Trinidad und Tobago gilt als bedeutendes Transitland für Kokain auf dem Weg von Kolumbien und Venezuela nach Nordamerika und Europa. Cannabis wird zumeist für den Eigenkonsum produziert, bzw. aus St. Vincent importiert. Der Drogenanbau, -handel und auch der Drogenkonsum gelten im Lande als weit verbreitet. Verschiedene Faktoren seien für die große Bedeutung des Drogenhandels in Trinidad und Tobago verantwortlich zu machen: Einerseits die geografische Lage am Rande des südamerikanischen Kontinents mit z.T. nur sehr schwer zugänglichen und schwer zu überwachenden Küstenabschnitten – und andererseits korrupte und mafiöse Strukturen in verschiedenen Bereichen von Politik und Gesellschaft.
Der Drogenhandel, verbunden mit Bandenkriminalität, gilt als Hauptfaktor für eine hohe Verbrechensrate in Trinidad und Tobago. Vor allem Teile der Hauptstadt von Port of Spain, wie z.B. Laventille und Morvant, gelten als Hochburgen der Drogengangs. Dort sind auch die meisten Mordopfer zu beklagen. So hatte Trinidad und Tobago in den Jahren von 2005 bis 2014 jeweils zwischen 300 und 550 Mordopfer zu beklagen 1) – dies wohlbemerkt bei einer Bevölkerung von ca. 1,3 Millionen Einwohnern. In absoluten Zahlen betrachtet werden in Trinidad und Tobago mehr Menschen ermordet als in Deutschland. Zum Vergleich: In der gesamten Bundesrepublik Deutschland mit ihren 80 Mio. Menschen wurden zuletzt weniger als 300 Menschen pro Jahr ermordet. Auch eine hohe Anzahl an illegalen Waffen in den Händen von Kriminellen und zahlreiche Verbrechen wie bewaffnete Raubüberfälle oder Einbrüche stehen häufig mehr oder weniger im Zusammenhang mit Drogenhandel und Drogenkonsum.
Zugegebenermaßen sind die Profite in Bereichen der Schattenwirtschaft schwerer zu schätzen als z.B. die Umsätze und Gewinne aus legalen Wirtschaftsaktivitäten wie Erdgasexporten oder im Tourismus. Im Folgenden soll jedoch anhand von verschiedenen Beispielen die große Bedeutung des Drogenhandels für Trinidad und Tobago, verbunden mit der Unfähigkeit oder Unwilligkeit von staatlichen Institutionen bei der Bekämpfung dieses Problems, näher dargestellt werden:
Am 4. Mai 2014 wurde die Senatorin und Chefanklägerin Dana Seetahal von einem professionellen Killerkommando in ihrem Auto erschossen. Hochrangige US-amerikanische Quellen machen ein international operierendes Drogenkartell für ihre Ermordung verantwortlich. Dana Seetahal galt als mutige und integre Staatsanwältin, die vehement und furchtlos gegen die organisierte Kriminalität vorgegangen ist. Sie kämpfte für eine Justizreform, um eine höhere Rate von Verurteilungen vor Gericht ermöglichen zu können. In ihren beliebten Zeitungs-Kolumnen kritisierte sie auch Fälle von Korruption in Regierungskreisen. Ihre Mörder konnten bis heute weder identifiziert noch verhaftet werden 2)
Im Dezember 2013 wurde im US-Bundesstaat Virginia Kokain im Wert von ca. 100 Millionen US-Dollar sichergestellt. Die Drogen waren getarnt als Fruchtsaft in Dosen der trinidadischen Firma S.M. Jaleel & Co Ltd in einem Schiffs-Container von Trinidad nach Virginia transportiert worden. 3) Bereits einige Zeit zuvor war ein Mann in Großbritannien verstorben, nachdem er vermeintlichen Fruchtsaft aus Trinidad und Tobago der Firma S.M. Jaleel & Co Ltd getrunken hatte. Fatalerweise hatte der Fruchtsaft aus Trinidad eine tödliche Dosis an flüssigem Kokain enthalten. 4) Die Regierung von Trinidad und Tobago lässt verbreiten, dass man an der Aufdeckung des Drogen-Deals in Virginia beteiligt gewesen sei. Die DEA widerspricht dieser Aussage jedoch umgehend und erklärt öffentlich, es habe sich um einen Zufallstreffer gehandelt 5) In Trinidad und Tobago kam es jedoch bisher zu keinerlei Verhaftung oder Anklage gegen mutmaßlich Verdächtige.
Die Zeitungen in Trinidad und Tobago berichteten wiederholt von einem Mann, dem mehrere Päckchen Kokain operativ aus dem Magen entfernt worden waren, bevor er nach einigen Tagen das Krankenhaus zusammen mit seinem Kokain (diesmal in der Hand oder in einer Reisetasche) wieder verlassen konnte – als freier Mann wohlgemerkt. Der Chefermittler sah jedoch keine ausreichende Beweislage, um Anklage gegen Patient oder Arzt zu erheben. 6)
Kritische Stimmen sehen Trinidad und Tobago bereits auf dem Wege Mexikos in ein von
der Drogenmafia regiertes Land. Andere stellen lediglich fest, dass führende Kräfte in Wirtschaft, Politik, Justiz, Polizei und Verwaltung in den Drogenhandel involviert sind, weshalb Schritte zur Bekämpfung der Drogenproblematik eher halbherzig bis zahnlos auf den Betrachter wirken mögen. Die Zukunft wird zeigen, ob es der Gesellschaft dieses jungen Karibik-Staates gelingen wird, die Geißel des Drogenhandels wirksam zu bekämpfen.
Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)
- TT Crime: Crime in Trinidad & Tobago – aufgerufen 19.11.14 ↩
- The Guardian: Obama Envoy: Dana´s hit ordered by foreign drug cartell – aufgerufen 19.11.14 ↩
- Global Voices: Major US Drug Bust Forces Trinidad & Tobago to Confront Parallel Economy – aufgerufen 19.11.14 ↩
- Mail Online: Man, 33, dies after drinking pear drink laced with lethal amount of COCAINE – aufgerufen 19.11.14 ↩
- Facebook: US Customs officer says they relied on their OWN INTELLIGENCE – aufgerufen 19.11.14 ↩
- Trinidad Express: No Charge for Doc; nicht mehr verfügbar ↩