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FARC kontrolliert 60% des kolumbianischen Drogenhandels

| Bild: © n.v.

Dass die kolumbianische, linksgerichtete Rebellengruppe Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia (FARC) im Drogengeschäft nicht ganz unbeteiligt ist, war schon immer ein offenes Geheimnis. Wie groß ihr Einfluss wirklich ist, quantifiziert nun General José Roberto León. Angaben des kolumbianischen Polizeichefs zufolge verdient die FARC jährlich etwa eine Milliarde US-Dollar durch die Produktion, den Schmuggel und den Verkauf von Drogen. Damit würde sie unfassbare 60% des Drogenmarktes in Kolumbien kontrollieren! 1) Das oftmals als „Narco-Paradies“ verschriene Land ist immer noch mit Abstand der größte Kokainexporteur der Welt.

Die FARC bildete ihre Wurzeln in den Jahren 1948 bis 1954, als ein Bürgerkrieg zwischen liberalen und konservativen Kräften tobte. Damals hatte die Kommunistische Partei kleine Gruppen aus Bauern gebildet und diese bewaffnet. Offiziell gegründet wurde die FARC erst ein Jahrzehnt später, im Jahr 1964. Das politische Hauptmotiv war das Vertreten und Verteidigen der Interessen von Pächtern und kleinen Landbesitzern gegenüber Großgrundbesitzern und dem kapitalistischem System. 2)

Von diesen Idealen hat sich die FARC jedoch längst entfernt. Die Guerillabewegung, welche seit nun fast einem halben Jahrhundert erbittert gegen die kolumbianische Regierung kämpft, wird mittlerweile u.a. von den USA 3) und der EU 4) als terroristische Vereinigung eingestuft. Die FARC finanziert sich vor allem durch Erpressungen, massenhafte Entführungen und anschließende Geiselnahmen, welche jahrelang andauern können und leider nicht immer glimpflich enden.

Haupteinnahmequelle der FARC bleibt jedoch der Drogenhandel. Zwar weist die FARC selbst dies kategorisch zurück und gibt an, lediglich Koka – das Rohmaterial, aus welchem Kokain produziert wird, unbearbeitet aber keine Suchtcharakteristika aufweist – anzubauen. Schon seit Langem geht man davon aus, dass die FARC auf jedes Glied im Produktions- und Liefervorgang Steuern erhebt. 5) Auch eine Beteiligung beim Herstellungsprozess gilt als wahrscheinlich.

Dass dies auch für die Durchführung des Kokainhandels gilt, betont Polizeichef León. Die Involvierung der FARC sei „ohne Zweifel“. Informationen auf Computern von festgenommenen oder getöteten FARC-Mitgliedern hätten dies erwiesen. 1)

Durch den Krieg, den die FARC entfacht hatte, sind bereits viele zehntausend Menschen ums Leben gekommen. Zudem finanziert der florierende Drogenhandel nicht nur die Aktivitäten der Terrorgruppe, er entzieht der kolumbianischen Wirtschaft auch Milliarden an legalem, zu besteuerndem Geld. Die dominierende Schattenökonomie zwingt viele Landbewohner zur Umsiedlung in die Stadt, des Weiteren entstehen durch die Zerstörung von Koka-Anbauflächen auch schwerwiegende ökologische Schäden wie die Vergiftung großer Bodenflächen.

Um den blutigen Konflikt zu beenden, verhandeln die beiden Parteien bereits seit einiger Zeit über ein Übereinkommen. Das wäre auch ein essentieller Schritt, um die negativen ökonomischen, ökologischen und sozialen Folgen des Drogenhandels bekämpfen zu können. Die Polizei wäre, so León, bereit, sollte dies eintreffen: „Unser Ziel ist es, zu verhindern, dass andere Akteure erscheinen und die Marktleere füllen, die entsteht, sollte sich die FARC aus dem Drogengeschäft zurückziehen.“

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. FARC controls 60 percent of drug trade – Colombia's police chief – Reuters – aufgerufen am 29.04.2013
  2.  Drogen. Entwicklung. Gewalt. – Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) – PDF-Datei – Seite 24f. – aufgerufen am 29.04.2013
  3. Foreign Terrorist Organizations – US Department of State – aufgerufen am 29.04.2013
  4. List of persons, groups and entities referred to in Article 1 – Europäische Union – PDF-Datei – Seite 6 – aufgerufen am 29.04.2013
  5. Colombia's most powerful rebels – BBC News – aufgerufen am 29.04.2013