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Iran: Hinrichtungen im Zuge des Drogenkriegs

| Bild: © n.v.

Vergangenen Oktober wurden im Iran innerhalb einer Woche zehn Menschen hingerichtet. Die Männer waren verurteilt worden, weil sie versucht hatten, mehr als eine Tonne Opium und ca. eine Tonne Metaphetamine über die iranische Grenze zu schmuggeln. 1)

Der Iran ist durch seine Stellung im Goldenen Halbmond einer der wichtigsten Transitstaaten im internationalen Drogenhandel. Die meisten illegalen Substanzen kommen aus Afghanistan und werden über den Iran nach Europa weitergeleitet. 2)

Das Problem des Drogenschmuggels ist für den Iran altbekannt. Seit knapp 30 Jahren bemüht sich der Gottesstaat, den illegalen Handel bereits an der eigenen Grenze zu Afghanistan zu unterbinden und musste dafür bereits einen hohen Blutzoll bezahlen. Mehrere Tausend iranische Grenzbeamte mussten im Zuge des Kampfes gegen den Drogenhandel ihr Leben lassen. Das liegt vor allem daran, dass Schmugglerbanden aus Afghanistan oder Pakistan meist deutlich besser bewaffnet und ausgerüstet sind als die Zollbeamten. 3)

Teheran beschuldigt nun die NATO-Truppen, die in Afghanistan stationiert sind, den Drogenhandel durch ihr „Wegsehen“ bzw. ihre „Untätigkeit“ zu begünstigen. Zusätzlich sei die Drogen-Produktion seit Einzug der NATO im Jahr 2001 um das 40-fache angestiegen. 4)

Gleichtzeitig wird die Arbeit der iranischen Antidrogenbehörden vom Drogenbüro der Vereinten Nationen (UNODC) unterstützt. Im Hintergrund stehen Länder wie das Vereinigte Königreich, das iranische Antidrogenprogramme gezielt durch finanzielle Mittel fördert. 1) So konnte der Iran in den vergangenen Jahren diverse Erfolge im Kampf gegen die Drogenwirtschaft vorweisen und zählt weltweit zu den Ländern mit den größten Mengen an beschlagnahmten illegalen Substanzen.

Die verbuchten Erfolge haben jedoch einen negativen Beigeschmack, der von Menschenrechtsorganisationen sehr kritisch gesehen wird. Der Besitz und der Handel mit Drogen ist im Iran mit drakonischen Strafen belegt und führt im schlimmsten Fall zur Durchführung der Todesstrafe. Es wird geschätzt, dass ca. 4.000 Afghanen in iranischen Gefängnissen auf ihre Hinrichtung warten. Seit 2010 wurden knapp 1.400 Häftlinge exekutiert. 1)

Die UNO zieht mittlerweile ernsthaft in Erwägung, ihre finanzielle Unterstützung einzustellen, falls der Iran weiterhin an der Durchführung der Todesstrafe bei Drogenvergehen festhält. „…oftmals werden Menschen bereits für den Besitz von geringen Mengen an Rauschmitteln zum Tode verurteilt, in geheimen Gerichtsverhandlungen und ohne die Möglichkeit des Einspruchs“, so Rebecca Schleifer, Direktorin der Rechtsabteilung von Human Rights Watch. 1)

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. The Observer: UK aid to Iran´s war on drugs has led to rise in hangings, UN warns
  2. Fars News Agency: Iran blames NATO for increasing drug production, trafficking in Afghanistan (nicht mehr verfügbar)
  3. New York Times: The west´s stallwart ally in the war on drugs
  4. Fars News Agency: Iran blames NATO for increasing drug production, trafficking in Afghanistan (nicht mehr verfügbar)

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