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Die Entstehung eines afrikanischen Drogenstaates : Kenia

| Bild: © n.v.

Letzte Woche in Nairobi: Der Gouverneur Evans Kidero sagt mit hochgezogener Augenbraue, dass Drogenhändler mit den Einnahmen aus dem illegalen Handel die Erbringung von städtischen Dienstleistungen übernehmen. Kidero behauptet, dass ungenannte Personen mit dem illegalen Handel verbunden seien. Die Drogenkartelle versuchen, sich Machtpositionen und Autorität zu erkaufen. Diese Art der organisierten Kriminalität hat großen Erfolg in Teilen Lateinamerikas, darunter Kolumbien und Guatemala. Der afrikanische Kontinent hat noch nicht das kriminelle Niveau Lateinamerikas erreicht. Lediglich Guinea-Bissau weißt ein ähnliches auf. Der Staat wurde auch als erster afrikanischer Drogenstaat bezeichnet. Dort werden nahezu alle Institutionen der Regierung von den Drogenkartellen kontrolliert.
Guinea-Bissaus´Entstehung als wichtiger Knotenpunkt für Kokainlieferungen zeigt, wie Drogenhändler den Wahlprozess für sich einsetzen können, um dort Fuß zu fassen.
Angeblich finanzierten im Jahr 2005 kolumbianische Drogenhändler die aufwendige Kampagne zur Wiederwahl des Präsidenten von Guinea-Bissau, João Bernardo Vieira. Dieser wurde im Jahr 2009 vom Militär ermordet. Die Vermögensreserven in Guinea-Bissau stiegen angeblich von 33 Mio. US-Dollar im Jahr 2003 auf 174 Mio. US-Dollar im Jahre 2008, ein Zeitraum, in dem es nur sehr geringe Zuflüsse ausländischer Direktinvestitionen und Geberhilfe gab. Auch in weiteren Regionen Westafrikas gewinnt der Drogenhandel und das organisierte Verbrechen an Einfluss: Schätzungen zufolge wird Kokain im Wert von 1,2 Milliarden Dollar durch die Region nach Europa und Nordamerika geschmuggelt.
Im Jahr 2009 wurde eine ausgebrannte Boeing 727 in der Wüste im Norden Malis nahe der Stadt Gao gefunden. Ermittler stellten fest, dass das Flugzeug zwischen sieben und elf Tonnen Kokain transportiert hatte. Obwohl es zunächst so schien, als wäre es ein Flugzeugabsturz gewesen, ergab die Untersuchung, dass es tatsächlich gelandet war und die Ladung ausgeladen wurde. Daraufhin wurde das Flugzeug vermutlich von den Drogenschmugglern in Brand gesteckt.
Es besteht die weit verbreitete Besorgnis, dass Westafrika – ähnlich wie Mexiko, Mittelamerika, die Karibik und Brasilien – eine Zunahme der Gewalt erleben könnte. Der Staat wird langsam destabilisiert durch die Verbreitung der illegalen Geschäfte. Es scheint so, als ob sich Kenia in einem relativ gesunden Zustand befinden würde. Dennoch besteht das Risiko eines Zerfalls von innen. Kenia entwickelt sich mehr und mehr zu einem wichtigen Geldwäsche-Land. Auch aufgrund geringer Kontrollen und seiner Nähe zu Somalia. Im Jahr 2010 fand die erstaunlich hohe Summe von 2,1 Milliarden Dollar (das entspricht 3,8Prozent des BIP, also fast die Hälfte des gesamten Export Kenias) ihren Weg in die kenianische Wirtschaft, ohne dass die Regierung fähig war, die Quelle zu nennen. Es bleibt ungelöst, woher dieser Betrag kommen konnte.
Die Experten befürchten, dass härtere Gesetze das Wirtschaftswachstum beeinträchtigen könnten, da das Drogengeld derart tief in der kenianischen Wirtschaft verwurzelt ist. Ein Vorteil für Kenia ist, dass der Staat noch nicht in die routinemäßig weit verbreiteten kriminellen Praktiken verwickelt ist und damit noch keinen vollständigen kriminellen Zustand erreicht hat. Aber das Land ist eindeutig auf dem Weg zu einem dubiosen Status. 1)

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. Mail & Guardian Africa: The making of an African narco-state: Drugs, crime and dirty money are new big threats – nicht mehr verfügbar

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