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Der Friedenvertrag mit der FARC ist nun bereits seit einem knappen halben Jahr beschlossen und die kolumbianische Regierung ist weiterhin darauf bedacht, die zentralen Eckpunkte des Vertrags abzuarbeiten. Ein wichtiger Bestandteil des Vertrags beinhaltet die Bekämpfung des Kokaanbaus. Lange Zeit wurde der Drogenanbau mit Unterstützung der USA auf konsequente und zum Teil brutale Art und Weise geführt. Der „War on Drugs“ stellte lange die primäre Taktik dar, die jedoch auch zahlreiche negative Konsequenzen zur Folge hatte. Nicht nur, dass er wenig erfolgreich war, sondern auch, dass er Unsummen an Geld kostete und zahlreiche Opfer forderte. Kolumbien investierte zwischen 2008 und 2009 elf Prozent seines Bruttoinlandprodukts in den Krieg gegen Drogen. Zudem hingen zwischen 1994 und 2008 25 Prozent der Tötungsdelikte direkt mit dem illegalen Drogenmarkt zusammen. | Bild: © n.v.

Kolumbiens neue Strategie zur Drogenbekämpung bedeutet die Abkehr vom „War on Drugs“

Der Friedenvertrag mit der FARC ist nun bereits seit einem knappen halben Jahr beschlossen und die kolumbianische Regierung ist weiterhin darauf bedacht, die zentralen Eckpunkte des Vertrags abzuarbeiten. Ein wichtiger Bestandteil des Vertrags beinhaltet die Bekämpfung des Kokaanbaus. Lange Zeit wurde der Drogenanbau mit Unterstützung der USA auf konsequente und zum Teil brutale Art und Weise geführt. Der „War on Drugs“ stellte lange die primäre Taktik dar, die jedoch auch zahlreiche negative Konsequenzen zur Folge hatte. Nicht nur, dass er wenig erfolgreich war, sondern auch, dass er Unsummen an Geld kostete und zahlreiche Opfer forderte. Kolumbien investierte zwischen 2008 und 2009 elf Prozent seines Bruttoinlandprodukts in den Krieg gegen Drogen. Zudem hingen zwischen 1994 und 2008 25 Prozent der Tötungsdelikte direkt mit dem illegalen Drogenmarkt zusammen. | Bild: © n.v.

Der Friedenvertrag mit der FARC ist nun bereits seit einem knappen halben Jahr beschlossen und die kolumbianische Regierung ist weiterhin darauf bedacht, die zentralen Eckpunkte des Vertrags abzuarbeiten. Ein wichtiger Bestandteil des Vertrags beinhaltet die Bekämpfung des Kokaanbaus. Lange Zeit wurde der Drogenanbau mit Unterstützung der USA auf konsequente und zum Teil brutale Art und Weise geführt. Der „War on Drugs“ stellte lange die primäre Taktik dar, die jedoch auch zahlreiche negative Konsequenzen zur Folge hatte. Nicht nur, dass er wenig erfolgreich war, sondern auch, dass er Unsummen an Geld kostete und zahlreiche Opfer forderte. Kolumbien investierte zwischen 2008 und 2009 elf Prozent seines Bruttoinlandprodukts in den Krieg gegen Drogen. Zudem hingen zwischen 1994 und 2008 25 Prozent der Tötungsdelikte direkt mit dem illegalen Drogenmarkt zusammen.1

Alles in allem war es ein opferfordernder Krieg, der weiterhin nichts daran änderte, dass Kolumbien der Kokainproduzent Nummer eins ist. Aus diesem Grund arbeiteten die kolumbianische Regierung gemeinsam mit dem UNODC und der FARC einen humaneren Plan zur Drogenbekämpfung aus. Er stellt einen Basispunkt im Friedensvertrag zwischen der FARC und der Regierung dar und trat am 11. Mai offiziell in Kraft. Letzten Donnerstag entfernte der kolumbianische Präsident Juan Manuel Santos die erste Kokapflanze, um das neue Projekt zur Drogenbekämpfung „einzuweihen“. Die Strategie der Regierung ist es, die Kokabauern freiwillig zur Aufgabe ihrer illegalen Felder zu bringen.2 Um das zu erreichen, will die Regierung Anreize für die Landwirte schaffen. Jedem Kokabauer sollen legale Ausweichpflanzen, 7.800 US-Dollar und Grundstücke zur Verfügung gestellt werden. Zusätzlich dazu sollen Investitionen in die Infrastruktur und in öffentliche Dienstleistungen getätigt werden, um den Umstieg in die Legalität zu erleichtern.3

Die Verhandlungen mit den Landwirten wurden seit dem letzten Jahr geführt und es haben bereits 80.000 Familien zugestimmt, was einem Anteil von 34 Prozent der gesamten Kokabauern entspricht. Ziel des Projekts ist die Entfernung von 50.000 Hektar in den ersten zwei Jahren. Das entspricht einem Viertel des gesamtkolumbianischen Bestands. Das freiwillige Programm soll noch bis Juni 2019 andauern. Danach werden die Felder gewaltsam entfernt und jegliche Anreize fallen weg.2

Doch so hoffnungsvoll sich das neue Programm anhört, es sind nicht alle überzeugt und erste Gegenproteste bilden sich. Auf der einen Seite wird der Regierung nicht zugetraut, die Versprechungen einzuhalten, und auf der anderen Seite werden die Kokabauern von den Drogenhändlern bedroht. Illegal bewaffnete Gruppen haben die Gebiete, die vormals die FARC kontrollierten, unter ihre Gewalt gebracht und unterdrücken die dortigen Anwohner. Sie zwingen sie weiter Koka anzubauen, andernfalls droht ihnen Gewalt. Ein Ausdruck ihrer Ernsthaftigkeit ist die Geiselnahme einer UNODC-Mitarbeiterin und die Ermordung von 33 Gemeindevorstehern, die dem Programm positiv gegenüberstanden.2 Zudem wird davon berichtet, dass illegale Gruppen 35 US-Dollar bezahlen, wenn die Einwohner gegen die Regierung demonstrieren.1

Doch auch das Misstrauen der Bürger gegenüber der Regierung ist nicht in Gänze unangebracht, da sie bisher alles andere als fehlerfrei arbeitet. In Briceño, Antioquia, haben sich lokale Bewohner bereits gegen das Programm gewandt, da die Versprechen von Regierungsseite nicht eingelöst wurden.  Des Weiteren sind staatliche Akteure nicht vor Korruption gefeit. In Kolumbien ist die Korruption weit ausgebreitet, sodass sie auch vor staatlichen Bereichen und vor keiner Hierarchie Halt macht. Wochen zuvor hat beispielsweise korrumpiertes militärisches Personal versucht, demilitarisierte Guerillas zu bestechen, damit sie den Prozess des Kokaabbaus beenden.

Zudem sind die genauen Modalitäten des Programms weiterhin ungeklärt, da kein genaues Budget festgelegt wurde, die Kosten aber sehr hoch sein werden. 50.000 teilnehmende Familien würden demnach 600 Millionen US-Dollar kosten. Außerdem würde nach jetziger Fassung in Gegenden, in denen einige Landwirte bereits legal angebaut haben, der Unmut steigen, da sie keine Unterstützung erwartet. In ihren Augen würden illegal anbauende Bauern demnach für ihr Zuwiderhandeln gegen das Recht belohnt werden. Um Unmut zu vermeiden, müsste die Regierung also an jeden Haushalt in der Umgebung Geld zahlen, was die Kosten weiter steigern würde.4

Trotz aller etwaigen Probleme  und Gegenwehr, ist ein Scheitern des Staates aber verboten. Er muss seine Versprechen halten und die Sicherheit in den kokaanbauenden Regionen garantieren. Ansonsten scheitert nicht nur die neue Strategie zur Bekämpfung von Drogen, sondern der ganze Friedensprozess in Kolumbien droht fehlzuschlagen.2

  1. Latin America Goes Global: It´s Just Starting; Artikel vom 12.05.2017 [] []
  2. Colombia Reports: Colombia Kicks Off Radical New Counter-Narcotics Strategy, Narcos Respond Immediatly; Artikel vom 13.05.2017 [] [] [] []
  3. Colombia Reports: Farmers of Almost 34% of Colombia´s  Coca Agree to Change Crops; Artikel vom 10.05.2017 []
  4. Independent: Peace in Colombia spells boom time for cocaine users in the US; Artikel vom 13.05.2017 []

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