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Argentinien: Lukrativer Dreh- und Angelpunkt für Drogenkartelle

Kokainhandel

| Bild: © Robtek [All rights reserved] - Dreamstime

Seit einigen Jahren ist Argentinien das Drehkreuz für den internationalen Drogenhandel. Weitführend unbewohnte und unzugängliche Regionen sowie unkontrollierte Wege über Flüsse, Straßen, Häfen und Grenzen machen das Land für den illegalen Schmuggel enorm attraktiv. Die Ankündigungen der Regierung, die Vorgehensweise zu verschärfen und striktere Sanktionen zu verhängen, scheint die Kartelle kaum zu interessieren.

Das „Wall Street Journal“ vermerkt, dass seit 1999 gerade einmal sieben größere Geldwäschefälle aufgedeckt wurden, weshalb Kartelle aus Kolumbien, Peru und Mexiko gerade in Argentinien in Grundstücke und Luxusvillen investieren und sich sicher fühlen. Sie versuchen sich dort in dem Markt zu etablieren und so ihre Geschäfte auszuweiten. Offiziellen US-Angaben zufolge werden jährlich ungefähr 70 Tonnen Kokain importiert. Argentinien zählt somit zu dem fünftwichtigsten Transitland für den Kokainhandel nach Europa und Asien. Die Drogen werden mit Kleinflugzeugen ins Land gebracht und als Pakete abgeworfen. Nachdem nur 17 Prozent des Landes Radarüberwacht werden, ist es fast unmöglich, diese Pakete vor den Kartellen abzufangen. Von einzelnen kleineren Regionalhäfen werden sie nach Europa verschifft, woher die größte Nachfrage nach Kokain kommt.

Präsident Macri hat nun den Drogen den Krieg erklärt. Verdächtige Flugzeuge können per Notfallgesetz abgeschossen werden. Es sollen neue Militärflugzeuge angeschafft und die Grenzposten aufgerüstet werden. Experten haben große Bedenken bezüglich des ausgerufenen „War on Drugs“ der argentinischen Regierung. Sie fürchten, dass sich die Lage ähnlich dem Drogenkrieg in Mexiko drastisch verschlimmert. Der Drogenkonsum habe sich seit dem Jahr 2000 bereits verdreifacht, die Anzahl der Toten steigt und die Bandenkriminalität wächst. 1)

In Buenos Aires sind vor allem die Slums, auch „villas“ bezeichnet, stark vom Drogengeschäft betroffen. In diesen „villas“ führen insgesamt zehn Banden blutige Kriege um Territorien. Es kommt immer wieder zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Banden, der Polizei und Sicherheitskräften. Ein großes Problem stellt dabei die Korruption und die Geldwäsche in hohen Rängen dar. Die kriminellen Gruppen erkennen das Machtvakuum des Staates in diesen armen Gebieten und setzen ihre eigenen Normen und Rechtsformen durch. Mittlerweile wurden sogar urbane Laboratorien zum Produzieren von Kokain in Teilen von den Slums errichtet. 2)

Die argentinische Regierung muss eingreifen, jedoch anders als bisher. Die Korruption und das Machtvakuum müssen unter Kontrolle gebracht werden sowie die Sicherheitsüberwachungen. Das ist jedoch bei einem so großen Land schwierig, weshalb noch kein baldiges Ende der Drogenproblematik in Sicht ist.

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. ORF.at: Drogenkartelle setzen auf Argentinien, „Guter Transitpunkt“; Artikel vom 09.09.16
  2. InSight Crime: South America’s Drug Slums: Jurisdiction of Organized Crime; Artikel vom 08.09.16

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