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Kolumbien kommt dem Frieden immer näher. Die Verhandlungen sind in vollem Gange und die Guerilleros sollen nach und nach entwaffnet und wieder in das Leben eingegliedert werden. Doch nun gesteht Juan Manuel Santos, Präsident Kolumbiens und Friedensnobelpreisträger, ein, dass es bei der Integration der FARC-Rebellen in die Gesellschaft erhebliche Probleme gibt. | Bild: © n.v.

Kolumbien: Unwürdige Übergangszonen für FARC-Rebellen behindern Friedensprozess

Kolumbien kommt dem Frieden immer näher. Die Verhandlungen sind in vollem Gange und die Guerilleros sollen nach und nach entwaffnet und wieder in das Leben eingegliedert werden. Doch nun gesteht Juan Manuel Santos, Präsident Kolumbiens und Friedensnobelpreisträger, ein, dass es bei der Integration der FARC-Rebellen in die Gesellschaft erhebliche Probleme gibt. | Bild: © n.v.

Kolumbien kommt dem Frieden immer näher. Die Verhandlungen sind in vollem Gange und die Guerilleros sollen nach und nach entwaffnet und wieder in das Leben eingegliedert werden. Doch nun gesteht Juan Manuel Santos, Präsident Kolumbiens und Friedensnobelpreisträger, ein, dass es bei der Integration der FARC-Rebellen in die Gesellschaft erhebliche Probleme gibt.

Im Rahmen der UN-Mission in Kolumbien wurden für die Wiedereingliederung der Rebellen und die Abgabe der Waffen Übergangs- und Normalisierungszonen errichtet. So auch im Bundesland Putumayo, welches Präsident Santos vergangene Woche besuchte. Dort versammeln sich seit Beginn des Jahres Kämpfer der Guerillabewegung FARC. Der kolumbianische Präsident stellte allerdings fest, dass es an grundlegender Infrastruktur fehlt und die Errichtung der Lager sich verzögert. Es gibt teilweise keinen Zugang zu Trinkwasser und sanitären Einrichtungen. Die Guerilleros müssen die Camps sogar oft selbst errichten, mit eigenen Materialien. Vermehrt kommt es zu Beschwerden seitens der FARC-Rebellen und auch von UN-Beobachtern.1

Im Gefängnis im kolumbianischen Bundesstat Popayán begannen die inhaftierten FARC-Rebellen vergangenen Samstag einen Hungerstreik. Die Streikenden fordern die Einhaltung des Vertrags, also menschwürdige Übergangszonen und die Freilassung politischer Gefangener. Die Nichtumsetzung dessen, Medikamentenmangel und zu wenig Aufsicht im Gefängnis lösten die Unzufriedenheit aus. Ein Insasse wurde Anfang Feburar von einem Mithäftling niedergestochen und verstarb durch unzureichende Hilfe eine Woche später. Es seien erst knapp 20 Prozent der Arbeiten für die Ausführung des Vertrags ausgeführt worden.2

Knapp 7 000 FARC-Kämpfer befinden sich aktuell in 26 UN-Übergangszonen. Bis Mai sollen alle Waffen niedergelegt und anschließend eingeschmolzen werden. Die FARC als die größte Guerillaorganisation des Landes wiedereinzugliedern, ist ein wichtiger Schritt. Santos möchte auch mit der zweitgrößten, noch existierenden Rebellengruppe ELN Frieden schließen. Die Verhandlungen, welche seit einem Jahr laufen, wurden durch eine Geiselnahme eines Politikers massiv beeinträchtigt. Zudem erschwerte ein Anschlag auf eine Ölpipeline im vergangenen Jahr den Weg in den Frieden. Die ELN musste als Bedingung den ehemaligen Abgeordneten Odín Sánchez aus der Entführung entlassen. Das geschah Anfang des Monats, weswegen die Verhandlungen jetzt aufgenommen wurden.34

Ob die Entwaffnung der Guerilleros so funktioniert, wie sich Präsident Santos das vorstellte, und ob in den Zonen ein menschenwürdiges Leben aufgebaut werden kann, wird sich in den nächsten Monaten zeigen. Denn durch den Wegfall der FARC fürchten viele Kokabauern um ihr Leben. Vor einer guten Woche kam es zu Aufständen von rund 200 Landwirten. Sie versperrten einer Militärbrigade den Weg, die zwei Männer verhaftete. Sie sollen in Kokainlaboratorien gearbeitete haben. Den Kokabauern soll zwar bei einem Umstieg auf legale Produkte geholfen werden, diese sehen die Umsetzungen allerdings kritisch. Koka ist weitaus profitabler und den Landwirten blieb meist keine Alternative zum Anbau.5

Fraglich ist, ob der Kokainanbau durch die Resozialisierung der Rebellen drastisch eingedämmt werden kann, denn die Nachfrage in den USA und in Europa wird sich nicht reduzieren. In den letzten Jahren stieg die Kultivierung der Kokapflanze massiv an und auch in Europa wurde mehr Kokain sichergestellt. Im Jahr 2015 wurden 33,5 Tonnen Kokain in den Niederlanden beschlagnahmt, das Doppelte wie im Vorjahr.6

  1. epo: Kolumbien; Regierung behindert Umsetzung des Friedensabkommens; Artikel vom 23.02.2017 []
  2. amerika21: Farc-Gefangene in Kolumbien im Hungerstreik; Artikel vom 27.02.2017 []
  3. tagesschau: Alle Farc-Kämpfer in Entwaffnungszonen; Friedensprozess in Kolumbien; Stand 19.02.2017 []
  4. BBC: La liberación de Odín Sánchez destraba la negociación de paz con el ELN en Colombia; Artikel vom 02.02.2017 []
  5. euronews: Friedensprozess in Kolumbien; Koka-Bauern fürchten unprofitablere Alternativen; Artikel vom 29.01.2017 []
  6. Spiegel Online: Frieden in Kolumbien sorgt für Kokainboom in Europa; Farc-Rebellen; Artikel vom 10.12.2016 []

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