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Der deutsche Kampf gegen Drogen, ein Überblick

| Bild: © n.v.

Basierend auf dem im Mai vorgestellten Zehn-Punkte-Plan stellte heute die sächsische Landesregierung ein Onlineportal zur Bekämpfung des zunehmenden Crystal Meth-Konsums vor. Vorgestellt wird ein Dreisäulenmodell, bestehend aus Prävention, Behandlung und Repression.

Neben umfassender Information der Öffentlichkeit und Betroffener, ist eine verstärkte Kooperation der Sicherheitsbehörden des Freistaats und Tschechien, einem der Hauptproduzenten der gefährlichen synthetischen Droge geplant.

Man wolle „die Quellen für das Teufelszeug austrocknen“, so Innenminister Markus Ulbig.

Das Portal bietet zahlreiche Verlinkungen zu Informationsangeboten zum Thema Drogenprävention und -information und richtet sich neben Betroffenen auch an Familien, Lehrer und Ärzte.

Auch eine auf der Website basierende App befindet sich in Planung. 1)

Das sächsischer Innenministerium befürchtet eine starke Zunahme des Meth-Konsums. Der durchschnittliche Konsument sei 26 Jahre, darunter auch viele Jüngere. Betroffen seien alle gesellschaftlichen Schichten. 2)

Methamphetamin ist keine neue Erfindung. 1938 gab Nazideutschland die Produktion des, dem Crystal Meth ähnlichen, Aufputschmittels „Pervetin“ in Auftrag, um die Leistungsfähigkeit von Frontsoldaten zu erhöhen. Bereits damals zeigte sich das große Suchtpotenzial der Stimulanz, trotzdem war es auch noch in der BRD lange Zeit in Apotheken legal erhältlich, bis es schließlich 1988 aus dem Handel genommen wurde. 3)

Wie in seinen Briefen aus seiner Zeit als Frontsoldat dokumentiert, konsumierte Literat Heinrich Böll während des Zweiten Weltkrieges regelmäßig. Aber auch im Sport war das leistungssteigernde Mittel beliebt: In seiner Biographie gab der Tennisspieler Andre Agassi den Konsum des Rauschmittels zu. 4)

Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler, bezeichnet den steigenden Konsum von neuen, synthetischen Drogen wie Crystal Meth als besondere Gefahr. Vor allem an der bayerisch-tschechischen Grenze würden häufig Schmuggler aufgegriffen. Hier sieht sie in der verstärkten Kooperation deutscher und tschechischer Sicherheitsbehörden einen wichtigen Ansatz. Die diskutierte Teillegalisierung von Cannabis im Berliner Stadtteil Kreuzberg bezeichnet Mortler als „falsches Signal“. Es sei widersprüchlich, den Konsum von legalen Drogen wie Alkohol und Tabak zurückzudrängen, und zugleich illegale Drogen gesellschaftsfähig machen. 5)

Während bundesweit die Zahl erstauffälliger Konsumenten bei Heroin und Kokain rückläufig ist, betrachtet das Bundeskriminalamt die steigenden Konsumentenzahlen synthetischer Drogen, allen voran von Ecstasy (+18%) und Crystal Meth (+7%), mit großer Sorge. Gründe für die zunehmende Verbreitung von Meth, sind neben der leichten Zugänglichkeit auch der geringe Preis. Das kristalline Amphetamin wird günstig und mit legal erhältlichen Zutaten in illegalen tschechischen Drogenküchen hergestellt – und im Anschluss auf Asiamärkten nahe der deutschen Grenze abgesetzt. 6)

Betroffen von der Problematik sind somit vor allem die nahe der tschechischen Grenze gelegenen Bundesländer Bayern und Sachsen. Wie die Suchtkrankenhilfe in Sachsen kürzlich vermeldete, sei „eine weitere massive Zunahme der Hilfesuchenden auf Grund von Sucht- oder Folgeproblemen im Zusammenhang mit Crystal Meth hervorzuheben.“ Meth-Konsumenten wären mit 61% deutlich überrepräsentiert, das entspreche dem 4-5 fachen des Bundesschnitts. 7)

 

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. Sächsische Zeitung: Kampf gegen Crystal jetzt per Internet, aufgerufen am 13.08.2014
  2. SZ-Online: Zehn-Punkte-Plan gegen Crystal, aufgerufen am 13.08.2014 
  3. 3sat: „Wunderpille“ Pervetin: Drogeneinnahme für das Vaterland, aufgerufen am 13.08.2014 
  4. DW: Tödliche Billig-Droge Crystal, aufgerufen am 13.08.2014 
  5. FAZ: Drogenbeauftragte der Regierung: Was verboten ist, bleibt verboten, aufgerufen am 13.08.2014 
  6. Süddeutsche Zeitung: Drogenbericht des BKA – Zahl der Drogentoten gestiegen, Artikel vom 17.4.2014
  7. CLS-Suchtbericht 2013

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