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Wird die Legalisierung von Marihuana Gefängnisse entlasten?

| Bild: © Yellowj - Dreamstime.com

In den USA spielt die Drogenpolitik anlässlich des Wahlkampfes um das Amt des Präsidenten wieder eine Rolle. Diskutiert wird, ob durch die Beendigung des War on Drugs, die amerikanischen Gefängnisse entlastet würden und sich auch das rassische Ungleichgewicht der Häftlinge ändere.

Nach dem US-Justice Department sind 37,5 Prozent aller landesweit Gefangenen dunkelhäutig. Proportional zu ihrem Anteil an der Gesamtbevölkerung seien sie dreimal stärker vertreten als Häftlinge anderer Herkunft. Senator Randy Paul meint auch, es lägen Unverhältnismäßigkeiten vor: Es gäbe mindestens ein Beispiel eines Prominenten, der zugibt, Marihuana in der High-School geraucht zu haben, dennoch seien die Leute, die mit Gefängnisstrafen büßen müssten, meistens einkommensschwache Afro- und Latein-Amerikaner, nicht aber reiche Kids, die auch Drogen konsumierten. Nebenbei: Der ehemalige Gouverneur Floridas, Jeb Bush, hat zugegeben, als Jugendlicher Marihuana in der High-School geraucht zu haben. Letzten Donnerstag gab der Demokrat Bernie Sanders bekannt, sich für die Legalisierung von Marihuana auszusprechen, weil in den Vereinigten Staaten durch Haftstrafen für gewaltfreie Verbrechen zu viele Menschenleben zerstört würden. Auf der einen Seite ließe der Rechtsstaat kriminelle CEOs der Wallstreet laufen, auf der anderen Seite würden Marihuana rauchende, junge Leute unverhältnismäßig oft eingesperrt. Auch Hilary Clinton stimmt mit der Idee überein, Haftstrafen für Marihuana-Konsumenten einzudämmen. In den amerikanischen Gefängnissen sei ein relativ großer Anteil der Bevölkerung eingesperrt, die für gewaltfreie Verstöße, größenteils im Bezug auf Marihuana, verklagt worden wären. Die republikanische Politikerin Carly Fiorina meint sogar, zwei Drittel aller Haftstrafen seien gewaltloser Verbrechen wegen und meist in Bezug auf Drogen. 1)

Diese Behauptungen stimmen nicht mit den aktuellen Daten des US-Justice Department überein. Demnach liege der Prozentsatz drogenbezüglich erteilter Haftstrafen im Jahre 2014 bei 19,5 Prozent. Auch seien die meisten Delikte bedingt durch den illegalen Handel mit Heroin, Kokain und Meth, nicht aber durch „Marihuana rauchen“. 2) Auch wenn in der Zeitspanne zwischen den Jahren 1980 und 2009 die Zahl der Gefängnishäftlinge um 363 Prozent gestiegen ist – von 294.000 auf 1.362.000 – kann ein aktueller Abfall des Trends verzeichnet werden. Zudem seien nur 21 Prozent der Zunahme auf Drogendelikte zurückzuführen, und das eher in der Zeitspanne zwischen den Jahren 1980 und 1989, laut eines Berichts des Professors für Rechtswissenschaften, John Pfaff. Über 50 Prozent des Anstiegs seien Gewaltdelikten zuzuordnen. Die durchschnittliche Haftdauer betrage für Drogendelikte auch nur ein Jahr. 3)
Solchen Statistiken nach hätte eine Beendigung des War on Drugs keinen Einfluss auf eine Verringerung der Haftzahlen und eine Veränderung der rassischen Disparität, wie so oft behauptet. Würden in den USA beispielsweise alle 208.000 wegen Drogendelikten staatlich Inhaftierten freigelassen, läge der Anteil afro-amerikanischer Gefangener bei 37 Prozent, nicht mehr bei 37,5 Prozent. 1)

Dennoch könnte die hohe Inhaftierungsrate im Falle der Legalisierung von Marihuana gesenkt werden. Dies geschehe aber eben nicht in dem oft von Politikern angepriesenen Umfang, die versuchten, den aktuellen Ansprüchen der Gesellschaft gerecht zu werden. Denn viele amerikanische Bürger verfolgten die Utopie der sinkenden Haftzahlen bei gleichzeitigem Ausbleiben eines Anstiegs an Gewaltverbrechen, um Milliarden Steuergelder einzusparen und sich dem internationalen Spott zu entziehen. Der einzige Weg Haftzahlen zu verringern sei, die Dauer und Frequenz von Haftstrafen zu vermindern und gleichzeitig die Ursachen für Gewaltdelikte zu bekämpfen. 1)

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. washingtonpost.com: Ending the War on Drugs – Zuletzt aufgerufen am 15.10.2015
  2. bjs.gov: Prisoners in 2014 – Zuletzt aufgerufen am 15.10.2015
  3. harvardjol.com: Symposium Drug Policy – nicht mehr verfügbar

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