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Drogenkartelle verlagern ihr Geschäft nach Guinea

Lange Zeit war Guinea-Bissau der Dreh- und Angelpunkt des Kokainschmuggels südamerikanischer Kartelle nach Europa. Durch den internationalen Druck und die Aufmerksamkeit verlagern jedoch nun immer mehr Drogenkartelle ihr Geschäft in das Nachbarland Guinea. In Guinea-Bissau wurde der illegale Drogenhandel bereits mithilfe von US- und UN-Truppen eingedämpft, allerdings leidet das Land noch immer an extremer Armut und verheerenden Missständen. | Bild: © n.v.

Lange Zeit war Guinea-Bissau der Dreh- und Angelpunkt des Kokainschmuggels südamerikanischer Kartelle nach Europa. Durch den internationalen Druck und die Aufmerksamkeit verlagern jedoch nun immer mehr Drogenkartelle ihr Geschäft in das Nachbarland Guinea. In Guinea-Bissau wurde der illegale Drogenhandel bereits mithilfe von US- und UN-Truppen eingedämpft, allerdings leidet das Land noch immer an extremer Armut und verheerenden Missständen. Der größte Erfolgstag war die Festnahme des damaligen Generalstabschefs der Marine Na Tchuto im Jahr 2013 wegen Kokainschmuggels in die USA. Seither ist das Drogengeschäft merklich geschrumpft.
Das Land kämpft dennoch mühsam gegen die übrig geblieben Drogenbanden. Seit 2011 wurden laut dem UNODC 34.000 Kilogramm Kokain und 22.000 Kilogramm Marihuana in dem Transitland beschlagnahmt. 2014 und 2015, während der letzten Amtszeit der Justizministerin Pires, wurden gerade einmal 13,5 Kilogramm Kokain sichergestellt und fünfzehn Personen wegen Drogenhandel inhaftiert. Diese schrumpfenden Zahlen liegen jedoch nicht nur an der zurückgegangenen Drogenwirtschaft, sondern vielmehr an den fehlenden finanziellen Mitteln, stärker einzugreifen. Die Regierung hat keine einsatzfähigen Boote oder verantwortliche Polizeiaußenposten um die Schmuggler aufzuhalten und einzusperren. 1)

Nachdem korrumpierte Politiker damals Entwicklungshilfegelder abgefangen und in Luxusvillen investiert haben, gibt es kaum noch Geldgeber. Dadurch wird zusätzlich die soziale Ungleichheit größer. Die Menschen, die nicht am Kokaingeschäft beteiligt sind, haben kaum noch Chancen. Die Cashewnuss-Wirtschaft gibt es zwar noch, allerdings fließen die meisten verfügbaren Gelder in die Drogenwirtschaft, weshalb die Alternative kaum beizubehalten ist. 2)

Die Kartelle fühlen sich in Bissau, vor allem seit der Inhaftierung von Na Tchuto, unter Druck gesetzt und wollen der internationalen Aufmerksamkeit entkommen. Interpol, die UN und weitere europäische Behörden versuchen den Drogenhandel in Westafrika unter Kontrolle zu bekommen und haben besonders Bissau im Visier. Somit haben die Kartelle ihre Aktivitäten vermehrt auf das größere Nachbarland Guinea und dessen Hauptstadt Conakry verlagert. Unter dem damaligen Diktator Conté war Guinea bereits Umschlagplatz für Kokain. Als dieser 2008 verstarb, wurde der Drogenhandel erstmals erheblich eingedämmt- bis heute. Aktuell wird das Schmuggelgeschäft über Guinea wieder größer und sogar der Kokainkonsum nimmt erstmalig zu. Die internationalen Banden bezahlen ihre lokalen Hilfskräfte nun häufiger mit Naturalien als mit Geld, sodass das Angebot auf dem Schwarzmarkt boomt und das Kokain hier für niedrige Preise verkauft wird.

Die wiederaufkommende Drogenwirtschaft und das organisierte Verbrechen schadet Guinea. Internationale Experten vermuten, dass ein Großteil der Drogeneinnahmen in Immobilien gewaschen wird, in Fischerei oder Bergbauunternehmen, die zum reinen Selbstzweck gegründet werden. Einheimische Beamte behaupten sogar, dass die Verbreitung des Ebola-Virus 2014 „binnen zwei Wochen“ gestoppt werden hätte können, wenn der Staat und damit auch das Gesundheitssystem nicht korrumpiert wäre. Die Einheimischen wünschen sich internationale Unterstützung, um Druck auf die guineische Regierung aufzubauen und somit die Korruption und das organisierte Verbrechen zu stoppen. Die Demokratie des Landes ist gefährdet. 3)

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. the Guardian: Guinea-Bissau struggles to end its role in global drugs trade; Artikel vom 07.01.16
  2. IRIN: Cocaine-related graft erodes Guinea-Bissau governance; Artikel vom 10.06.13
  3. Süddeutsche Zeitung: Guinea, Am Drogen-Highway Nummer 10; Artikel vom 31.07.16

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