Zum Inhalt springen

Obama: Individuelle Auswirkungen des Marihuana-Konsums weniger gefährlich als die des Alkohol-Konsums

| Bild: © n.v.

Mittlerweile 20 US-Bundesstaaten haben Marihuana zu medizinischen Zwecken legalisiert. 1) Die Bürger Washingtons und Colorados haben sich zusätzlich sogar dazu entschlossen, den Verkauf auch aus nicht-medizinischen Gründen freizugeben. Aktuelle Umfragen besagen, dass gar 56% der Amerikaner für einen legalen Handel sind. 2) In den USA ist also nicht nur die Legalisierungsdebatte, sondern auch der –prozess in vollem Gange. Ganz entscheidend ist hierbei jedoch die Einstufung der Droge durch die US-Bundesregierung: Denn nach Bundesgesetzen ist diese illegal, Anbau und Konsum untersagt. Die Drogenbekämpfungsbehörde (DEA) definiert Marihuana wie Heroin, LSD oder Ecstasy als „Droge mit hohem Missbrauchsrisiko“ ohne anerkannten medizinischen Nutzen. Dennoch möchte das Justizministerium die Gesetze auf regionaler Ebene nicht anfechten. Gleichwohl erwägt die US-Regierung, gegen gewisse Gesetzesbrüche, die im Zusammenhang mit der Verbreitung von Marihuana stehen, vorzugehen. Dazu gehören Profite krimineller Banden, Schmuggel über Staatsgrenzen oder die Weitergabe an Minderjährige. 3)

Angesichts dieser Situation erscheint es kaum verwunderlich, dass sich nun auch US-Präsident Barack Obama zum Thema geäußert hat: Ganz offen konstatierte er, dass ohnehin bekannt sei, dass er als Junge Marihuana geraucht hat. Obama betrachtet die Substanz „als schlechte Angewohnheit und als Laster, nicht sehr anders als die Zigaretten“, welche er den größten Teil seines Erwachsenenlebens geraucht hätte. 4) Nicht nur am Beispiel von Zigaretten, sondern auch anhand von Alkohol relativierte er die Gefahren von Marihuana: „Ich denke nicht, dass es gefährlicher als Alkohol ist“. Die Auswirkungen auf den individuellen Konsumenten seien sogar weniger schädigend als die von Alkohol. 5) Dass das Kiffen dennoch „eine schlechte Idee, Zeitverschwendung und nicht sehr gesund“ sei, lenkt dabei nicht davon ab, dass er die Gefahren hauptsächlich im Umgang mit der Substanz sieht: „Für eine Gesellschaft ist es wichtig, keine Situation zu haben, in der ein großer Teil der Menschen ein oder mehr Mal das Gesetz gebrochen haben und nur wenige Ausgewählte dafür bestraft werden“. 6) Niemand sollte lange Zeit eingesperrt werden, wenn gleichzeitig diejenigen, die diese Gesetze geschrieben haben wahrscheinlich das Gleiche auch schon getan haben. 7) Dass so zum Beispiel junge Menschen aus der Mittelschicht weniger häufig wegen Marihuana-Konsums belangt werden würden als die aus ärmeren Schichten, bereitet ihm Sorgen. 8) In Washington D.C. werden sogar acht Mal so viele Schwarze wie Nicht-Schwarze wegen des Besitzes verhaftet. 9) Obama sagt, dass jene, die beim Konsum erwischt werden, letztlich nicht eingesperrt werden sollten. Das möchte er aber nicht selbst anregen. Denn den Enthusiasmus, dass die Legalisierung all die sozialen Probleme löst, teile er nicht. Colorado und Washington seien vielmehr ein Experiment, eine Herausforderung – auch weil sie einen Diskurs bezüglich anderer Substanzen anstoßen könnten. 7)

Von besonderer Bedeutung erscheint Obamas Auffassung, dass er nicht die Substanz als eigentliches Problem betrachtet; dass sie für sich betrachtet für den Einzelnen sogar weniger schädlich sei als Alkohol. Eine Äußerung, die überraschend ist – widerspricht sie doch diametral der geläufigen Auffassung und praktizierten Drogenpolitik der USA. Jener Nation, die federführend im globalen Kampf gegen die Drogen ist. Gleichwohl Obama für seine verbliebene Amtszeit ausschließt, Marihuana in der ihm verbleibenden Amtszeit zum Thema zu machen, offenbart er, dass er einen anderen Umgang mit dieser Substanz für richtig hält. Dass der mächtigste Mann der Welt diese Aussage trifft, ist etwas ganz und gar Beachtliches. Eine einschneidende Äußerung, die einen Paradigmenwechsel einleiten könnte.

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. Focus: Anleger berauschen sich an Marihuana-Aktien
  2. Bild.de: Wird Amerika zum Kiffer-Paradies?
  3. welt. US-Regierung lässt Legalisierung von Marihuana in Bundesstaaten zu
  4. Zeit.de: Obama hält Marihuana für nicht gefährlicher als Alkohol
  5. Hunffington Post: Obama: Marijuana No More Dangerous Than Alcohol  
  6. BBC: Barack Obama: ‚Marijuana no more dangerous than alcohol‘
  7. Independent: Barack Obama says marijuana is ‘no more dangerous than alcohol’ and users should not be jailed  
  8. Die Presse: Obama: Marihuana ist nicht gefährlicher als Alkohol
  9. Latin Post: President Obama Endorses Legalization Of Marijuana As A Social Justice Issue

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert