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Los Zetas & ’Ndrangheta – eine globale Verflechtung der Drogenmafia?

| Bild: © n.v.

Die Geschichte der „Zetas“ könnte durchaus aus dem schlechten Drehbuch eines amerikanischen B-Movies stammen: eine Truppe Elitesoldaten kann in den späten 90ern der Versuchung des schnellen Geldes nicht widerstehen, wechselt die Seiten und wird zum bewaffneten Arm des einflussreichen und mächtigen Golf-Kartells. Dieses verliert aber die Kontrolle über die eigensinnigen Ex-Mitglieder der mexikanischen Streitkräfte, welche 2010 schließlich ihre eigene Drogenorganisation gründen. Wegen der brutalen Vorgehensweise und einer enormen technologischen Überlegenheit entwickeln sie sich schnell zum gefürchtetsten Kartell Lateinamerikas, sind vor allem für Enthauptungen und drastische Folter berüchtigt und haben auch kein Skrupel, Gewalt gegen die unbeteiligte Zivilbevölkerung anzuwenden. Seit ihrer Abspaltung kämpfen sie mit ihren früheren Bossen um die Vormachtstellung im Nordosten Mexikos – welche ihnen derzeit aber kaum noch streitig zu machen ist. Insgesamt forderte der Drogenkrieg in Mexiko bereits 70.000 Tote. 1)

Neben Süd- und Mittelamerika gerät nun zunehmend Europa in den Fokus der Zetas. Seit geraumer Zeit erhöhen die mexikanischen und US-amerikanischen Behörden auf beiden Seiten der Grenze den Druck auf die Drogenschmuggler, immer wieder kommt es zu spektakulären Verhaftungen, enorme Mengen an Rauschgift werden konfisziert. Aus diesem Grund versucht das Kartell, neue Geldquellen zu erschließen – und Europa scheint dabei ein besonders ungefährdeter und lukrativer Markt zu sein: fehlende Grenzkontrollen und eine Polizei, die die Kartelle aus Mexiko noch nicht wirklich auf dem Radar hat, erleichtern den Schmuggel. Zudem kann für die gleiche Menge an Rauschgift ungefähr das Dreifache von dem verlangt werden, was man in den Vereinigten Staaten erhält – etwas über 34 Milliarden US-Dollar jährlich setzt allein die Kokainindustrie auf dem alten Kontinent um, die Zahl der Konsumenten hat sich im letzten Jahrzehnt mehr als verdoppelt. Deshalb ist es nicht sonderlich überraschend, dass bereits vor einiger Zeit über die enge Beziehung der Zetas zur clanartig strukturierten kalabrischen Mafia berichtet wurde. Die Ndrangheta überschwemmt die europäischen Staaten wahrscheinlich schon seit mehr als einem Jahrhundert mit Drogen –  und die Zetas haben sich in der Zwischenzeit zu ihrem Hauptliefanten entwickelt. Vor allem die italienische Hafenstadt Gioia Tauro wird von den gemeinsam agierenden Kartellen als Einfallstor für hunderte Tonnen an Kokain und Marihuana genutzt. 2)

Und nicht nur den Zetas können Verbindungen zur italienischen Mafia nachgewiesen werden. Das Golf- und das Sinaloa-Kartell sollen gute Kontakte zur neapolitanischen Camorra pflegen. Eine globale Verflechtung der Drogenmafia ist also schon längst Realität. 3)

Doch die mexikanischen Kartelle treffen in Europa auf bereits existierende Strukturen – vor allem die serbische Mafia lieferte bisher Rauschgift an das organisierte Verbrechen aus Italien. So ist durchaus Konfliktpotential gegeben, denn es darf bezweifelt werden, dass diese nun kampflos das Feld räumen. Das Gegenteil ist der Fall: die osteuropäischen Kartelle versuchten vor kurzem anscheinend sogar in Mexiko Fuß zu fassen, um billiger an Nachschub zu kommen. Jedoch ohne Erfolg: 2011 machten die Zetas dort mit einer serbischen Delegation kurzen Prozess. In Europa sind bisher zumindest größere Zwischenfälle ausgeblieben. Dies scheint aber nur eine Frage der Zeit zu sein… 2)

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. Wikipedia: Los Zetas – 30.9.2013
  2. Insightcrime: Ndrangheta & Zetas – 30.9.2013
  3. Cleveland: Mexican Cartels unloading Drugs in Italy – 30.9.2013

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