

Während die meisten Tadschiken mehr schlecht als recht über die Runde kommen und die Hälfte der Bevölkerung weniger als 2 US-Dollar pro Tag verdient, nutzen die politischen und militärischen Eliten das ausländische Geld offensichtlich dazu den Zustand an Tadschikistans Grenzen und in der Gesellschaft zu erhalten. Als Preis für die Loyalität scheinen westliche Führungskreise, mit Blick auf die Konflikte in der Region, diese Verhältnisse zu ignorieren. Dieses Phänomen der bedingungslosen Akzeptierung eines Status-Quo zum eigenen strategischen Nutzen, bei dem die prekären Verhältnisse des Volkes ignoriert werden, ist auch aus anderen Fällen bekannt. Bei den Regierungen Mubarak und Ben Ali vertraute der Westen auf den gleichen Mechanismus. Nach den jüngsten Erfahrungen könnte man eigentlich annehmen, dass europäische und nordamerikanische Regierungen dazu gelernt hätten.

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. Link zum Artikel von EarthLink e.V.
  2. Link zum Artikel von „The Economist“

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