Zum Inhalt springen

Verdacht: UNO subventioniert Koka-Anbau in Peru

Kokablätter in der Hand

| Bild: © Riopatuca - Dreamstime

Seit einigen Jahren verfolgt Peru die Maxime, die Felder der Kokapflanzen rücksichtslos zu vernichten. Die Eradikation hat nicht nur positive Auswirkungen für die Bauern in Peru. Für sie bildet der Anbau der Pflanze eine wichtige Lebensgrundlage. Perus Anti-Drogen Behörde (DEVIDA) gibt an, dass im Andenstaat derzeit 55.000 Hektar Anbaufläche für Kokapflanzen zu finden seien. Noch 2015 lagen Schätzungen der Vereinten Nationen bei einer Fläche von 40.300 Hektar. Diese Zahlen stehen im Widerspruch zum Trend der letzten Jahre in der gesamten Region. Bei Perus Behörden gibt es nun die reale Angst davor, dass der Anbau von Drogen sich weiter professionalisiert und so die langjährigen Bemühungen der Behörden außer Kraft setzt. Auch die Anstrengungen der UN im Kampf gegen den Drogenanbau drohen ins Leere zu laufen, wenn die Befürchtungen eintreffen. 1)

Im “Crop Monitoring Report” aus dem Jahr 2015 des UNODC beschreibt die UNO ihre Erfolge. Im dritten Jahr in Folge soll die Anbaufläche für Koka zurückgegangen sein. In dem Bericht wird auf Maßnahmen der peruanischen Verantwortlichen verwiesen, die mit Eradikation weite Teile vernichtet haben sollen. Die Vernichtungsmaßnahme steht aber, trotz dieser scheinbaren Erfolge vor der Frage der Effizienz. Denn laut einem Bericht von Insightcrime widersprechen sich die Zahlen von DEVIDA und UN. In dem Bericht wird beschrieben, dass die angegebene vernichtete Fläche meistens wesentlich größer ist als die Fläche, die nach Angaben des Ministeriums überhaupt für Kokaanbau kultiviert wird. Das wirft Fragen auf, ob peruanische Behörden absichtlich falsche Angaben machen und welche Gründe dafür bestehen könnten? Die Verantwortlichen sagen, dass die falschen Angaben mit den neuen Technologien zusammenhängen, die verwendet werden, um die stark bewaldete Gegend zu untersuchen. Die UN benutzt Satelliten, um Aufnahmen der verschiedenen Gebiete zu durchleuchten. Die Präsidentin von DEVIDA Carmen Masías sagt selbst, die Statistiken würden durch die neuen Methoden genauer. Es ist also möglich, dass man erst durch den technologischen Fortschritt der jüngeren Vergangenheit einen genauen Überblick über das tatsächliche Ausmaß des Kokaanbaus bekommt. Das zieht die vermeldeten Erfolge von UN und DEVIDA bei dem Thema in starke Zweifel. Denn es ist auch klar, dass die Bauern recht schnell dazu übergehen, die Felder einfach zu rekultivieren. Das macht die Maßnahme der Eradikation beinahe nutzlos. 2) 3) 1)

Eradikation als Antwort auf den Anbau der Kokapflanze wird auch kritisch gesehen. Alle Verantwortlichen sind sich einig, dass dieses von gesellschaftlichen, politischen und auch ökonomischen Mitteln begleitet werden muss. Die Bauern, für die die Kokapflanze ein lukratives Geschäft darstellt, brauchen Anreize, um Alternativen wie Kakao, Ölpalmen oder Kaffee anzupflanzen. Peru liefert sich in der Produktion von Koka ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Kolumbien. Wann immer in einem Land die Produktion eingedämmt wird, steigt sie in dem anderen. Diesen Effekt nennen Experten den „Balloon-Effect“. Er besagt, dass wenn man bei einem Ballon auf eine Stelle drückt, die Luft innerhalb des Ballons auf eine andere Stelle verschoben wird. Die Luft wird aber nicht weniger. Diese Analogie wird auf die Drogenproblematik angewendet. Wenn die Behörden in Peru auf ihrer Seite der Grenze die Anbauflächen für Koka reduzieren, hat das zwei Effekte. Durch das geringere Angebot steigt der Preis und damit der Anreiz zum Anbau. In Kolumbien, das sich mit Peru eine Grenze teilt, bauen die Farmer dann wieder vermehrt die Pflanze an. 4) 1)

