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Yaba in Thailand: Meth-Pillen mit Fruchtgeschmack treiben Kinder in die Sucht

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Vor zwei Wochen wurde im Zuge der Verhaftung eines Ehepaares im Norden Thailands  ein gefährlicher Trend im dortigen Drogenhandel deutlich: Dealer verkaufen vermehrt Yaba-Pillen mit Fruchtgeschmack an Kinder und Jugendliche, um diese in die Abhängigkeit zu treiben.1

„Yaba“ bedeutet auch „verrücktmachende Medizin“ und bezeichnet eine Mischung aus Koffein und Methamphetaminen. Angeblich wurde die Substanz im 2.Weltkrieg unter dem Namen „Pervitin“ eingesetzt, um deutsche Soldaten wach und leistungsfähig zu halten, weswegen sie auch als „Nazi Speed“ bekannt ist.2 In Thailand ist die Droge am meisten verbreitet, allein im Norden des Landes wurden 2013 etwa 33.000 Menschen aufgrund von Besitz und Handel mit Yaba festgenommen. Insbesondere Angehörige ethnischer Minderheiten bzw. der sogenannten Bergvölker sind aufgrund von Arbeitslosigkeit am Drogengeschäft beteiligt. Die meistens Produktionsstätten von Yaba-Pillen befinden sich jedoch nicht in Thailand, sondern in Myanmar. Im Gegensatz zu Schlafmohnfeldern, welche für die Herstellung von Opiaten und Heroin benötigt werden, sind Methamphetamin-Labore sehr unauffällig.3  Zudem machen die kostengünstige Produktion, die hohe Abnehmerzahl und das große Suchtpotential der Droge die Herstellung von sowie den Handel mit Yaba attraktiv.

Für viele Jugendliche im „goldenen Dreieck“ stellt die Pille die perfekte Möglichkeit dar, sowohl die Schule zu besuchen, als auch ihre Eltern durch Arbeit finanziell zu unterstützen. Zumindest scheint es so, denn Yaba gestattet es Konsumenten, mehrere Tage lang ohne Schlaf auszukommen. Wie bei jeder Methamphetamin-basierten Droge kommt es jedoch schnell zu Abhängigkeit und  Nebenwirkungen. Anstatt also überdurchschnittlich leistungsfähig zu bleiben, sind die Jugendlichen bald ohne die Droge zu nichts mehr fähig.4

Etwa 1,5 Milliarden Yaba-Pillen wurden 2014 nach Schätzungen des Narcotic Suppression Bureau (NSB) von Myanmar nach Thailand geschmuggelt. Während die Droge sich in ganz Asien ausbreitet, ist die Polizei angesichts der schwer aufzufindenden Labore und der Größe dieser „Drogenflut“ machtlos.3 In Thailand waren 2014 rund 75 Prozent der Drogenabhängigen in Behandlung Yaba-Konsumenten.5

Mit verantwortlich für den Drogenkonsum thailändischer Jugendlicher ist der vermehrte Anbau von Gummibäumen. Kautschuk bringt in Thailand weit mehr Geld als andere landwirtschaftliche Produkte und wird daher bevorzugt für den Export produziert. Um das Material unter der Gummibaumrinde in flüssiger Form gewinnen zu können, ist jedoch nächtliche Arbeit nötig – tagsüber härtet es in der Hitze aus. Somit greifen bereits junge, in der Landwirtschaft tätige Thailänder auf Yaba zurück, um diese Arbeit leisten zu können.6

Auch in den Städten greift der Konsum unter Kindern und Jugendlichen um sich. Bevorzugt ärmere Kinder werden in den Städten von Dealern als Drogenkuriere benutzt und geraten so selbst in die Abhängigkeit, werden statt mit Geld mit Pillen bezahlt.4

Das vor zwei Wochen verhaftete Ehepaar hatte 138 Speed-Pillen bei sich, gestand jedoch zusätzlich, rund 2.000 Yaba-Pillen in Bangkok erworben und bereits wieder verkauft zu haben. Es berichtete zudem, dass bereits mehrere Drogenbanden auf den Verkauf von Yaba-Pillen spezialisiert seien.1 In Bangkok kostet eine Pille ca. 20 Dollar.3

Die urspünglich rötlichen Yaba-Pillen gibt es nun auch in lila, pink, orange und grün.7 Um den Jugendlichen die bitter schmeckende Droge zu versüßen, werden Geschmacksrichtungen wie Orange, Vanille, Erdbeere und sogar Schokolade kreiert.5 Ihre fruchtigen und farbenfrohen Produkte vertreiben die Drogenhändler inzwischen sogar über Facebook.

Kinder und Jugendliche sind also Zielgruppe und Abnehmer einer Droge, die neben einer schweren Abhängigkeit auch Halluzinationen, Angstzuständen und Psychosen7 sowie Nieren- und Hirnschäden verursachen kann.3

Die Polizei in Thailand ist machtlos, Yaba gibt es weiterhin an jeder Ecke zu kaufen. Angebot und Nachfrage sind riesig. Die Droge wird nicht nur in Hinblick auf ihre Zielgruppe modifiziert: In den letzten Jahren ist die Methamphetamin-Konzentration der Pille gestiegen. In Kombination mit Koffein – also in Form von Yaba – sei dieser Wirkstoff noch schädlicher als Heroin.

Anonym berichtet ein 17jähriger Thailänder über seine Yaba-Abhängigkeit: „Ich dachte mir, Wie schlimm kann schon eine einzige Pille sein?“ Also nahm ich sie. Sie zerstörte mein Leben.“5

  1. der-farang.com: Yaba-Pillen mit Fruchtgeschmack – Stand 08.04.2016 [] []
  2. huffingtonpost.com: ‚Yaba‘ Meth sold as Candy to Children in Thailand – Stand 08.04.2016 []
  3. zeit.de: Opium ist out – Stand 08.04.2016 [] [] [] []
  4. talkingdrugs.org: Yaba: The Crazy Medicine of the Golden Triangle – Stand 08.04.2016 [] []
  5. thewatershedtexas.com: Yaba: Thai Drug Dealers Get Kids Hooked On New Meth Candy – Stand 08.04.2016 [] [] []
  6. aljazeera.com: Drug addiction grows on Thai rubber farms – Stand 08.04.2016 []
  7. theguardian.com: Meth drug makers lure children in Thailand with sweet-coated yaba pills – Stand 08.04.2016 [] []

2 Gedanken zu „Yaba in Thailand: Meth-Pillen mit Fruchtgeschmack treiben Kinder in die Sucht“

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