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Nicaragua: Mädchen als Sexsklavinnen

| Bild: © n.v.

An der Atlantikküste Nicaraguas kaufen Drogenhändler aus Honduras 10 bis 15-jährige Mädchen, um sie als Sexsklavinnen weiter zu verkaufen. Die jungen Mädchen gehören überwiegend zum indigenen Volk der Miskito und werden von den Drogendealern ihren völlig verarmten Eltern abgekauft. Laut der Vorsitzenden des UN-Forums für indigene Fragen, Mirna Cunningham, werden für ein Mädchen bis zu 2.000 US-Dollar bezahlt. Dabei ist besonders die weit verstreute Gemeinde Waspam am Grenzfluss Rio Coco betroffen, da viele Familien dort in dem Verkauf ihrer Mädchen die einzige Chance sehen, ihr Überleben zu sichern. Denn rund 90 % der Miskito müssen mit weniger als zwei US-Dollar am Tag auskommen und ebenso viele gehen keiner geregelten Arbeit nach. Nach dem Kauf werden von den Drogenhändlern meist Scheinehen arrangiert, um die Mädchen legal über die Grenze nach Honduras zu bringen, wo sich ihre Spuren dann verlieren. Der Mädchenhandel ist erst durch den Fall einer 11-Jährigen ans Licht gekommen, die in ihrer Not Hilfe bei der Organisation Wangki Tagni, einem indigenen Frauennetzwerk gegen Gewalt, gesucht hatte. Die Eltern des Mädchens hatten sie gegen eine Kuh eingetauscht und an einen Mann aus Honduras ausgeliefert, wie die Sprecherin von Wangki Tagni berichtet. Die Organisation versuchte den Handel zu unterbinden, hatte aber keinen Erfolg. Über das ganze Ausmaß des Mädchenhandels lässt sich nur schwer eine Aussage treffen, da sich diese Verbrechen in aller Heimlichkeit abspielen, so Cunningham. Jedoch weiß man sicher, dass im vergangenen Jahr mindestens 22 Mädchen auf dem Schulweg vergewaltigt worden sind und bei der Polizei rund 10.000 Anzeigen wegen sexueller Gewalt eingegangen sind. Allerdings ist nur in jedem sechsten Fall ein Ermittlungsverfahren eingeleitet worden und Mädchenhandel wird in der Regel erst gar nicht angezeigt. Wie Carmen Poveda, Chefin der Frauenkommissariate der Polizei, berichtet, ist der Grund dafür vor allem, dass sich die Leute von den Drogenhändlern bedroht fühlen. Die Dealer sind, in dieser armen und wirtschaftlich am wenigsten entwickelten Region des Landes, die wichtigsten Arbeitgeber und kontrollieren diese Gegend schon seit Jahren. Kokain aus Kolumbien wird mit Schnellbooten angeliefert oder mit Kleinflugzeugen in den Dschungel gebracht und von dort aus dann auf dem Landweg nach Honduras geschmuggelt. Die Kartelle arbeiten bei ihren Geschäften mit den Einheimischen zusammen und setzen sie als Wächter, beim Verladen und beim Transport der Drogen ein.

Link zum Artikel von taz

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