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Steigender Konsum und Anbau von Kokain: Zusammenhang mit dem Frieden in Kolumbien?

Der Kokaanbau und die illegale Ernte in Kolumbien sind seit 2011 explosionsartig angestiegen. Die Kokainproduktion in ganz Südamerika boomt: 2014 wurden 950 Tonnen Kokain hergestellt. Dies ist eine Erhöhung um 38 Prozent zum Vorjahr. Der erneute Anstieg des Anbaus führt beim kolumbianischen Verteidigungsminister zu Besorgnis, auch wenn er wenig verwundert ist. Die Kultivierung der Kokapflanze nimmt immer weiter zu. | Bild: © n.v.

Der Kokaanbau und die illegale Ernte in Kolumbien sind seit 2011 explosionsartig angestiegen. Die Kokainproduktion in ganz Südamerika boomt: 2014 wurden 950 Tonnen Kokain hergestellt. Dies ist eine Erhöhung um 38 Prozent zum Vorjahr. 1)  Der erneute Anstieg des Anbaus führt beim kolumbianischen Verteidigungsminister zu Besorgnis, auch wenn er wenig verwundert ist. Die Kultivierung der Kokapflanze nimmt immer weiter zu. Grund dafür ist zum einen der Wertverfall des kolumbianischen Pesos. Um das Einkommen zu sichern, muss mehr Koka angepflanzt und Kokain produziert werden, was wiederum den lokalen Drogenmarkt ankurbelt. Zum anderen wurde im Jahr 2015 der Einsatz vom Pestizid Glyphostat verboten, mit dem die Pflanzen zerstört werden. Weitere Hinweise auf einen enormen Anstieg in der Kokainproduktion, geben die Mengen an konfisziertem Kokain. Im Jahr 2016 konnten 380 Tonnen, im Vorjahr nur 250 Tonnen beschlagnahmt werden. 2)

Parallel zum Anstieg des Anbaus und der Produktion erhöht sich auch der Konsum des illegalen Rauschmittels in den USA. Erstmals seit zehn Jahren ist die Kokainnachfrage im nordamerikanischen Land wieder deutlich gestiegen. Laut dem Drogenbericht der US-amerikanischen Regierung von Anfang März 2017, stammen 90 Prozent des Kokains, welches auf den Straßen der USA erhältlich ist, aus Kolumbien. Zeitgleich nahm auch die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit Überdosen, zu denen auch Kokainüberdosen zählen, zu. Erschreckend sind die Statistiken zu den Kokainkonsumenten in den USA. Die Zahl stieg innerhalb zwei Jahre über die Hälfte an. So gaben 2015 über 950 000 Personen an, Kokain zu konsumieren oder zumindest probiert zu haben.

Andere Vermutungen für die drastische Zunahme in der Kokakultivierung führen zur Rebellengruppe FARC, die im November mit Kolumbiens Regierung Frieden schloss. Die Mitglieder der Guerillaorganisation sind im Moment auf dem Weg zu Entwaffnungs- und Übergangszonen, um die Waffen niederzulegen. Es wird gemutmaßt, dass die Rebellen vor Unterzeichnung des Friedensvertrags die Kokabauern anheuerten, noch mehr Koka zu kultivieren, um sich auf das Ende des Krieges vorzubereiten und sich finanziell abzusichern. 3)

Des Weiteren wird befürchtet, dass sich die Machtverhältnisse nun verschieben werden. Die Erträge der Kokabauern wurden von der FARC illegal besteuert, die Guerilleros zwangen Landwirte zum Anbau und sie kontrollierten weite Gebiete Kolumbiens sowie den Drogenhandel. Nach deren Zerfall, könnten nun andere Gruppen diesen Part übernehmen, um die Macht über den Handel zu bekommen. 4)  Ähnliches lässt sich auch in Costa Rica beobachten. Die Schmuggelwege, die von der FARC bewacht wurden, könnten nun unter die Kontrolle anderer Kartelle und Drogenringe geraten. Die Waffen, welche die FARC-Rebellen bei der kolumbianischen Regierung abliefern sollten, könnten laut des costa-ricanischen Sicherheitsministers in die Hände der organisierten kriminellen Banden Costa-Ricas  fallen. Folglich wird sich die Sicherheitslage dort deutlich verschlechtern, da die Organisationen bewaffnet sind und immer mächtiger werden. Kämpfe zwischen den Kartellen werden die Folge sein. Costa Rica wird vom zentralen Umschlagplatz für Kokain und Waffen zu einem Handelsland für Kokain. 5)

Dennoch versucht die Regierung Kolumbiens gegen den Kokaanbau vorzugehen. Im Zuge der Friedensverhandlungen mit der FARC geriet die Eindämmung der Pflanzenkultivierung in den Hintergrund. So sollen Bauern, die ihre Kokafelder freiwillig zerstören, belohnt werden und ihnen soll beim Umstieg auf legale Alternativen, wie Kakao oder Fruchtbäume geholfen werden. Die Regierung versucht durch finanzielle Hilfe rund 50 000 Familien zu unterstützen. Viele Landwirte sehen aber trotzdem ihren Lebensunterhalt auf dem Spiel, da andere Pflanzen weitaus weniger ertragreich und profitabel sind. 6)

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. UNODC: World Drug Report 2016; Chapter 1; Cocaine; veröffentlicht 2016
  2. el Nuevo Herald: Colombia preocupada por aumento de cultivos de coca y producción de cocaína; Artikel vom 05.03.2017
  3. The Washington Post: American cocaine use is way up. Colombia’s coca boom might be why.; Artikel vom 04.03.2017
  4. BBC: Colombian government and rebels announce cocaine crop plan; Artikel vom 28.01.2017
  5. InSightCrime: Desmovilización de las FARCpuede amenazar seguridad en Costa Rica; Artikel vom 21.02.2017
  6. BBC: Colombian government and rebels announve cocaine crop plan; Artikel vom 28.01.2017

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