Zum Inhalt springen

| Bild: © Tan Kian Yong - Dreamstime

Kokainhandel intensiviert Entwaldung in Zentralamerika

 |  Bild:  © Tan Kian Yong - Dreamstime

| Bild: © Tan Kian Yong - Dreamstime

Bis zu 30 Prozent der Entwaldung in zentralamerikanischen Ländern sind auf den Kokainhandel zurückzuführen. Gemäß einer Studie des Environmental Research Letter Journal sind Honduras, Guatemala und Nicaragua besonders schlimm betroffen. Dabei handelt es sich um die erste Studie, die darstellt, wie der Drogenhandel im Gegensatz zum Drogenanbau die Entwaldung beeinflusst. Somit ist der Drogenhandel eine unmittelbare Ursache für Umweltschäden in Lateinamerika.1

Anders als in Lateinamerikas Produktionsländern, in denen Wälder typischerweise  gerodet werden, um Koka zu säen, kaufen die mittelamerikanischen Drogenhändler häufig Wälder und wandeln diese für Geldwäschezwecke in Weidenland um.1

 „Während die Drogen weiter nach Norden transportiert werden,  steigt ihr Wert und die Drogenhändler und Kartelle suchen nach Möglichkeiten, um dieses Geld in die legale Wirtschaft des Landes einzuschleusen“,  berichtete der  Hauptverfasser des Studienberichts, Steven Sesnie. „Der Kauf von Wald und dessen Umwandlung in landwirtschaftliche Flächen ist eine der rentablen Methoden dies zu tun.“ In den letzten zehn Jahren wurden mit Hilfe dieser Vorgehensweise Millionen Hektar Wald abgeholzt.1 Der größte Teil der narco-getriebenen Entwaldung erfolgte in biodiversen, feuchten Waldgebieten. Etwa 30 bis 60 Prozent des jährlichen Verlustes ereigneten sich innerhalb etablierter Naturschutzgebiete. Abgelegene Waldstücke mit niedriger sozioökonomischer Entwicklung sind besonders gefährdet. Bemühungen zur Erhaltung von ländlichen und indigenen Lebensgrundlagen und zur Reduzierung des Waldkohlenstoffes werden somit unterbunden.2
Der von den USA angeordnete War on Drugs zur Bekämpfung der Drogenkartelle in Mexiko und in der Karibik in den frühen 2000er Jahren verlagerte die Aktivitäten des Kokainhandels in die zentralamerikanischen Staaten. Etwa 86 Prozent des weltweit gehandelten Kokains gelangt durch Mittelamerika zu den nordamerikanischen Verbrauchern, so dass jährlich Gewinne von schätzungsweise sechs Milliarden Dollar erwirtschaftet werden.2

Eine ältere Studie aus dem Jahr 2014 zeigte bereits, dass der Drogenhandel eine wichtige Rolle bei der Entwaldung in Zentralamerika spielt. Kriminelle Organisationen räumten die Waldflächen, um Straßen und heimliche Landebahnen zu bauen und um Geldwäsche zu betreiben.1

Aber das Verhältnis zwischen organisiertem Verbrechen und Entwaldung ist in der gesamten Region nicht einheitlich. Der Verlust an Wald wird in Kolumbien, dem weltweit größten Kokainproduzenten, mit dem wachsenden Kokaanbau verbunden.1 Zusätzlich verunreinigen toxische, chemische Nebenprodukte des Kokainherstellungsprozesses die Umgebung, während die Vernichtung von Kokafeldern das gesamte Vegetationskleid zerstört und die Wasserversorgung vergiftet.3 In Brasilien hingegen werden Wälder im Amazonasgebiet drastisch verkleinert und abgebrannt, um das Land an Viehzüchter und Agrarunternehmen zu verkaufen. Auch die illegale Holzwirtschaft ist ein großes Geschäft in Brasilien und macht bis zu 80 Prozent der Holzindustrie des Landes aus. Schließlich werden aufgrund der schlechten Lebensbedingungen viele Menschen vertrieben.1

Schwache staatliche Aufsicht und enorme Gewinne, die kriminelle Gruppen aus der Ausbeutung der natürlichen Ressourcen erwirtschaften, bilden eine Triebfeder, die bis zur Entwaldung führt.1 Der Bericht fordert, dass die Drogen- und Umweltpolitik, sowohl national als auch international, integriert werden müsse, um sicherzustellen, dass die Entwaldung durch die angebotsorientierte Drogenpolitik in der Region nicht verstärkt werde.2 Eine solche Umweltzerstörung ist ein unvermeidlicher Nebeneffekt des Rauschgifthandels und der illegalen Drogenproduktion. Solange die Nachfrage für ein Produkt mit einer riesigen Gewinnspanne hoch bleibt, werden die Kriminellen weiterhin Platz benötigen, um die Drogen anzubauen und zu transportieren. Dafür bieten isolierte Waldflächen die idealen Standorte.

  1. InSight Crime: Drug Traffickers Destroying Large Sections of CentAm Forests: Report; Artikel vom 16.05.2017 [] [] [] [] [] [] []
  2. The Guardian: ‚Narco-deforestation‘: cocaine trade destroying swaths of Central America; Artikel vom 16.05.2017 [] [] []
  3. InSight Crime: Drug Trafficking Drives Deforestation in Central America: Study; Artikel vom 31.01.2014 []

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert