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Update Kolumbien: Allianzbildung zwischen FARC & ELN; Kinderrekrutierung bleibt weiterhin ein Problem

| Bild: © n.v.

Am vergangenen Wochenende kündigten die beiden größten kolumbianischen Rebellengruppen, die FARC und die ELN, an, im Nordosten Kolumbiens enger miteinander zusammen zu arbeiten. Die Allianzschließung soll hauptsächlich dem gemeinsamen Kampf gegen große Ölkonzerne und den Imperialismus dienen. Beide Gruppierungen wollen damit ihre Interessen in der Region stärker durchsetzen.

Auch der Sprecher einer lokalen NGO bestätigte, dass es sich bei dieser Allianzbildung um eine Strategie gegen den wirtschaftlichen Ölsektor des Landes handelt.
Statistiken belegen ebenfalls, dass es in der letzten Zeit vermehrt zu Sabotageakten an Ölpipelines und Zerstörung wichtiger Infrastruktur im Nordosten des Landes gekommen war. 1)

In den vergangenen Wochen wurden gegenüber den beiden Rebellengruppen immer wieder Vorwürfe laut, sie würden hauptsächlich Minderjährige rekrutieren und für ihre Zwecke missbrauchen. Hinzu kommt noch, dass angeblich viele der Kinder zu der Rekrutierung gezwungen wurden. Einer Studie zufolge soll diese Einbindung von Kindern in die Rebellengruppen in der Vergangenheit dramatisch angestiegen sein. 2)

Insgesamt geht man davon aus, dass sich in den Reihen der beiden Rebellengruppen rund 18.000 Kinder befinden, das verlautbaren die offiziellen Statistiken. Weitere Studien legen zudem nahe, dass knapp 40 % aller Rebellensoldaten minderjährig sind, andere vermuten sogar 70 %.

Zu einem aktuellen Zwischenfall kam es erst vor ein paar Tagen: Es wurden zwei Rebellen von der Armee festgenommen, weil sie in ein Haus in der Region Cauca eingedrungen waren und auf der Flucht vor der kolumbianischen Armee zwei Kinder als menschliche Schutzschilde missbraucht hatten. 3)

Zudem wurde letzte Woche ein Fall bekannt, bei dem drei Mädchen im Alter von 15, 16 und 17 von der FARC getötet wurden, weil sie die Rebellengruppe verlassen wollten. Einem Augenzeugen zufolge seien die Mädchen bereits in den Tagen vor ihrer Ermordung die ganze Zeit über gefesselt gewesen. 4)

Ein weiterer Bericht, den die kolumbianische Polizei im Januar veröffentlicht hat, beschuldigt die FARC, Mädchen innerhalb der Gruppe als Sexsklavinnen zu halten und nach Belieben zu missbrauchen. Genannt wird in dem Bericht eine Zahl von etwa 1000 gewaltsamen Abtreibungen in Folge der sexuellen Ausbeutung. 5)

Wichtig für den entwicklungspolitischen Hintergrund ist hier zu erwähnen, dass die beiden Rebellengruppen FARC und ELN sich hauptsächlich auf den Drogenschmuggel spezialisiert haben und sich damit auch maßgeblich finanzieren. Die so enststandenen Probleme im inneren des Landes beeinträchtigen die weitere Entwicklung mehr als man zu glauben vermag. Zu nennen ist hier zunächst der langjährige Drogenkrieg zwischen den Rebellengruppen und dem Militär, sowie die Konflikte unter den Guerillatruppen selbst – unter diesen Auseinandersetzungen leidet die Bevölkerung am meisten. Die  bewaffneten Konflikte ziehen vor allem aber auch  Zerstörung, Vertreibungen und Angst vor weiterer Gewalt nach sich. Auch der Staat wird durch diese Situation destabilisiert – denn immerhin scheint es so, als sei der Norden des Landes noch weitgehend unter der Kontrolle der beiden Rebellenorganisationen.

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. FARC, ELN ‚join forces‘ to fight foreign companies – Columbia Reports – zuletzt abgerufen am 02.04.2013
  2. Horrific use of child soldiers rising in Colombia, report finds – CNN – zuletzt abgerufen am 02.04.2013
  3. FARC Rebels use children as human shields – Columbia Reports – nicht mehr verfügbar
  4. FARC guerrillas “torture and kill” fleeing adolescent girls – Columbia Politics – zuletzt abgerufen am 02.04.2013
  5. Así obligan a las mujeres a abortar en las Farc – Elespectador – zuletzt abgerufen am 02.04.2013

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