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Ist der „War on Drugs“ zum Scheitern verurteilt? – Teil 1

| Bild: © n.v.

44 Jahre nachdem Präsident Nixon den „War on Drugs“ erklärte, ist in vier Bundesstaaten der USA der Verkauf von Marihuana legalisiert worden und die meisten Amerikaner unterstützen die Legalisierung.
Überall auf der Welt wurden die Drogengesetze gelockert, von Uruguay bis Portugal, von Jamaika bis in die Tschechische Republik.
In einem Bericht des BBC World Service wurden vier Experten zum Thema befragt.

Eine dieser Experten ist Bonny Klapper, ehemalige US-Staatsanwältin, welche sich hauptsächlich mit Drogendelikten beschäftigte. Nach vielen Jahren der Verfolgung von Drogenhändlern und Konsumenten entwickelte sich bei ihr eine wachsende Frustration. Mit diesem Ansatz wurde sie eine Befürworterin der Legalisierung und Entkriminalisierung. Denn die Menschen, die sie anklagte, waren nicht nur Drogenhändler. Sie waren Mütter und Väter. Bonny Klapper fing an, Interesse für diese Menschen zu entwickeln: Warum verkaufen sie Drogen?
Ihrer Meinung nach sollte der rechtliche Ansatz dramatisch verändert werden.
Wenn man in Ländern wie Kolumbien nicht aus einer wohlhabenden Familie kommt oder keine gute Ausbildung genießt, sind die Drogen oftmals der einzige Weg, die Familie aus der Armut zu holen.
Drogenhändler werden verfolgt, sie werden festgenommen und am nächsten Tag eröffnet jemand neues an derselben Stelle der Straße sein Drogengeschäft. Auch bei den Drogenhändlern, die auf sehr hohem Niveau arbeiten, läuft es nicht anders. Sie werden verhaftet und morgen übernimmt jemand anderes ihren Platz, egal in welchem Land.
Auch die Art und Weise, wie mit den Drogenkonsumenten umgegangen wird, ist laut Klapper fehlerhaft.
Das Gefängnissystem ist eine Katastrophe und es gibt so gut wie keine Rehabilitation und Therapie. Es ist nicht wirksam, Personen einzusperren, die Drogenprobleme haben.
Wir kämpfen einen Krieg, der so wie wir kämpfen, nicht gewonnen werden kann.
Der Krieg selbst steht unentschieden und Bonny Klapper glaubt, dass es auf unbestimmte Zeit so bleiben wird. Es sei denn, es gibt eine dramatische Veränderung in unserem Ansatz zu Drogen und zum Drogenhandel.

Professor Peter Reuter von der School of Public Policy an der Universität von Maryland ist seit Jahrzehnten einer der führenden Akademiker im Bereich der Drogenpolitik.
Der Krieg gegen die Drogen wurde teilweise durch seine Rhetorik geprägt.
Er denkt, dass es um eine Veränderung geht. Der „War on Drugs“ wird eine immer weniger plausible Metapher zur Beschreibung von Politik. Er denkt für die absehbare Zukunft, dass der Umgang mit Drogen zu einem gesundheitspolitischen Thema werden wird.
In gewissem Sinne ist das aggressive Drogenverbot ein Experiment, was nicht gut geht. „Wir müssen versuchen, bessere Wege zu finden“, so Reuter.
Wenn man sich die Zahl der Menschen, die aufgrund von Drogendelikten im Gefängnis sitzen, ansieht, zumindest in den USA, kann dies als wichtiger Indikator für den derzeitigen Wandel der aktuellen Politik gewertet werden. Nicht dramatisch, aber sie sind definitiv am Sinken und viele Staaten verändern etwas, welche diesen Rückgang beschleunigen, wie zum Beispiel Entkriminalisierung.
Reuter vergleicht die Liberalisierung der Drogengesetze mit der Legalisierung von Glücksspielen 1931 in Nevada, wie dem Lotteriespiel. Die staatliche Regulierung wird der Schlüssel.
Das Lotteriespiel wurde immer als eine schlechte Sache gesehen. Dann wurde es verstaatlicht, um dem organisierten Verbrechen die hohen Profite zu entziehen. Aber das Ergebnis war, dass die staatlichen Lotterien die aggressivsten Veranstalter durch Werbung wurden. Die Menschen wurden und werden angelockt. Ein gutes Beispiel dafür ist Las Vegas. Diese Stadt steht für Casinos mit ihren Glücksspielen.
Er meint, dass der Alkohol noch zu stark vom Staat gefördert wird und die staatliche Tabakpolitik sich dahingehend inzwischen deutlich repressiver verhält. Selbst wenn es ein staatliches Monopol zur Förderung von Marihuana gäbe, bestünde laut Reuter eine erhebliche Gefahr – und zwar die Werbung. Man kann nicht ernsthaft behaupten, dass die Marihuana-Legalisierung nicht zu mehr Marihuana-Abhängigkeit führen würde. 1)

Morgen gibt es noch von zwei Experten jeweils eine Stellungnahme zu dem Thema „Ist der „War on Drugs“ zum Scheitern verurteilt?“.

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. BBC: Has the war on drugs been lost? – stand: 23.03.15

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