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Mexiko: Lokale Gemeinden im Kampf gegen Drogenkartelle

| Bild: © n.v.

Der blutige Drogenkrieg in Mexiko nimmt immer neue Formen an. In den Bergen Zentralmexikos machen sich bewaffnete Bürger auf, eigene Truppen zu bilden und bewaffnet gegen die brutalen Drogenkartelle vorzugehen. Was zu Beginn des Jahres als ein kaum wahrgenommener Selbstverteidigungsakt begann, entwickelt sich nun zu einem ernstzunehmenden Thema. Dutzende Gruppen haben sich mittlerweile in verschiedenen Städten Süd- und Zentralmexikos stationiert. Die Vielfalt der Mitglieder reicht von jungen und aufbegehrenden Erwachsenen bis zu leidenschaftlichen Senioren. Oft haben sie keinerlei Erfahrung im Umgang mit Waffen, bevor sie in die sogenannten „Self-Defense-Groups“ eintreten. 1)

Diese Selbstverteidigungstruppen bildeten sich aus dem einfachen Bedürfnis Sicherheit für ihre Familien, Kinder und Freunde zu schaffen. Laut den Bürgern hat die Staatsgewalt im Kampf gegen die Drogen versagt und die Menschen der grausamen Herrschaft der Kartelle überlassen. Man rechtfertigt sich damit, dass es gar keinen anderen Ausweg gäbe, als selbst bewaffnet gegen die Gewalt, die Entführungen und Missbräuche vorzugehen. 2) Auch wenn sie unabhängig von Staat und aus eigenen Interessen handeln, führt sie ein Mann an: der 55-jährige José Manuel Mireles ist Arzt und Vater von vier Töchtern. Er weiß wie das Leid aussieht, das durch die Drogenkartelle verursacht wird. “We are coming together with only one thing in mind: Kill or be killed,” äußert sich der Arzt dazu, “The only training we have is the courage we have inside.” 1)

Die lokalen Gruppen versuchen sich gegen den Einfluss des drittgrößten Kartells in Mexiko, Knights Templar, zu wehren. Das Kartell ist verantwortlich für den Drogenschmuggel, die Gewalt und die Einschüchterungen sowie die hohe Steuer, die auf fast alle wirtschaftlichen Bereiche der Region gelegt wurde. Wer sich dem Kartell widersetzt, wird entführt oder getötet. 3) Man soll ihnen Respekt zollen, Ehrerbietung zeigen und nicht aufständisch sein. Der Aufstand der „Self-Defense-Groups“ ist ihnen deshalb ein großer Dorn im Auge.

Doch die Kartelle schlagen zurück. Erst letzten Monat fand man in der Nähe der Stadt Los Reyes in Michoacán zwei Leichen an einem Baum aufgehängt. Neben den beiden Körpern eine Drohnachricht an die lokale Selbstverteidigungsgruppe. 4)

Der derzeit amtierende Präsident Pena Nieto weigert sich, die strikte und unbarmherzige Drogenpolitik seines Vorgängers Felipe Calderón weiterzuführen. Während der Amtszeit Calderóns und seinem offenen Kampf gegen die Kartelle starben an die 60 000 Menschen. Pena Nieto verfolgt dagegen eine andere Strategie. Er wirbt für eine „Culture of Peace“, fördert Jobs und soziale Projekte, um Jugendliche davon abzuhalten den Kartellen beizutreten. Während seines ersten Amtsjahres investierte er seine Zeit hauptsächlich darin, eine gründliche Überprüfung des nationalen Schulsystems und des vom Staat geführten Öl-Sektors durchzuführen. Jedoch war er im Mai dieses Jahres, aufgrund der zunehmenden Gewalt in Michoacán dazu gezwungen 3 000 zusätzliche Soldaten in der Region zu stationieren. Deputy Interior Minister Eduardo Sánchez meinte dazu, dass die Soldaten lediglich für den Schutz der Bevölkerung zuständig seien und keine Befehle zur aktiven Bekämpfung der Knights Templar erhalten hätten.

“The Mexican army does not have powers under the constitution to pursue criminals, unless they are caught in flagrante or a warrant is issued by a judge,”

erklärte er bei einem Interview. Sanchez vermutet sogar, dass das mächtige Kartell über eigene organisierte „Self-Defense-Groups“ verfügt, die sie kontrollieren und im korrupten Kampf gegen feindliche Kartelle und die Regierung einsetzen. Sanchez ist sich aber auch sicher, dass die tatsächlichen und unabhängigen Gruppierungen innerhalb des Staates kooperieren und regelmäßig Informationen austauschen.

Durch die Aufstockung des Militärs erhofft sich der Staat eine Verbesserung der Lage und ein gestärktes Sicherheitsgefühl der Bevölkerung. Die ansässigen Menschen reagieren jedoch zwiegespalten. Auf der einen Seite befürchten sie, dass die Soldaten es mehr auf sie, als auf die tatsächlichen Verbrecher abgesehen hätten, auf der anderen Seite scheint sich die Zusammenarbeit zwischen der Regierung und den „Self-Defense-Groups“ jedoch zu verbessern, denn man versucht nun gemeinsam Stützpunkte zu sichern.

“We don’t know if they are helping us or hurting us,” urteilt Misael, Besitzer einer Sägemühle aus der Stadt Coalcoman. 1)

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. Washington Post: In the hills of Michoacan, self-defense groups battle a Mexican drug cartel – aufgerufen am 27.09.13
  2. The Guardian: Mexico: rise of vigilante groups adds to turmoil over crime gangs – aufgerufen am 27.09.13
  3. Daily Caller: In Mexico, citizen militias take up arms to protect their communities – aufgerufen am 27.09.13
  4. foxnews: 3 human heads found in Mexico town where ’self-defense‘ vigilantes are fighting traffickers – aufgerufen am 27.09.13

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