Zum Inhalt springen

Fortschritte bei der Marihuana-Reform in Chile

| Bild: © n.v.

Ein Ausschuss des chilenischen Kongresses hat einen Teil des Weges für die Legalisierung von Marihuana gepflastert. Der persönliche Konsum soll entkriminalisiert und für medizinische Zwecke erlaubt werden. Dies könnte schließlich den Schmuggel von Marihuana aus Paraguay untergraben. 1) Marihuana würde somit aus der Liste der harten Drogen entfernt werden und die Einstufung als weiche Droge wie Alkohol erhalten.
Am 6. März 2015 hat der Gesundheitsausschuss des Abgeordnetenhauses einen Gesetzentwurf gebilligt, der es ermöglichen soll, dass Personen die über 18 Jahre alt sind, bis zu zehn Gramm Marihuana besitzen dürfen und maximal sechs Pflanzen im eigenen Haus anbauen können. Jedoch würde der Konsum in der Öffentlichkeit weiterhin verboten bleiben.
Chile braucht eine neue Drogenpolitik. Ein sehr komplexes Thema, das weit über Cannabis hinausgeht. 2) Dass es ein Gesetz wird, davon ist man noch weit entfernt. Die Reform muss noch vom chilenischen Kongress genehmigt werden.
Die Marihuana-Liberalisierung hat sich in Chile in den letzten Jahren sehr bewegt. Der Konsum innerhalb einer historisch konservativen Bevölkerung ist gestiegen, besonders bei der jüngeren Generation. Letztes Jahr im Oktober startete das erste Pilotprojekt für medizinisches Cannabis, welches in Chile angebaut wird. Präsidentin Michelle Bachelet hatte bereits signalisiert, dass Teile der chilenischen Bevölkerung einer Reform der Drogenpolitik gegenüber offen seien.

Die Reform des Drogenkontrollgesetzes würde den Menschen ermöglichen, ihr eigenes Marihuana für Freizeitzwecke anzubauen. Dies könnte den lukrativen Schmuggel von Paraguay nach Bolivien und Argentinien nach Chile schwächen.
Ein großer Teil des Marihuanas in Chile kommt aus Paraguay, welches der größte Produzent von Cannabis in Südamerika ist. Der Preis in Paraguay für ein Kilo beträgt 45 US-Dollar, während in Chile das gleiche Kilo für 800 bis 900 US-Dollar verkauft werden kann. Dieser riesige Preisunterschied macht den Schmuggel nach Chile sehr profitabel.
Wenn Chiles Reform den Menschen ermöglicht ihr eigenes Cannabis anzubauen, könnte man die Gewinnspanne des illegal gehandelten Marihuanas aus Paraguay verringern.
Bemerkenswert ist, dass die vorgeschlagene Änderung der Strafen nicht auf Mulis zutreffen würde. Mulis sind Menschen, die über die peruanische und bolivianische Grenze Drogen nach Nord-Chile transportieren. Diese Menschen haben meist einen einkommensschwachen Hintergrund. Ihnen wird versprochen, viel Geld für wenig Risiko zu bekommen.
Chiles Ansatz spiegelt genau die sogenannte „Legalisierung ohne Kommerzialisierung“ in Washington D.C. wider. Diese bedeutet, dass der persönliche Verbrauch sowie die Produktion von Marihuana erlaubt wären, aber alle Verkäufe verboten. Das chilenische Rauschgiftkontrollgesetz würde den kommerziellen Verkauf der Pflanze wie in den US-amerikanischen Bundesstaaten Colorado und Washington nicht regeln.

Die Vereinten Nationen, die dafür verantwortlich sind, internationale Rauschgiftvereinbarungen zu beaufsichtigen, haben Lateinamerikas zusätzliche Anstrengungen für die Reformierung der Drogenkontrollgesetze kritisiert. Lateinamerika habe angefangen, den Drogenkonsum wie ein Gesundheitsproblem zu behandeln, so der Vorwurf 1) Für einige wirkt die Entkriminalisierung von Marihuana radikal. Aber die Bereitschaft der chilenischen Regierung, das Problem anzugehen und einen Gesetzentwurf zur Eindämmung unnötiger Kriminalisierung vorzulegen, ist ein Schritt für die neue Drogenpolitik, die derzeit in Lateinamerika Aufwind erfährt. 3)

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. Insightcrime: Marijuana Reform Advances in Chile – Stand: 20.04.2015
  2. Panampost: Marijuana Bill Takes First Steps in Chile’s Congress – Stand: 20.04.2015
  3. Cannabis Culture: Legalisation Of Marijuana For Personal Use Approved By Health Commission – Artikel vom 9.04.2015

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert