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Costa Rica: Mord an Tierschutzaktivisten zeigt Verflechtung von Drogenhandel und Jagdvergehen

| Bild: © n.v.

Denkt man an den internationalen Drogenhandel, so sind Landschildkröten nicht wirklich etwas, was man damit assoziiert. Und dennoch sind in Costa Rica beide Bereiche auf groteske Weise miteinander verbunden, wie die tragische Ermordung von Jairo Mora Sandoval zeigt.

Der 26-jährige Biologiestudent aus Costa Rica war ein freiwilliger Mitarbeiter der Non-Profit-Organisation Wider Caribbean Sea Turtle Conservation Network (WIDECAST) gewesen und hatte sich gegen den illegalen Raub von Schildkröteneiern engagiert. Diese werden oftmals von Wilderern direkt aus den Nestern gestohlen, um sie zu hohen Preisen als Aphrodisiakum weiter zu verkaufen. Aufgrund seines Einsatzes – WIDECAST-Mitarbeiter patrouillierten oftmals durch besonders gefährdete Gebiete und beschützten die Eier – hatte Mora bereits mehrmals Morddrohungen erhalten. Diese sollen traurige Wirklichkeit werden.

Am 31. Mai wurde Mora, zusammen mit vier weiteren Aktivisten, unter Waffengewalt entführt. Während diese jedoch lediglich ausgesetzt wurden und sich später selbst befreien konnten, wurde am nächsten Morgen Moras Leiche, welche Folterspuren aufwies, aufgefunden. 1) Der Tod Moras hatte großes Entsetzen, sogar über die Landesgrenzen hinaus, hervorgerufen. Nicht nur die Botschaft der Vereinigten Staaten, auch ein Sprecher der Vereinten Nationen hatte Beileid bekundet. 2)

Die Ermittlungen bezüglich der Täter dauern jedoch noch an. Anfangs war noch vermutet worden, dass Wilderer Mora ermordet hätten. 3) Mittlerweile nährt sich jedoch immer mehr der Verdacht, dass Drogenhändler hinter dessen Tötung stecken. Auch WIDECAST-Chef Didiher Chacón ist dieser Meinung. Grund: Der Moin-Strand, den Mora oft bewachte, war nicht nur bei Wilderern, sondern auch bei Kokainschmugglern äußerst beliebt. Oftmals legten sie, zumeist nachts, mit ihren Booten am Strand an, um Drogen aus Südamerika zu entladen. Gesellschaft ist dabei logischerweise eher unerwünscht, weswegen die patrouillierenden Umweltschützer den Drogenhändlern schon seit Langem ein Dorn im Auge waren. 4)

Besonders pikant: Viele stehlen die Schildkröteneier nur, um sich von dem Geld Drogen zu kaufen – oder tauschen sie gar direkt gegen das Rauschgift ein. 5) Schon seit Jahren ist ein deutlicher Anstieg der durch Costa Rica geschmuggelten Drogen zu konstatieren, welcher sich meistens – auch in diesem Falle – in erhöhtem Konsum niederschlägt. 6)

Costa Rica war und ist im regionalen Vergleich ein Land mit hoher Stabilität, zeigt sich dem Kokainkreislauf jedoch ebenfalls nicht wirklich gewachsen. Mittlerweile geht man davon aus, dass Drogen aus dem Land in insgesamt 39 Staaten auf vier Kontinenten weitergeliefert werden. Aufgrund seiner Lage ist Costa Rica nicht nur Bindeglied zwischen Nord- und Südamerika, sondern auch geeigneter Umschlagplatz für Drogen nach Westeuropa und -afrika. Präsidentin Laura Chinchilla meint gar: „Wir sind Gefangene unserer Georgraphie.“ 7) Doch dies ist nur ein Teil der Wahrheit. Auch die Regierung unternimmt nicht genug Anstrengungen, so werden die Strände kaum kontrolliert. Juan Sánchez Ramírez, Ermittler des nationalen Umweltministeriums, spricht „geringer Präsenz der Autoritäten“. Sozialpsychologin Carolina Rizo geht gar noch einen Schritt weiter und meint: „Die Regierung hat in ihren Pflichten versagt.“ 1)

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. Costa Rican Murder Shines Light on Poaching, Drug Nexus – National Geographic – aufgerufen am 21.06.2013
  2. Murdered Costa Rican conservationist had been chased by AK-47-wielding poachers – Tico Times – aufgerufen am 21.06.2013
  3. Costa Rica poachers ‚kill turtle activist‘ – BBC – aufgerufen am 21.06.2013
  4. Jairo Mora Sandoval Dead: Noted Costa Rican Environmentalist Killed – Huffington Post – nicht mehr verfügbar
  5. CR Conservationist Killed by Drug Traffickers? – The Costa Rican Times – aufgerufen am 21.06.2013 (nicht mehr aufrufbar)
  6. Costa Rica Drug Addiction Scene – Narconon – aufgerufen am 21.06.2013
  7. Violence, drug trafficking in Limón is latest in wider struggle against drugs in Costa Rica – Tico Times – Link nicht mehr abrufbar – 23.01.14
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