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Nicaragua: Versagen der Polizei im „War on Drugs“

| Bild: © n.v.

Eine Drogenfahndung endete für eine unschuldige Familie in Nicaragua tödlich. Drei Personen kamen ums Leben, darunter zwei Kinder.

Nicaragua ist ein wichtiger Transitstaat für südamerikanische Drogen, die nach Nordamerika geschmuggelt werden sollen. Im Jahr 2012 wurden 80 Prozent des gesamten Kokains, das in die USA eingeführt wurde, über eine Schmuggelroute durch Nicaragua geschleust. Mehrere Tonnen Kokain werden so wöchentlich weitertransportiert. 1)

In der Bevölkerung wird das Drogenproblem akzeptiert. Vor allem die vorherrschende Armut verleitet einfache Leute sogar dazu vor der Polizei flüchtende Schmuggler zu unterstützen. Die Polizei ist teilweise korrupt und gibt oft gegen Geld beschlagnahmtes Kokain wieder frei. Auch weite, unbewohnte und somit für die Polizei schwer überwachbare Landstriche fördern den Drogenschmuggel in Nicaragua – und die daraus resultierende vermehrte Verfügbarkeit der unterschiedlichen Drogen auch den Drogenkonsum. Trotzdem wird der Drogenhandel in Nicaragua von der eigenen Gesellschaft nicht unbedingt als enormes Problem angesehen. Vor allem deshalb, weil sich unterschiedliche Drogenkartelle in Nicaragua weitaus friedlicher bzw. gewaltfreier als in anderen Zentren des Drogenhandels wie zum Beispiel Mexiko verhalten. 2)

Nicaragua setzt in seinem Kampf gegen Drogen auf eine strenge Grenzüberwachung. Immer wieder werden Kokain, Waffen und auch Drogengeld beschlagnahmt. Die Effektivität dieser Strategie lässt jedoch, bedenkt man das Gesamtvolumen des Drogenhandels in Nicaragua, zu wünschen übrig. Deshalb vertraut man seit 2012 auch auf Freiwillige aus der Bevölkerung, die eng mit der Drogenfahndung kooperieren und Auskünfte geben.

Doch so gemäßigt sich die Drogenkartelle in Nicaragua auch verhalten, der Drogenkrieg forderte Anfang dieser Woche drei weitere Opfer. Eine unschuldige und unbeteiligte Familie verlor bei einer Drogenrazzia drei ihrer Angehörigen, darunter auch zwei Kinder. Trotz russischer Unterstützung in der Ausbildung der Drogenfahnder in Nicaragua leistete sich diese Sondereinheit der Polizei einen unwiderruflichen Fehltritt.

Die Polizei erwartete einen Drogentransfer, als ein Fahrzeug mit 8 Insassen sie passierte. Das Feuer wurde eröffnet. Die Drogenfahndung schoss, mit der Vermutung die erwarteten Drogendealer zu attackieren, ohne Skrupel mehrmals auf das verdächtige Auto. 3)

Nicht nur das tragische Schicksal der Familie ist zu bedauern. Erschreckend ist auch die gewaltsame und skrupellose Vorgehensweise der Staatsgewalt gegen Drogenkriminalität. Hier versucht sich die Polizei zu rechtfertigen: Selbst nach mehrmaliger Aufforderung, machte das unbekannte Fahrzeug angeblich keinen Anschein rechts ranzufahren. 4)

Hieraus ergeben sich deutlich die Fragen: Ist eine solche Rücksichtslosigkeit bei dem alleinigen Verdacht der Kriminalität überhaupt in irgendeiner Weise rechtfertigbar? Und wie wenig muss ein Menschenleben in einem Land wiegen, um eine solche Brutalität der Drogenfahndung zu tolerieren?

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. US Department of State: 2013 INCSR: Country Reports – Moldova through Singapore – aufgerufen am 14.7.2015
  2. Latein Amerika Nachrichten: Die Monatszeitschrift: Gottes Geschenke bringen Geld – aufgerufen am 14.7.2015
  3. Latin Times: Nicaragua Anti-Drug Raid Turns Deadly After Police Kill 3 Innocent People, Including 2 Kids – aufgerufen am 14.7.2015
  4. Insight Crime: Nicaragua Police Under Fire After Massacre of Family – aufgerufen am 14.7.2015

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