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USA beenden Kooperation mit Ecuador im Kampf gegen Drogenschmuggel

| Bild: © n.v.

Die USA haben beschlossen, im September ihr Büro zur Bekämpfung des Drogenchmuggels in Quito, der Hauptstadt Ecuadors, zu schließen. 1) Als Grund dafür wird die mangelnde Kooperationsbereitschaft der ecuadorianischen Behörden angegeben. 2) Zuvor hatte die Regierung des südamerikanischen Landes 20 Soldaten der US-amerikanischen Botschaft des Landes verwiesen, was zu weiteren Spannungen zwischen den beiden Nationen geführt hatte. 3) Durch diese Reduzierungen des amerikanischen Personals setzt sich eine Politik der ecuadorianischen Eigenständigkeit im Kampf gegen den Drogenschmuggel fort, denn schon 2009 wurden Operationen der USA an der Küste Ecuadors beendet, als Präsident Rafael Correa entsprechende Verträge nicht verlängerte. 4)

Die Probleme Ecuadors mit Drogen liegen weniger im Konsum oder im Anbau als in den gewaltigen Mengen an Kokain, die alljährlich durch das Land geschmuggelt werden; 110 Tonnen schaffen es jedes Jahr durch die Kontrollen, vor allem an den Häfen des Landes. Während 2009 noch 68 Tonnen Kokain in Ecuador abgefangen worden sind, waren es 2010, ohne die direkte Hilfe der Amerikaner, nur noch 18. Doch die Ecuadorianer werden erfolgreicher: 2011 wurden 26 Tonnen beschlagnahmt, 2012 42 und zuletzt, 2013, über 57 Tonnen. 4)   5)

Und dennoch: Ungefähr doppelt so viel geht den Fahndern durchs Netz. Für die ausländischen Drogenkartelle ist das lukrativ genug. Und auch wenn nur ein kleiner Teil der geschmuggelten Drogen für den Verkauf in Ecuador selbst gedacht ist 5), bedrohen die kriminellen Organisationen die Bevölkerung in den betroffenen Gebieten enorm. So bekriegen sich zum Beispiel in Manta, in der Provinz Manabi, die beiden Schmugglerbanden Choneros und Queseros, was zu 62 Morden im Jahr 2012 führte. 6) Auch die Fischer auf hoher See geraten ins Visier der Drogenkuriere. Die Kriminellen, auch „Narcos“ genannt, überfallen die Fischerboote, rauben Vorräte und Diesel oder bringen auf den Booten Kokainpakete unter. Sie drohen den Fischern mit grausamen Bestrafungen, sollte sich einer wehren oder die Polizei einschalten. 7) Und selbst wenn die Polizei eingreifen kann: Jährlich werden zwar tausende Menschen festgenommen 5), doch die Gefängnisse sind überfüllt. Zudem glauben Experten, dass kriminelle Organisationen im Gefängnis sogar noch erstarken könnten. 6)

Die Problematik ist der ecuadorianischen Regierung bewusst und vor allem jetzt, weitestgehend ohne amerikanische Hilfe, ist sie darauf angewiesen, selbst konsequente Maßnahmen gegen den Drogenschmuggel und dessen Folgen in Ecuador zu treffen. Dazu peilt sie eine zweigleisige Strategie an. „Wir werden unerbittlich gegen jene Leute vorgehen, die Drogen an unsere Kinder und Jugendliche verkaufen“, so der Direktor der ecuadorianischen Behörde zur Drogenbekämpfung, Juan Carlos Barragán. 5) Gleichzeitig kündigt der Innenminister José Serrano einen Paradigmenwechsel bei den staatlichen Maßnahmen gegen Drogen an: „Wir arbeiten an diesen neuen Gesetzen, um uns weg von einer einschränkenden, verbietenden Perspektive, (…) hin zu einer Perspektive, in der Menschen im Mittelpunkt stehen, zu bewegen.“ 5) Ein hartes Vorgehen gegen die Drogenkartelle auf der einen Seite, Verständnis und Hilfe für die Betroffenen und Opfer auf der anderen.

