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Indien wird zu einem Zentrum des Drogenschmuggels

| Bild: © Adam88x - Dreamstime

Indien erfuhr in den letzten Jahren einen enormen wirtschaftlichen Aufschwung: Das asiatische Land gilt als ein Paradebeispiel auf dem Weg zu einer Industrienation. Mit der wirtschaftlichen Stärkung wächst auch die Mittel- und Oberschicht, die sich mehr leisten kann. Zur Bekämpfung von Stress und Unsicherheit in der Arbeit herrscht auch eine steigende Nachfrage an Drogen. Kokain wird immer populärer – und das Land somit lukrativer für den Drogenhandel. 1)

Indien wird zu einem Zentrum des Drogenschmuggels. Das Kokain, das in Indien auftaucht, ist nicht nur für das Land selbst bestimmt. Um ihre Spuren zu verwischen, verwenden Drogenkartelle aus Lateinamerika verstärkt die Route über Südasien, um Märkte in ganz Asien, Europa und sogar Nordamerika zu bedienen. Sie profitieren von laxeren Sicherheitsvorkehrungen an den Häfen, Bestechlichkeit von Polizeibeamten und der guten Integration Indiens in den internationalen Seehandel. 2)  Zusätzlich sind in Indien Chemikalien erhältlich, mit denen aus der Koka-Paste Kokain hergestellt wird. 3)

Die Menge an Drogen, die in Indien beschlagnahmt wurde, hat sich zwischen 2009 und 2013 fast verdreifacht. 2)  Im Zuge der Massen an Kokain, die Indien passieren, steigt auch die Zahl der Abhängigen und damit die Nachfrage. Für die lateinamerikanischen Drogenkartelle eröffnet sich damit auch ein neuer Abnehmermarkt. Diese Entwicklung könnte sich in den nächsten Jahren noch rapide verstärken. 4)

Drogenkonsum in Indien ist generell ein Problem. Vor allem in ärmeren Bevölkerungsschichten ist der Konsum von Opium, Heroin und zunehmend auch Methamphetamin weit verbreitet. Besonders Heroin ist leicht zugänglich, da sich Indien zwischen den zwei Hauptanbaugebieten befindet- dem Goldenen Halbmond ( Afghanistan, Iran, Pakistan) und dem Goldenen Dreieck ( Thailand, Laos, Myanmar). 5) Viele Menschen ohne Perspektive geraten leicht in eine Abhängigkeit. Dies zeigt vielschichtige Auswirkungen: Viele Familien werden noch ärmer, da Familienmitglieder Geld brauchen, um den Konsum zu finanzieren, krank werden oder sterben. Dadurch werden ganze Familien zerstört. Weil die Anzahl an Süchtigen sehr hoch ist, resultieren die negativen Auswirkungen einer Abhängigkeit auf die Gesundhei in gravierenden ökonomischen Schäden für die ganze Gesellschaft. Außerdem gewinnen durch steigende Nachfrage an illegalen Drogen zunehmend mafiöse Banden an Einfluss, was Korruption und allgemein eine höhere Kriminalitätsrate fördert.

Problematisch ist auch das soziale Stigma, das in Indien mit Sucht verbunden ist. Obwohl die Anzahl an Drogenabhängigen sehr hoch ist, werden Süchtige oft als Schuldige behandelt. Der Staat unternimmt wenig und widmet sich dem Problem nicht, medizinische und psychologische Betreuung fehlt also für die meisten Betroffenen völlig. 6)

Dies birgt die Gefahr, dass der organisierten Kriminalität der Weg geebnet wird. Mit dem Drogenhandel gehen Korruption, Bandenkriminalität und ein Kreislauf der Armut einher. 7)

Dass das Land einen wirtschaftlichen Aufschwung erlebt, sollte zunehmend auch dafür genutzt werden, der Gesellschaft im Ganzen zu besseren Perspektiven für Gesundheit und Wohlstand zu verhelfen.

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. theguardian: India becomes cocaine trafficking centre as drugs follow rise of rich – zuletzt aufgerufen am 14.10.2015
  2. Reuters: Cocaine smugglers turn to South Asia for new routes, markets – zuletzt aufgerufen am 14.10.2015
  3. hindustantimes: India hot spot for Colombian drug cartels – zuletzt aufgerufen am 14.10.2015
  4. Quartz India: India’s cocaine addiction is worsening- and South American drug cartels are lining up – zuletzt aufgerufen am 14.10.2015
  5. DHS: Illegale Drogen – zuletzt aufgerufen am 14.10.2015
  6. Neue Zürcher Zeitung: Die verlorene Generation des Punjab – zuletzt aufgerufen am 14.10.2015
  7. The Times Of India: Hyderabad in the stranglehold of growing drug menace – zuletzt aufgerufen am 14.10.2015

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