Zum Inhalt springen

Der Drogenkrieg in Mexiko: Korruption innerhalb des Polizei- und Justizapparats erhöhen den Eskalationsgrad

| Bild: © n.v.

„Sie treten der Staatsmacht auf Augenhöhe entgegen“, sagt der Korruptionsexperte Edgardo Buscaglia von der Columbia-Universität über die mexikanischen Drogenkartelle. In vielen Gegenden in Mexiko haben sie die mexikanische Regierung als Staatsmacht abgelöst. „Es gibt ein Machtvakuum in Teilen Mexikos, und das wird von den Drogenkartellen besetzt“, sagt der Experte für Korruption und organisiertes Verbrechen.

Um sich vor der Willkür der Kartelle zu schützen, haben sich in vielen Teilen Mexikos Menschen zusammengeschlossen und sogenannte Bürgerwehren gegründet. Sie greifen selber zu den Waffen und versuchen, die Aufgaben der hilflosen Polizei zu übernehmen. Bei den sich häufenden gewalttätigen Ausschreitungen spielen sie eine zunehmend zentrale Rolle. 1)

Die Gesetzeshüter scheinen die Kontrolle über die Situation verloren zu haben oder stecken selber zu tief im Drogengeschäft, um für Recht und Ordnung zu sorgen. Der Korruptionsgrad in den mexikanischen Polizei-, Militär- und Justizapparaten gilt als besonders hoch. Daher verwundert es nicht, dass eine Kultur der Rechtlosigkeit herrscht und ein Menschenleben in Mexiko nicht mehr viel wert zu sein scheint.

Seit der ehemalige Präsident Felipe Calderón im Jahr 2006 den Krieg gegen die Drogenkartelle proklamiert hatte, kamen 90 000 Menschen durch Drogengewalt zu Tode, weitere 26 000 werden vermisst. 2) Für den Großteil der Tötungen und Entführungen sind die Drogenkartelle verantwortlich. Diese agieren häufig mit dem Einverständnis der staatlichen Behörden. So kommt es, dass 98 Prozent der Verbrechen von der Justiz nicht bestraft werden. 3)

Auch bei dem Verschwinden der 43 Studenten in Iguala im Oktober 2014 spielten die Polizei und das Militär eine entscheidende Rolle. So habe der Sicherheitschef der Stadt, Francisco Salgado Valladares, angeordnet, die Studenten festzunehmen. Die in der Stadt Iguala ansässige kriminelle Bande, „Guerreros Unidos“ sollen schließlich im Auftrag der Polizei die Studenten getötet haben. Seit diesem Massaker sind der Bürgermeister Igualas und dessen Sicherheitschef untergetaucht. 4) Dieses Verbrechen zeigt auf schonungslose Art und Weise die engen Verflechtungen zwischen Teilen der Sicherheitskräfte und dem organisierten Verbrechen.

Buscaglia ist fest davon überzeugt, dass der Einfluss der Drogenkartelle über die Bestechung der kleinen Polizisten und der Justiz hinausgeht. Demnach reiche die Korruption „bis in höchste politische Ämter“. Untersuchungen der Geheimdienste haben ergeben, dass zwischen 55 und 75 Prozent der Wahlkämpfe in Mexiko durch kriminelle Organisationen manipuliert werden. Demzufolge ist es in Mexiko sehr leicht, höchste Behörden und wichtige Politiker zu korrumpieren.

Er sieht zwei Lösungsansätze, welche das Problem der Drogenkriminalität eindämmen könnten: Erstens müsste man der jungen und arbeitslosen Bevölkerung Perspektiven aufzeigen, um somit den Kartellen den potenziellen Nachwuchs zu entziehen. Zweitens müsste das Vermögen der Kartelle beschlagnahmt werden und gleichzeitig das Geflecht aus legalen Firmen zerstört werden, das die Kartelle für ihre Zwecke nutzen. 5)

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. TAZ: Drogenkrieg in Mexiko: Kampf gegen Kartelle eskaliert – Stand 02.03.2015
  2.  Süddeutsche Zeitung: Stoff ohne Grenzen, Ausgabe Nr. 49, Samstag/ Sonntag, 28.02.2015/ 01.03.2015, S. 13-15
  3. Amnesty Report 2016: Mexiko – Stand 31.5.2017
  4.  Spiegel Online: Massaker an Studenten: Mexikanische Armee entwaffnet Polizei in Iguala – Stand 02.02.2015
  5. Zeit Online: Drogenkriminalität: „Mexiko ist eine Mafiakratie“ – Stand 02.03.2015

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert