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Guatemala: Drogenschmuggel, Korruption und das Scheitern der internationalen Zusammenarbeit?

Guatemala ist ein Transitland für alle möglichen Rauschmittel aus Kolumbien, die nach Nordamerika oder Europa weiter transportiert werden. Schätzungen zufolge werden jedes Jahr bis zu zweihundert Tonnen durch das Land geschleust. | Bild: © n.v.

Guatemala hat seit Jahren ein großes Drogenproblem. Aus der Perspektivlosigkeit heraus schließen sich schon Kinder in den Städten dem Drogenhandel an, oft werden sie kriminell, süchtig und fallen den Drogenkriegen zum Opfer. Die Polizei hat es längst aufgegeben, in die von Banden besetzten Viertel vorzudringen 1)

Guatemala selbst produziert nur in sehr geringem Maße Rauschgifte, die Zwischenlagerung und der Weitertransport von Drogen – meist Kokain –ist jedoch ebenfalls ein sehr lohnenswertes Geschäft. In der Hauptstadt Guatemalas sind so viele Drogen im Umlauf, dass jeden Freitag alle von der Polizei konfiszierten und sichergestellten Rauschmittel verbrannt werden. Guatemala ist ein Transitland für alle möglichen Rauschmittel aus Kolumbien, die nach Nordamerika oder Europa weiter transportiert werden. Schätzungen zufolge werden jedes Jahr bis zu zweihundert Tonnen durch das Land geschleust.

In Verbindung mit der Drogenmaffia ist Korruption ein sehr großes Problem in Guatemala. Meist sind die Drogenbosse sehr gut organisiert, haben eine bessere Ausrüstung und höhere finanzielle Mittel als die Polizei. Für sie ist es daher ein Leichtes, andere – auch die Polizei selbst – zu bestechen und ihren Willen durchzusetzen. Innerhalb von zwei Jahren gab es fünf verschiedene Kommissare an der Spitze der Drogenpolizei, sie alle wurden aufgrund von Korruptionsvorwürfen entlassen. 2)

Guatemalas Sicherheitslage ist sehr schlecht, die Sicherheitssysteme sind veraltet und können nicht mit denen der Kartelle mithalten.  Zudem gilt die Polizei in Guatemala als eine der korruptesten in Lateinamerika. 3) Auch die Regierung in Guatemala gilt als korrupt und von der CICIG – International Commission against Impunity in Guatemala – wurde ihr unterstellt, sogar die Parteiarbeit mit Geldern aus dem Drogenschmuggel und der Korruption zu finanzieren. Häufig wurden so nicht nur Regierungskampagnen finanziert, sondern Drogenkartelle konnten sogar ihre eigenen Kandidaten aufstellen. Viele der politischen Parteien Guatemalas werden bis zu 50 Prozent durch Bestechungen finanziert und erhalten zusätzlich große Unterstützung von kriminellen Gruppen. 4)

Die CICIG ist eine unabhängige Organisation mit der Aufgabe, Korruption in Guatemala einzuschränken. Sie entstand im Jahr 2006 aus einem Abkommen zwischen Guatemala und den Vereinten Nationen. Etwa die Hälfte ihrer Finanzierung wird von den USA übernommen, da gerade sie von den Folgen einer steigenden Kriminalität in Guatemala betroffen sind. Die Funktion der CICIG ist die Stärkung der Institutionen in Guatemala und die Unterstützung beim Abbau illegaler Sicherheitsapparate. Sie handelt auf Grundlage internationaler Legitimität und kann so einen externen Druck auf staatliche Stellen ausüben. Leider fehlt es ihr jedoch an unabhängigen internen Kräften und die Organisation konnte lange keine großen Erfolge vorweisen. Im Jahr 2015 feierte die CICIG mit der Verhaftung des Präsidenten Pérez Molina und der Vizepräsidentin Baldetti ein plötzliches Comeback. Darum wurden wiederum Vorwürfe an sie laut, selber Drogenkartellen nahezustehen und ebenfalls Korruption zu betreiben.  Zudem stellte sich schon bald die Frage, wie weit sich eine internationale Organisation überhaupt in die interne Justiz eines Staates einmischen darf. (( academia.edu: die internationale Kommission gegen die Straflosigkeit in Guatemala (CICIG); Beitrag vom Juli 2011 ) ; 5) ; 6)

Noch im selben Jahr kam es zur Neuwahl des Präsidenten in Guatemala. Viel änderte das bisher jedoch nicht, da auch der neue Präsident Jimmy Morales dieselbe Politik verfolgt wie sein Vorgänger Molina. Wie schon zuvor nahmen unter seiner Präsidentschaft die Korruptionsvorwürfe und Enthüllungen bis heute kaum ab. 4) ; 6)

Im April 2016 wurde das Mandat der CICIG mit Unterstützung der USA um zwei Jahre verlängert. Trotz dieser Verlängerung stellt sich die Frage, wie es nach Ablaufen des Mandats weiter gehen wird. Guatemala allein hat kaum die Möglichkeiten, eine derartige Organisation zu gründen und unabhängig von der Regierung am Laufen zu halten. Der langfristige Erfolg der gesamten Unternehmung ist also fragwürdig. 7) Trotz der CICIG und einer neuen Regierung breiten sich organisiertes Verbrechen und Kriminalität in Guatemala weiter aus. Mexikanische Drogenkartelle übernehmen immer weiter die Kontrolle im Nachbarland. Durch die damit steigende Gewalt wurde Guatemala zu einem gefährlichen Land. Auf 100.000 Einwohner kommen etwa 39 Tötungsdelikte, damit gehört Guatemala zu den 20 Staaten mit den höchsten Mordraten weltweit. 8) ; 9)

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. Der Freitag: Narben und Tatoos; Artikel vom 25.10.2002
  2. Deutschlandfunk: Druchgangsstation für Kokain; Artikel vom 16.11.2002
  3. Quetzal: Guatemala im Visier der Zetas; Artikel vom 01.2012
  4. TheGuardian: Drug trafficking and corruption bankroll Guatemalan politics, says report; Artikel vom 11 November 2016
  5. Welt N24: UN-Kommission bringt Guatemalas Präsidenten zu Fall; Artikel vom 03.09.2015
  6. medico international: Chance für Demokratische Erneuerung; Artikel vom 08.02.2016
  7. InSightCrime: Guatemala’s CICIG: An Experiment in Motion Gets a Repord Card; Artikel vom 24.03.2016
  8. bpb: Guatemala; Artikel vom 10.12.2015
  9. Tages Anzeiger: Die Länder mit der höchsten Mordrate; Artikel vom 11.04.2014

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