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Gastbeitrag: Australien schlittert in eine Drogenkrise

| Bild: © n.v.

Wenn Menschen an Australien denken, erscheint ihnen das Bild einer wunderschönen Insel, wo die Sonne immer scheint. Aber diese Insel beherrscht eine Drogenkrise wie nie zuvor. Crystal Meth, bzw. Ice, verwüstet Australien, besonders kleine Städte in abgelegenen Gegenden.

Die Mehrheit des Ice wird in China hergestellt und erreicht Australien über andere asiatische Länder, z.B. Indonesien und die Philippinen. 1) Die Droge wird über ein komplexes kriminelles Netzwerk vermarktet. Große, internationale Drogenkartelle arbeiten mit lokalen Bikergruppen zusammen, die die Droge in Australien verkaufen. Das Ziel sind junge, ungeschützte und gelangweilte Menschen. 2) Ein ehemaliger Drogenhändler, der anonym bleiben will, berichtet: Er war erst 11 Jahre alt, als er von einer Bikergruppe rekrutiert wurde, um Drogenhändler zu werden. Mit 13 rauchte er Ice und mit 15 wurde er angelernt, Meth selber zu kochen – er bekam keine Schutzkleidung. Heute bezahlt er dafür mit seiner Gesundheit. Er ist jetzt 19, aber leidet an vielen Krankheiten, einschließlich Arthritis. 3)

Menschen in abgelegenen Gebieten sind anfälliger, in das Drogengeschäft verwickelt zu werden, weil die kleinen Städte unter armseligen Verhältnisse leiden. Es gibt weniger Möglichkeiten zu arbeiten und weniger Freizeitmöglichkeiten als in den größeren Städten. Diese Umstände verschärfen sich durch einen Mangel an SozialarbeiterInnen und Polizei, um die Täter festzunehmen. Deshalb haben die Bikergruppen ein sehr leichtes Ziel gefunden, um einen riesigen Gewinn zu machen. 4)

Australien bietet einen sehr lukrativen Markt für Ice-Drogenhändler, da dort besonders hohe Gewinne erzielt werden können. 5)

Schließlich bezahlen die abhängigen Konsumenten AU$700 (450 Euro) für ein Gramm des Ice. Obwohl Ice sehr teuer ist, wird Australien regelmaßig als das größte Verbraucherland in der englischen Sprachenwelt angeführt. Deshalb nutzen die Drogenhändler diesen Preis aus und machen einen riesigen Gewinn. 6)

Ein kürzlich veröffentlichter Bericht der australischen Regierung zeigt, dass sich die Anzahl an Ice-süchtigen Patienten drastisch vergrößert hat- von 130.000 im Jahr 2010 auf 290.000 im Jahr 2013. Deshalb ist es klar, dass die Bedrohung durch Ice nicht nur momentan real ist, sondern vermutlich erst den Anfang markiert. 7)
Ice ist eine sehr süchtig machende Droge. Bereits nach dem ersten Mal ist man abhängig und das Leben beginnt außer Kontrolle zu geraten. Unter dem Einfluss von Ice werden die Leute sehr aggressiv und ihre Stärke wird intensiver als normal, also „super human“. In einem Fall, im Bundesstaat New South Wales, waren 12 Männer nötig, um einen Mann, der nur 60 Kilo wog und unter dem Einfluss von Ice stand, unter Kontrolle zu bringen. 8)

Diese Auswirkungen von Ice haben nicht nur auf die Konsumenten negative Effekte, sondern auch auf ihre Familien, Freunde und die gesamte Gesellschaft. Viele Leben sind von Ice zerstört worden. Ele Wilde vom Riverland Domestic Violence Service erzählt von Kindern, die von ihren Eltern nicht mehr beachtet wurden und von Tür zu Tür gehen mussten, um Essen zu finden. Weil sie so verzweifelt waren, mussten sie auch Essen verstecken – für den Fall, dass es einmal nichts zum Abendessen gibt. 9)

Regelmäßige Ice Benutzer haben auch ein erhöhtes Risiko, an erheblichen Krankheiten zu leiden – körperlich und psychisch.

Laut einem ehemaligen Polizeileiter, der heutzutage die Staatstaskforce gegen Methamphetamin leitet, gibt es keine eindeutige Lösung in Bezug auf die Behandlung von Drogenabhängigen. Obwohl es wichtig ist, die Verbrecher verbunden mit Ice festzunehmen und zu bestrafen, und damit kriminelle Netzwerke zu stören, zeigen Verbrechensstatistiken, dass in Australien Beschlagnahmungen und Verhaftungen zu Drogendelikten auf einer absoluten Rekordhöhe sind. Die Nutzung von Drogen verbleibt aber auf einem hohen Niveau.

Ein weiterer Vorschlag ist, stärker die Gesundheit in den Fokus zu nehmen, statt die Personen zu kriminalisieren. Viele Gesundheitsorganisationen haben diesen Ansatz schon aufgegriffen: Sie wollen die persönlichen Umstände, die hinter der Sucht stehen, herausfinden, um dann mit den Patienten an der Verbesserung ihrer Lebenssituation zu arbeiten. 4)

-Shannon Harrison, Australien

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. NDARC: Fact Sheet- Ice/Chrystal – nicht mehr verfügbar
  2. news.com.au: Four Corners: Australian country towns in ice epidemic – zuletzt aufgerufen am 13.10.2015
  3. ABC News: Crystal meth: Former drug lab cook recruited at age 11 as outlaw motorbike gangs push drugs in rural towns – zuletzt aufgerufen am 13.10.2015
  4. ILLAWARRA Mercury: Use of ‚ice‘ in rural and regional Australia is public health issue – zuletzt aufgerufen am 13.10.2015
  5. ABC News: Australians paying an ‘astronomical’ amount for drug ice compared to other countries as demand doubles – zuletzt aufgerufen am 13.10.2015
  6. Herald Sun: Australia warned ist ice problem is reaching pandemic proportions – zuletzt aufgerufen am 13.10.2015
  7. ABC News: No silver bullet to fix Australia’s ice scourge, drug taskforce warns – zuletzt aufgerufen am 13.10.2015
  8. Daily Telegraph: Ice addict ‚ gouged out eyes and ate them‘ – zuletzt aufgerufen am 13.10.2015
  9. ABC News: Ice forum hears from boy who was 14 when his dad first gave him methamphetamine – zuletzt aufgerufe am 13.10.2015

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