Aus den Worten sind mittlerweile Taten geworden. Die Regierung hat Truppen in die Küstenregion Manabi 8) und in die Grenzregion zu Kolumbien 5) entsandt. Die Marine benutzt Drohnen, um Schiffe der Drogenkuriere ausfindig zu machen und abzufangen. 9) Außerdem werden mehr gezielte Kontrollen an den Häfen und Grenzen Ecuadors durchgeführt, so dass hier 2013 am viertmeisten Kokain weltweit beschlagnahmt werden konnte. 5)

Gleichzeitig hat Ecuador den Besitz und den Konsum von geringen Mengen an Drogen wie Marihuana und Kokain erlaubt 10); eine Strategie, die in Portugal bereits erfolgreich eingesetzt wird. 11) In betroffenen Gebieten wurden Projekte eingeführt, die den Leuten vor Ort direkt helfen sollen. Konfiszierte Immobilien beispielsweise werden in Zentren für Bildung und Kultur umgewandelt. 5) Dadurch wird nicht nur staatliche Präsenz gezeigt, sondern gleichzeitig verhindert, dass Kinder und Jugendliche in die Kriminalität gezogen werden. Ab 2015 wird zudem ein neues Gesetz in Kraft treten, welches das Bestrafungsmaß für Drogenschmuggler differenzieren soll. Erstmals kann dann auch die Menge der geschmuggelten Drogen in Betracht gezogen werden. Zudem werden Menschen, die zum Schmuggeln gezwungen worden sind, dann als Opfer und nicht als Täter betrachtet. 12)

Kürzlich vereinbarten Ecuador und Uruguay, im Kampf gegen den internationalen Drogenhandel stärker gemeinsam vorzugehen. Dies schließt unter anderem den Austausch von Informationen sowie ein gemeinsames Vorgehen gegen die Drogenkartelle mit ein. 13) Damit zeigen die zwei Länder, dass sie trotz fortschreitender Dekriminalisierung von Drogen die Absicht haben, nachhaltig gegen den Drogenhandel vorzugehen.

Ecuador steht im Kampf gegen Drogen zunehmend auf eigenen Füßen. Dass die USA ihre Unterstützung für das Land in einem solchen Umfang zurückziehen, nimmt die ecuadorianische Regierung gelassen. 14) Denn der südamerikanische Staat ist gewillt, die Bekämpfung des Drogenhandels in die eigene Hand zu nehmen. Innenminister Serrano betont: „Wir verteidigten die Interessen der Vereinigten Staaten. Sie bildeten unsere Polizeikräfte hauptsächlich dazu aus, zu verhindern, dass Drogen in ihr Land kommen, und das ist der Fehler.“ 15) Und auch die USA hat anerkannt, dass Ecuador beeindruckende Erfolge beim Eindämmen des Drogenverkehrs erzielt. 16)

 

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. Ecuador Times, 08.05.2014: The United States close anti-narcotics office in Quito – aufgerufen am 12.05.2014 – Link nicht mehr verfügbar
  2. stopthedrugwar.org, 08.05.2014: US Will Cut Off Anti-Drug Assistance to Ecuador – aufgerufen am 12.05.2014
  3. USA Today, 25.04.2014: Ecuador expels U.S. military group – aufgerufen am 12.05.2014
  4. Globalpost, 21.02.2014: Ecuador, cocaine’s stopover on the way to market – aufgerufen am 12.05.2014
  5. infosurhoy.com, 13.01.2014: Ecuador strikes hard against international drug trafficking – nicht mehr verfügbar
  6. InSightCrime, 17.03.2014: Ecuador’s Cocain Pirates Part 2 – aufgerufen am 12.05.2014
  7. InSightCrime, 14.03.2014: Ecuador’s Cocain Pirates Part 1 – aufgerufen am 12.05.2014
  8. El Universo, 14.11.2013: Militares realizan operativos de patrullaje en norte de Manabí – aufgerufen am 12.05.2014
  9. dialogos-americas.com, 21.11.2013: Uruguay and Ecuador strengthen ties in fight against drug trafficking – nicht mehr verfügbar
  10. TNI: Ecuador – Drug Law Reform in Latin America – aufgerufen 22.9.14
  11. Forbes, 05.07.2011: Ten Years After Decriminalization, Drug Abuse Down by Half in Portugal – aufgerufen am 12.05.2014
  12. Insight Crime, 24.04.2014: Drug Mules Could Be ‚Victims‘ Under New Ecuador Criminal Code – aufgerufen am 12.05.2014
  13. dialogos-americas.com, 21.11.2013: Uruguay and Ecuador strengthen ties in fight against drug trafficking – aufgerufen am 12.05.2014
  14. Ecuador Times, 09.05.2014: Government minimizes the closure of U.S. office – aufgerufen am 12.05.2014 – Link nicht mehr verfügbar
  15. Ecuador Times, 04.06.2013: Interior Minister also seeks drug decriminalization – aufgerufen am 12.05.2014 – Link nicht mehr verfügbar
  16. globalpost.com, 21.02.2014: Ecuador, cocaine’s stopover on the way to market – aufgerufen am 12.05.2014

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