Die Vereinten Nationen wollen dabei helfen, den Bauern in Peru eine ernsthafte Alternative zum Kokaanbau anzubieten. Mit Krediten, Technik und Know-how sollen sie davon abgehalten werden, Drogen anzubauen. Beinahe 100 Millionen Dollar brachten die Vereinen Nationen für das Programm auf, welches die Farmer bezahlen soll. Große Teile dieses Geldes kommen aus der EU, einen Betrag von 10,6 Millionen hat Deutschland beigesteuert. Bei manchen Landwirten jedoch scheint die Unterstützung nicht im versprochenen Umfang anzukommen. Jeder von ihnen sollte um die 5.000 Dollar pro Jahr bekommen. Bei manchen scheinen es aber lediglich 3.000 Dollar zu sein. Das ist gerade genug, um die Familie zu ernähren, aber Dünger kann man sich davon nicht leisten. Desweiteren führen die Maßnahmen der UNO dazu, dass die Bauern von einer weiteren Monokultur abhängig sind. Zudem beklagen sie auch die niedrigen Weltmarktpreise für die Produkte. In einem Bericht des WDR wird nahe gelegt, dass ein kompliziertes Geflecht aus UNO-Entwicklungshelfern, Projektleitern und Mitarbeitern, welche eigentlich den Farmern helfen sollten, sich an den Geschäften mit ihnen bereichern. Auch deutsche Steuergelder werden hier missbraucht. 5) 6)

Mit Geldern der EU wird inmitten von Palmölplantagen eine Ölmühle betrieben, die 128 Prozent Dividende abwirft. Ein Betrag in dieser Höhe ist sehr verdächtig für einen kleinen Betrieb. Der Verdacht der Vorteilsnahme erhöht sich enorm, wenn man weiß, dass die UNO teilweise mit ehemaligen Mitarbeitern von Pablo Escobar zusammenarbeitet. Der Regionaldirektor Pablo Ramirez Mori arbeitet im Landwirtschaftsministerium und ist der Meinung, dass die UN-Kontrolleure wissen müssten, wie es auf den Plantagen aussieht. Es ist nämlich bekannt, dass zwischen den Palmöl- und Kakaopflanzen häufig Koka wächst. Die Kokapflanzen brauchen viel Sonne, um zu wachsen. Ölpalmen und Kakao brauchen mehr Zeit. So stehen die beiden Gewächse sich nicht im Weg. Es liegt der Verdacht nahe, dass mit dem Alternativ-Programm der UNO Drogengelder grün gewaschen werden sollen und UN-Verantwortliche davon wissen. 7)

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. Insightcrime: Is Peru’s Cocaine Production Rising Again?; Artikel vom 17.03.17
  2. UNODC: Monitoreo de Cultivos de Coca; Stand vom Juli 2015
  3. Insightcrime: Challenging the Cocaine Figures, Part III: Peru; Artikel vom 28.11.16
  4. COHA: The Balloon Effect, In Effect: Humala, Peru, and the Drug Dilemma; Artikel vom 11.10.13
  5. ARD: Steuergelder für die Kokain-Mafia? – UNO Mitarbeiter unter Verdacht; nicht mehr verfügbar
  6. Zeit: Der König im Kokaland; Artikel vom 22.09.16
  7. ARD: Steuergelder für die Kokain-Mafia? – UNO Mitarbeiter unter Verdacht; nicht mehr verfügbar
Schlagwörter:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert