Zwischen den Gemeinden Ixchiguán und Tajumulco in Guatemala herrscht ein mit Gewalt geführter Konflikt. Die beiden Orte liegen im Bundesstaat San Marcos. In der Nähe der beiden Gemeinden ist ein erbitterter Stellvertreterkrieg ausgehend von zwei mächtigen mexikanischen Drogenbanden ausgebrochen. Das Sinaloa Kartell und das „Jalisco Cartel New Generation“ (CJNG) kämpfen in der Region um Felder für den Anbau von Schlafmohn. Die Pflanze ist das Grundmittel für Heroin. Die guatemaltekische Regierung sah keinen anderen Ausweg mehr, als den Ausnahmezustand auszurufen und das Militär zu mobilisieren. Zwischen den beiden Gemeinden gibt es schon seit längerer Zeit kleinere Konflikte. Dabei dreht es sich meistens um Kontrolle über Land und Zugang zu Wasser. In den letzten Jahren soll die Gewalt jedoch rapide angestiegen sein und die Methoden zur Verteidigung werden immer drastischer. Zuletzt haben rivalisierende Banden mit Gewehren und Granaten gegeneinander gekämpft. Der Konflikt zwischen den beiden Gemeinden wird dadurch angeheizt, dass in Ixchiguán die Bauern für das Sinaloa Kartell arbeiten und in Tajumulco bauen die Farmer Opium für das CJNG an. Die beiden Banden streiten sich um Gebiet und Schmuggelwege.123
Der Anbau von Opium in Guatemala kann von den Behörden nicht besonders präzise angegeben werden. Insightcrime berichtet, dass er aber in einem Ausmaß stattfindet, der den Behörden Sorgen bereite. Ältere Schätzungen gehen, ohne genaue Zahlen zu nennen, davon aus, dass in Guatemala mehr Opiumpflanzen angebaut werden als in Kolumbien. Diese Schätzungen basieren aber nur auf den angegebenen Zahlen der vernichteten Felder. Sie sind also kein sicherer Indikator für Guatemalas Problem. Sie belegen trotzdem, dass das Problem besteht. San Marcos gilt seit längerer Zeit als die Hochburg zur Kultivierung von Schlafmohn. Die Behörden kämpfen dort schon länger um die Kontrolle des Gebiets gegen kriminelle Gangs.14
Der Konflikt zwischen den beiden Drogenkartellen ist das Resultat einer Veränderung im Verteilungssystem auf dem Drogenmarkt. Die Behörden in den USA stellen fest, dass die mexikanischen Banden immer mehr zum Hauptverkäufer für Heroin in den Vereinigten Staaten werden. Dies stellt eine große Veränderung dar. In den letzten Jahren waren kolumbianische Gangs für Anbau und Verkauf zuständig. Jetzt scheinen die kriminellen Kartelle aus Mexiko das Schmuggeln und Verkaufen zu übernehmen. Für Kolumbianer bietet das den Vorteil, dass sie sich einem Teil des Ermittlungsdrucks entziehen. Auf der Straße übernehmen die mexikanischen Kartelle immer mehr das Verkaufen. Guatemala gilt als Hinterhof des mexikanischen Drogenanbaus und als wichtiges Land für Schmuggelwege. Der aufflammende Konflikt und der damit zusammenhängende Ausnahmezustand in der Grenzregion zwischen Mexiko und Guatemala entsteht aus dem Streit zwischen dem Sinaloa-Kartell und dem CJNG. Das Sinaloa-Kartell gilt immer noch als vorherrschend im Drogenschmuggel. Das CJNG, so die amerikanische DEA, sei allerdings auf dem Vormarsch immer mächtiger zu werden.5
Für eine Steigerung im Anbau von Schlafmohn spricht auch eine Statistik aus den USA. Dort sollen sich über die letzten zehn Jahre die Toten im Zusammenhang mit Heroin-Überdosen verdreifacht haben. Das ist ein sicheres Anzeichen für mehr Konsum. Eine Begründung für das Erstarken der Kartelle liegt auch in der wachsenden Nachfrage in den USA. Die Sucht nach Opiaten wird dort als eine Epidemie bezeichnet. Ausgangspunkt dieser Entwicklung sind legal zu erwerbende Opiate. In den Vereinigten Staaten werden sie zu oft verschrieben und sind durch aggressive Lobbyarbeit enorm populär. Die legalen Mittel gelten als Einstiegsdroge für Heroin. Insightcrime spricht hier von mutmaßlichem, kriminellem Verhalten der US-Pharmaindustrie. Der Konflikt in San Marcos, bei dem die Bewohner der beiden Gemeinden in die Schusslinie der Kartelle geraten, ist nur ein kleiner Teil eines Konflikts, der sich mindestens über den gesamten amerikanischen Kontinent erstreckt.1
- Insightcrime: Guatemala Communities Clash Over Opium Crops Allegedly Tied to Mexico Cartels; Artikel vom 15.05.17 [↩] [↩] [↩]
- SOFREP: Guatemala prepares to declare state of emergency in communities wrought with drug violence; Artikel vom 14.05.17 [↩]
- The Wire: Guatemala Declares Emergency in Border Areas to Fight Drug Trafficking; Artikel vom 13.05.17 [↩]
- Insightcrime: Guatemala Poppy Production Up: By How Much?; Artikel vom 21.03.11 [↩]
- Insightcrime: DEA Says Mexico Cartels Battling to Corner US Heroin Market; Artikel vom 26.09.16 [↩]