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Kokain-Konsum bedroht den Regenwald

| Bild: © Juliengrondin - Dreamstime.com

Die wenigsten Menschen, die Kokain konsumieren, machen sich dabei Gedanken um den Regenwald – sollten sie aber. Der Drogenanbau und –handel gefährdet zunehmend den Erhalt der mittel- und südamerikanischen Regenwälder. Die Artenvielfalt, das Ökosystem und auch indigene Gemeinden sind dadurch einer erheblichen Gefährdung ausgesetzt.

Die USA versucht, den Drogenhandel bereits auf der Route in die Vereinigten Staaten mit militärischen Mitteln einzudämmen. Dadurch verschwinden die Kartelle aber nicht einfach: Der Rückzugsort wird immer weiter in abgelegene und unübersichtliche Gebiete wie den Regenwald verlagert. Dort wird dieser zunehmend abgeholzt, um Landebahnen für die Drogenlieferungen und beispielsweise Viehzuchten als Nebenverdienst und zur Geldwäsche aufzubauen. Besonders in Zentralamerika ist diese Entwicklung empfindlich zu spüren: Seit in Honduras, Nicaragua und Guatemala der Drogenhandel laut US-Behörden enorm zugenommen hat, wird auch deutlich mehr Regenwald abgeholzt. 1)

Seit einiger Zeit gibt es immer häufiger Fälle von Ureinwohnern, die den Kontakt zur „Zivilisation“ suchen, um Nahrung und andere Hilfe zu erbitten. Neben Rohstoffsuchern, Wilderern und Ölbohrteams zerstören Drogenschmuggler immer öfter die Dörfer der Menschen und vertreiben diese. 2)  Oft werden die Indigenen auch gezwungen, für die Drogenkartelle zu arbeiten. 3)

Außerdem verstärkt der Drogenhandel den Effekt von illegaler Abholzung. Sobald Drogenkartelle ihren Machtbereich auf ein bestimmtes Gebiet ausgeweitet haben, ist es wahrscheinlicher, dass dort andere illegale Abholzung stattfinden kann: Da es durch die Macht der Drogenkartelle immer gefährlicher wird, diese Gebiete  zu schützen, lassen sich viele ortsansässige Offizielle bestechen. Damit nehmen illegale Holzgewinnung und landwirtschaftliche Expansion in den Regenwaldgebieten zu. Die Regierung sieht dabei oft weg. 4)

Um aus der Kokapaste Kokain herzustellen, werden giftige Chemikalien verwendet – diese werden aus den Laboren im Regenwald unreguliert in Gewässer und die Umwelt abgeleitet. Pro Jahr gelangen so mehr als 20 Millionen Liter an giftigen Chemikalien in die Flussläufe des Amazonas. Dies gefährdet die Trinkwasserqualität, vergiftet das Erdreich und viele gefährdete Tier- und Pflanzenarten. 5)

Auch Eradikationsprogramme der USA haben in den vergangenen Jahren in den Anbauländern dem Regenwald massiv geschadet: Besprühungen mit Pestiziden von vermeintlichen Drogenfeldern störten das Ökosystem und ließen viele Kleinbauern in den Regenwald abwandern, wo sie sich besseren Schutz für sich und ihre Felder versprachen. 4)

Dadurch wird das Ökosystem mit der immensen Biodiversität der mittelamerikanischen Regenwälder empfindlich gestört. 3) Schon jetzt trägt der Verlust von Regenwäldern jährlich zwischen sechs und 12 Prozent zu den weltweiten CO2-Emissionen bei. 6)

Das macht klar, dass auch die Reaktion auf den Drogenhandel, so zum Beispiel der weit propagierte War on Drugs der USA maßgeblich mit der Zerstörung von Regenwald zusammenhängt – und es nötig ist, diese Maßnahmen zu überdenken.

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. Deutschlandfunk: Narko-Kartelle lassen Regenwald abholzen – Stand 14.04.2016
  2. Welt: Wie soll man mit Indianern umgehen? – Stand 14.04.2016
  3. The Guardian: Deforestation of Central America rises as Mexico’s war on drugs moves south – Stand 14.04.2016
  4. National Geographic: Drug Trafficking Poses Surprising Threats to Rain Forests, Scientists Find – Stand 14.04.2016
  5. Count the Costs: The War on Drugs: Causing Deforestation and Pollution – Stand 14.04.2016
  6. live science: Deforestation – Stand 14.04.2016

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