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Myanmar: Warum der zweitgrößte Opiumproduzent der Welt nicht von der Drogenwirtschaft wegkommt

Burmesin mit Opiumpfeife

| Bild: © Digitalpress - Dreamstime.com

Myanmar ist neben Afghanistan der zweitgrößte Opiumhersteller der Welt und der wichtigste Heroinlieferant Asiens.
Das Drogengeschäft finanziert einen der längsten Konflikte der Welt: Den Krieg zwischen der Zentralarmee und den verschiedenen Rebellengruppen, die für Unabhängigkeit von der Regierung und vom Staat kämpfen. Der Anbau von Schlafmohn hat sich innerhalb der letzten zehn Jahre verdreifacht. Myanmar ist durch den Krieg und die voreinst herrschende Militärdiktatur zerstört und völlig verarmt. Viele Menschen sehen im Drogengeschäft ihre einzige Möglichkeit zu überleben, denn sonst gibt es meist keine andere Arbeit. Wer kein Mohn anbaut, verhungert. 1) Diese Aussage bekräftigt der burmesische Bauer U Aung Soe. Er hat rund 1.268 US-Dollar in Zuckerrohrplantagen investiert, um vom Schlafmohn unabhängig zu werden. Mit der Zeit ist der Preis für Zuckerrohr jedoch extrem gefallen, sodass der Mann sein gesamtes Erspartes verloren hat. Zwei Jahre lang war er arbeitslos und konnte nur knapp überleben. Die UNO möchte die Bauern ebenfalls mit alternative Anbauprodukte wie Kaffeebohnen unterstützen, doch das ist, wie U Aung Soe anmerkt, sehr schwer: „In unseren Herzen wollen wir von dem illegalen Anbau weg, aber es ist oft die einzige Chance, die wir haben. Es gibt einfach keine andere Ernte, von der wir wirklich leben können.“ 2)

Laut der UNO werden bereits 55.000 Hektar zum Anbau von Schlafmohn verwendet und die Zahl wächst. Die Regierung und der Staat handeln zu langsam, weshalb sich Volksbewegungen aus Aktivisten, jungen Menschen und Christen herausgebildet haben, die sich die Zerstörung der Schlafmohnfelder als oberste Priorität gesetzt haben. Es handelt sich bei diesen Volksbewegungen um tausende Männer und Frauen, die besonders wegen der hohen Drogensuchtrate junger Menschen besorgt sind und mit Waffen, Helmen und weiterer Ausrüstung die Opiumfelder vernichten. Die Regierung wollte dieses Durchgreifen nun verbieten, da viele Widerstandskämpfer bereits durch bewaffnete Bauern oder Landminen umgekommen sind. 3)

Den Kampf gegen Drogen erschwert zusätzlich die Korruption. Es ist bekannt, dass während der Militärdiktatur einige Generäle durch den Opium-Handel zu Multimillionären wurden. Zudem finanzieren einige Drogenbarone Infrastrukturausbauten und werden dadurch von Generälen geduldet. Sowohl Mitglieder der Regierung als auch der Widerstandskämpfer sind selbst in das Drogengeschäft verwickelt und korrumpiert. Experten sprechen von einer einzigen „Drogenökonomie“, in der teilweise sogar mit Drogen bezahlt werde. Solange sich die Drogensituation nicht ändert, werde es in Myanmar keinen Frieden geben.

Eines der größten Probleme ist außerdem die Sucht. Es spritzen sich bereits 90.000 Burmesen Heroin – die Möglichkeit von dieser Sucht wegzukommen hat jedoch kaum jemand. Im ganzen Land gibt es bislang nur zwanzig Therapiezentren. Wer mit Drogen erwischt wird, wird inhaftiert und bekommt keine Hilfe. Der Regierungschef möchte einschreiten und hat nun den Kampf gegen Drogen öffentlich verkündet. Der Weg wird schwer: Die wenigsten Menschen sind sich der Folgen bewusst, das Heroin ist billig und das Geschäft boomt. Ob und wie die Regierung etwas verändern kann, wird sich in der Zukunft zeigen. 4)

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. DW: Myanmar hilflos vor Drogenproblem; Artikel vom 26.06.16
  2. South China Morning Post:  Will Myanmar’s economy ever kick ist opium habit?; Artikel vom 27.08.16
  3. South China Morning Post: Grassroots activists myanmar take anti-drug war into own hands; Artikel vom 26.02.16
  4. SRF: Burma: Ein Land im Drogenrausch; Artikel vom 23.08.16

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