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Myanmar hat mit einem enormen Drogenproblem zu kämpfen. Im Norden des Landes sind 65 bis 70 Prozent der Jugendlichen heroinabhängig. Zu der Situation kam es durch den zurückliegenden, beinahe 50 Jahre andauernden Kampf der Regierung gegen die unabhängige Armee des Kachin State. | Bild: © n.v.

Myanmar – Opium für die Welt

Myanmar hat mit einem enormen Drogenproblem zu kämpfen. Im Norden des Landes sind 65 bis 70 Prozent der Jugendlichen heroinabhängig. Zu der Situation kam es durch den zurückliegenden, beinahe 50 Jahre andauernden Kampf der Regierung gegen die unabhängige Armee des Kachin State. | Bild: © n.v.

Seit den Wahlen im Jahr 2015 hat Myanmar wieder einen zivilen Präsidenten. Zum ersten Mal seit 50 Jahren ist die Regierung nicht mehr militärgestützt. In einer scheinbar demokratischen Wahl wurde Htin Kyaw zum Präsidenten gewählt. Zusammen mit seiner engen Vertrauten und Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi.1

Inwiefern diese Regierung etwas gegen den Drogenfluss und den Drogenmissbrauch im Land unternehmen kann, ist fraglich. Besonders der nördlich gelegene Teil des Landes, Kachin State, entzieht sich beinahe vollkommen der Regierungskontrolle. In diesen besonders armen und ländlichen Gebieten verdienen viele Bauern und Händler ihren Lebensunterhalt mit dem Anbau und dem Verkauf der Pflanze Schlafmohn.2

Myanmar hat mit einem enormen Drogenproblem zu kämpfen. Im Norden des Landes  sind 65 bis 70 Prozent der Jugendlichen heroinabhängig. Zu der Situation kam es durch den zurückliegenden, beinahe 50 Jahre andauernden Kampf der Regierung gegen die unabhängige Armee des Kachin State. Diese Armee finanzierte sich zu großen Teilen durch den Drogenhandel und ist auch heute noch in den Schmuggel involviert. Schwer bewaffnet schützen sie die Handelsrouten vor der Regierung. Nach Angaben der UNODC ist die Produktion von Opium allein von 2012 bis 2013 um 26 Prozent gestiegen.3 ,4

Heroin in Europa kommt zu größten Teilen aus Afghanistan, Pakistan, dem Iran und auch Myanmar. Heroin ist das gängigste Opioid auf dem europäischen Drogenmarkt. Vom Goldenen Halbmond und Goldenen Dreieck aus gibt es verschiedene Schmuggelrouten. Der größte Teil der Rauschmittel gelangt über die sogenannte Balkanroute nach Europa. Sie verläuft über Afghanistan und die Türkei, von dort aus entweder weiter über Land durch Bulgarien, Kroatien oder Slowenien, oder mit einem Schiff über Griechenland und Italien nach Europa. Immer häufiger wird Heroin auch mit anderen Verkehrsmitteln, zum Beispiel mit Flugzeugen, geschmuggelt. Die Größe der einzelnen Lieferungen hat stark zugenommen, oft werden bis zu 100 Kilo Heroin oder mehr auf einmal geschmuggelt. Zunehmend werden Heroinlieferungen in Schiffs- und Versandcontainern transportiert, besonders wenn sie aus Indien, Pakistan, oder weiter östlich aus Myanmar auf die arabische Halbinsel und nach Afrika gebracht werden.5

Weltweit sind Afghanistan, Laos und Myanmar für ca. 90 Prozent der Opiumproduktion verantwortlich. Nordamerika und Europa stellen die bedeutendsten Absatzmärkte der Droge dar. Myanmar beliefert großteils Asiens, und zu Teilen auch Europa, mit Heroin, während Amerika meist aus Afghanistan beliefert wird. In Myanmar selbst werden etwa 90 Prozent des Schlafmohns im Shan State, im Osten des Landes, angebaut. Doch nicht nur Opium kommt aus Myanmar, durch die steigende Nachfrage nach synthetischen Rauschmitteln werden hier inzwischen auch vermehrt Amphetamine hergestellt. Diese Drogen benötigen weder Schlafmohn noch Kokablätter und sind somit günstiger und weniger aufwändig in der Herstellung. Besonders die Länder Südostasiens wie Myanmar, China, Indonesien und Malaysia sind inzwischen wichtige Erzeugerländer.6 ,7

Myanmar wurde in den letzten Jahren zu einem Hauptproduzenten von Amphetaminen, insbesondere der Droge Yaba. Diese wird inzwischen vermehrt konsumiert, da sie es ermöglicht, lange wach zu bleiben und sich zu konzentrieren. Yaba ist in der Herstellung sehr günstig, eine Pille kostet etwa neun Cent. Je weiter sie transportiert wird, desto teurer wird sie, am Ende zahlt man oft zwischen drei und sechs US-Dollar. Allein im Norden Myanmars werden im Jahr etwa eine Milliarde Pillen hergestellt. Ein großer Teil der Pillen wird nach China geschmuggelt, viele jedoch auch nach Bangladesh oder weiter in Richtung Europa.8 ,9

  1. tagesschau.de: Myanmar hat wieder einen zivilen Präsidenten; Artikel nicht mehr verfügbar []
  2. Der Farang: Der Fluss der Drogen; Artikel vom 30.11.2014 []
  3. Der Farang: Der FLuss der Drogen; Artikel vom 30.11.2014 []
  4. CNN: Beyond the sectarian fighting lies Myanmar’s dark drug probpem; Artikel vom 03.01.2015 []
  5. Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht: Schmuggelroutem für Opioide von Asien nach Europa; Artikel vom 04.06.2015 []
  6. Paroli: Weltweite Drogenrouten; Artikel vom 19.02.2013 []
  7. Business Insider: How An Isolated Mountain Outpost Became One Of The World’s Most Heroin-Addled Places; Artikel vom 30.12.2013 []
  8. The Economist: getting higher; Artikel vom 12.04.2014 []
  9. Huffington Post: Yaba, the Madness Drug; Artikel vom 05.03.2015 []

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