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Kann „Narcos“ Drogenaufklärung betreiben?

| Bild: © n.v.

Die US-amerikanische Dramaserie Narcos erzählt von Pablo Escobars Aufstieg im Drogengeschäft der 70er Jahre durch den Export von Kokain. Dabei werden sowohl die enormen Gewinne und das exzessive Leben Escobars als auch die Schattenseiten der Drogenwirtschaft gezeigt. Hinter dem Millionengeschäft stehen ausbeuterische Verhältnisse, Brutalität und Korruption, aber auch eine extreme Nachfrage nach Kokain in den USA. Der Konflikt zwischen den kolumbianischen Behörden, US-amerikanischen Soldaten und der Drogenmafia nimmt dabei teilweise Ausmaße eines Bürgerkrieges an. 1)

Das zentrale Gesicht der Serie ist Pablo Escobar. Er wird heute als einer der reichsten und gefährlichsten Kriminellen aller Zeiten eingeschätzt. Der 1949 geborene Kolumbianer stieg Anfang der 1970er Jahre ins Kokaingeschäft ein. Durch seine Zusammenarbeit mit dem Medellín-Kartell und die nützliche geographische Lage Kolumbiens kontrollierte er letztendlich über 80 Prozent des Kokainexports in die USA. In der Blüte seines Lebens wurden unter Escobar täglich mehr als 15 Tonnen Kokain nach Norden geschmuggelt, was den Kartellen wöchentlich ca. 420 Millionen Dollar einbrachte. 2) Seine Drogenökonomie wurde allerdings von Terrorkampagnen, Auseinandersetzungen mit dem Staat und sehr vielen Toten begleitet. Die damaligen Kämpfe und Anschläge haben die Bewohner der kolumbianischen Stadt Medellín bis heute nicht vergessen. Das zeigen auch durch Bombenanschläge zerstörte Statuen in der Metropole. 3)

Wagner Moura ist einer der Hauptdarsteller der Serie Narcos. In einem Interview sprechen Moura und der Enthüllungsautor Roberto Saviano über die Serie und ihre Relevanz im heutigen Umgang mit Drogen. Sie sehen die Serie als Möglichkeit an, den grundlegenden Konflikt der Drogenökonomie einem breiten Publikum näher zu bringen. Narcos prangert eine grundlegende kriminelle Dynamik an, „die zwar jeden Tag beschrieben wird, dabei aber keinerlei Eindruck auf die öffentliche Meinung hinterlässt“. Zudem veranschaulicht sie „das Versagen und die Niederlage im Krieg gegen die Drogen“, wie er in den letzten Jahrzehnten in Mittel- und Südamerika geführt wurde. 4) Moura sieht den damaligen Krieg gegen die Drogen als eine aus den USA stammende Strategie an, die in den südamerikanischen Ländern wenig Wirkung zeigt. Die USA als Konsumland der Droge Kokain thematisieren das Schicksal derer, die durch den Konsum von Drogen gestorben sind. Daher setzten sie auch ein staatliches Verbot der Herstellung und extreme Maßnahmen bei Verstößen durch. Die realen Konflikte in den produzierenden und exportierenden Ländern lassen sich durch ein Verbot allerdings nicht lösen. Dadurch wird die Produktion nur auf den Schwarzmarkt verdrängt, unter der eine Vielzahl an Menschen leiden. 4)

Inwiefern diese Analysen zutreffend sind, kann diskutiert werden. Unbestritten ist allerdings, dass Narcos einen Hype um die Geschichte Pablo Escobars und die damaligen Drogenkonflikte schürt. Man kann darauf hoffen, dass durch die Zurschaustellung der damaligen Gewalt einige Menschen, die sich weniger mit dem Thema auseinander setzen, auf die heutigen Missstände in den Produktions- und Transitländern der Drogenökonomie aufmerksam gemacht werden. 3)

Auf diesen Effekt hofft Wagner Moura. Allerdings gibt er zu, auch einiges an Missfallen in der kolumbianischen Bevölkerung über Narcos mitzubekommen. Denn obwohl die Serie im optimalen Fall als Aufklärungsmöglichkeit genutzt wird, können auch Stereotypen bestätigt, Gewaltszenen verherrlicht oder historische und persönliche Tragödien als Unterhaltungsprogramm genutzt werden. Ob die von Moura erhoffte Botschaft tatsächlich beim Publikum ankommt, bleibt offen. 4)

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. Wikipedia: Narcos – zuletzt aktualisiert am 12.09.2016
  2. Bio: Pablo Escobar Biography – zuletzt aktualisiert am 08.07.2016
  3. Welt: Auf den Spuren von Kolumbiens Kokain-König – 25.06.2015
  4. Welt: Der Krieg gegen die Drogen ist ein Fehlschlag – 19.09.2016

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