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Die Milliardenumsätze der Drogenindustrie, Teil II

| Bild: © n.v.

Die Einnahmen durch den weltweiten Drogenhandel, betrugen nach Schätzungen der UN und des IWF im Jahr 2010 600 Milliarden US- Dollar, was 7,6% des weltweiten Handelsvolumens entsprach. Die Gewinne für die Drogenhändler lagen dabei zwischen 300% und 2000%. 1)

In Teil I von „Die Milliardenumsätze der Drogenindustrie“ ging es um das Geschäft mit Drogenrohstoffen. Im zweiten Teil verfolgen wir die Spur des Geldes im Drogenhandel.

Wo bleibt also das Drogengeld? Ein US-Beamter drückte es so aus: „The drug dealers are not in the drug business. They are in the profit business“. Die verschiedenen Organisationen, die den Weg von der Rohstoffproduktion, über die Verarbeitung und den Transport in die Abnehmerregionen bis hin zur Verteilung an Groß- und Zwischenhändler kontrollieren, machen die größten Profite. Dabei machen die Eliten der Drogenkartelle, die an der Herstellung und dem Transport beteiligt sind, enorme Gewinne, doch ca. 90% des Geldes werden von den Verteilerorganisationen in den Konsumentenländern eingenommen. 2)

Die Strukturen des organisierten Verbrechens haben sich in den letzten Jahren gewandelt. Waren sie anfangs hierarchisch aufgebaut, oft mit einer markanten Führungsfigur wie Pablo Escobar, bestehen sie heute eher aus sich koordinierenden Netzwerken. Nach Ansicht von Experten hat dies auch zu einer verstärkten Zusammenarbeit mit Terrororganisationen geführt. 3) In einigen Fällen finanzieren sich terroristische Gruppen zu großen Teilen aus dem Drogenhandel, wie die FARC oder burmesische Rebellengruppen. Durch das Geld bekamen einige Gruppen genug Einfluss, um ganze Regionen zu destabilisieren. Laut eines Berichts des „African Center for Strategic Studies“ von 2012 finanzierte sich die islamistische Terrorzelle AQMI neben Entführungen vor allem durch den Drogenhandel. 4) Mit dem Geld war eine so starke Aufrüstung möglich, dass AQMI zusammen mit anderen separatistischen Gruppen weite Teile Malis erobern konnte, ohne auf nennenswerten Widerstand der regulären Armee zu stoßen. Zudem können sich Terrorzellen mit Geld Einfluss auf die Bevölkerung in strukturschwachen Gebieten sichern und ihre Anhängerschaft ausbauen. 5)

Gelangen die Profite nicht in terroristische Kanäle, dann bereichern sie die Hintermänner des Drogenhandels. Zieht man die Kosten für Bestechung, Korruption, die Finanzierung für Aufstände und die „Reinvestionen“ in den Drogehandel ab, so bleiben immer noch riesige Summen, die zusammen mit den Gewinnen aus anderen Verbrechen, wie Menschenhandel, gewaschen werden müssen. Manchmal wird in illegalen Waffenhandel investiert, oft aber auch in legale Wirtschaftsfelder. Als wirtschaftsfördernd gelten solche Investitionen aber nicht, da sie meist kurzfristig angelegt sind.  Die UN schätzt allerdings, dass höchstens 1% der Einkünfte aus organisiertem Verbrechen, die am Finanzmarkt angelegt wurden, von Behörden entdeckt und eingefroren werden konnten. 6) Teilweise werden auch Banken und Finanzinstitute beschuldigt,  bewusst an Geldwäsche beteiligt zu sein. Auf jeden Fall erwarten die Finanzdienstleister meist nur geringe Strafen, wie Fälle von Verbindungen zwischen US- Banken und mexikanischen Drogenkartellen gezeigt haben. 7)

Die enormen Summen, die Drogenkartelle aus ihrem Geschäft ziehen, sind jedoch nichts gegen die volkswirtschaftlichen Kosten, die durch die Verbreitung und den Missbrauch von Drogen entstehen. Durch Gewalt und Korruption im internationalen Drogenhandel, der Belastung des Gesundheitssystems und dem Nachlassen der Produktivität von Drogenabhängigen, entstehen den Staaten zweimal mehr Verluste als die Drogenindustrie einnimmt. Da der Drogenkonsum in Schwellenländern stark angestiegen ist, hat dies auch Konsequenzen für Entwicklung des Lebensstandards in diesen Regionen. 6)

Der größte Markt aber liegt noch in den Industrieländern, allein in den USA werden angeblich 60% der erzeugten illegalen Drogen konsumiert. 8) Können die Absatzländer den Konsumbedarf nicht deckeln, so wird der Drogenhandel ein Milliardengeschäft bleiben. Und solange Drogenbarone ihre Milliardengewinne ungestört anlegen können, kann das organisierte Verbrechen weiter mit Geld nicht aufzuwiegenden Schaden anrichten.

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. „Drug-trafficking profits“ – RiaNovosti – aufgerufen am 14.02.2013
  2. „Drogenhandel in den Nord-Süd-Beziehungen“ – Jochen Hippler – aufgerufen am 14.02.2013
  3. The Leaderless Nexus: When Crime and Terror Converge – Publikation von Chris Dishman
  4. „Mali a “wake-up call” for drug trafficking, says think tank“ – IRIN – aufgerufen am 14.02.2014
  5. Mali: The ‚gentle‘ face of al-Qaeda“ – Al Jazeera – aufgerufen am 14.02.2013
  6. “Estimating illicit financial flows Report 2011” – UN Office on Drugs and Crime – aufgerufen am 14.02.2013
  7. „Global banks are the financial services wing of the drug cartels“ – The Guardian – aufgerufen am 14.02.2014
  8. Drogenhandel in den Nord-Süd-Beziehungen“ – Jochen Hippler – aufgerufen am 14.02.2013

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