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Das Stigma des "Straftäters" muß verschwinden

| Bild: © n.v.

Nach 40 Jahren vergeblicher Versuche, den Drogenhandel einzuschränken, nimmt die Diskussion über neue Herangehensweisen immer mehr Fahrt auf.

Sogar die größten Verfechter der harten Linie im Kampf gegen die Drogenwirtschaft scheinen langsam begriffen zu haben, dass neue Strategien gefragt sind, Strategien, bei denen die „kleinen“, nicht-gewalttätigen Drogenkonsumenten der Straße nicht mehr als kriminelle Straftäter betrachten werden, sondern als Opfer unserer heutigen Gesellschaft, die mit professioneller Hilfe von ihrer Sucht befreit werden müssen.

Zu diesem Schluß kommt auch der kürzlich veröffentlichte Bericht über die derzeitige Drogenpolitik der amerikanischen Staaten. 1) Im Bericht treten ein paar erstaunliche Fakten zutage: Es wird geschätzt, dass sich derzeit ca. 330.000 Drogenkriminelle in US-amerikanischen Strafanstalten befinden, mehr als beispielsweise in Ländern wie China, Brasilien, Rußland oder Indien. Obwohl der amerikanische Wähler in vielen Staaten bereits sein Einverständnis für den medizinischen Gebrauch von Marihuana gegeben hat, kämpft die amerikanische Bundesregierung immer noch verbissen gegen eine landesweite Aufweichung der strikten Antidrogengesetze.

Diese engstirnige Haltung kostet den amerikanischen Steuerzahler jährlich knapp 14 Milliarden US-Dollar. So hoch sind die Aufwendungen, die der amerikanische Strafvollzug jährlich diesbezüglich generiert. Hinzu kommt ein deutlich gravierenderes soziales Problem: Millionen von Menschen versuchen verzweifelt, wieder auf dem amerikanischen Arbeitsmarkt Fuß zu fassen, nachdem sie einmal im Laufe ihres Lebens wegen eines nicht-gewalttätigen Drogendelikts Zeit hinter Gittern verbringen mußten. So wird vielen Menschen das ihnen von manchen Gesellschaften auferlegte Stigma des „verurteilten Straftäters“ zum Verhängnis.

Uruguay ist gerade dabei, den Weg für einen staatlich-regulierten Mariuhana-Markt zu ebnen. Sogar in Ländern wie Mexiko, Kolumbien oder Guatemala, die schon seit jeher Verfechter einer „harten Linie“ im Kampf gegen die Drogenwirtschaft waren, ist ein Umdenken im Gange.

Eine staatliche Regulierung von sogenannten „weichen“ Drogen wie Mariuhana könnte eine Möglichkeit sein, die kriminelle Energie aus dem Drogehandel zu nehmen. Hier muß jedes Land selbst entscheiden, welchen Weg es für den richtigen hält. Die Stigmatisierung von Drogensüchtigen zu „Schwerstkriminellen“ hingegen hilft keinem, weder den Betroffenen, die für ihr Leben gebrandmarkt sind, noch den Staaten, die Unsummen für die Verfolgung und Inhaftierung von ihnen ausgeben.

Quelle:

CityWatch: After 40 Years of Drug War Failure, a New Course on Illegal Drugs (nicht mehr abrufbar, 06.11.2013)

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. Organisation of American States: OAS Secretary General Presents Report on the Drug Problem in the Americas