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In Afghanistan herrscht seit 16 Jahren ein blutiger Konflikt und seit 2014 offiziell Krieg. Die Terrororganisation „Taliban“ hat das Land derzeit fest im Griff und terrorisiert die Bevölkerung mit ihren abscheulichen Taten. Dabei ist es gar nicht so abwegig, darüber nachzudenken, woher die Islamisten die finanziellen Mittel beziehen, um ihren dortigen „Gottesstaat“ zu errichten: aus dem Drogenanbau. 2016 hat die Organisation laut Angaben des UN-Sicherheitsrats ca. die Hälfte ihres Einkommens aus dem Verkauf von Drogen bezogen. Die Einnahmen für ihre Kriegskasse belaufen sich auf jährliche 200 bis 400 Millionen Dollar. Auch sollen die Kämpfer zunehmend selbst in die Produktion der Drogen einsteigen, vor allem die des Heroins. | Bild: © n.v.

Afghanistan: Rekordernte an Schlafmohn verzeichnet – USA beginnen mit Luftwaffenangriffen

In Afghanistan herrscht seit 16 Jahren ein blutiger Konflikt und seit 2014 offiziell Krieg. Die Terrororganisation „Taliban“ hat das Land derzeit fest im Griff und terrorisiert die Bevölkerung mit ihren abscheulichen Taten. Dabei ist es gar nicht so abwegig, darüber nachzudenken, woher die Islamisten die finanziellen Mittel beziehen, um ihren dortigen „Gottesstaat“ zu errichten: aus dem Drogenanbau. 2016 hat die Organisation laut Angaben des UN-Sicherheitsrats ca. die Hälfte ihres Einkommens aus dem Verkauf von Drogen bezogen. Die Einnahmen für ihre Kriegskasse belaufen sich auf jährliche 200 bis 400 Millionen Dollar. Auch sollen die Kämpfer zunehmend selbst in die Produktion der Drogen einsteigen, vor allem die des Heroins. | Bild: © n.v.

In Afghanistan herrscht seit 16 Jahren ein blutiger Konflikt und seit 2014 offiziell Krieg. Die Terrororganisation „Taliban“ hat das Land derzeit fest im Griff und terrorisiert die Bevölkerung mit ihren abscheulichen Taten. Dabei ist es gar nicht so abwegig, darüber nachzudenken, woher die Islamisten die finanziellen Mittel beziehen, um ihren dortigen „Gottesstaat“ zu errichten: aus dem Drogenanbau. 2016 hat die Organisation laut Angaben des UN-Sicherheitsrats ca. die Hälfte ihres Einkommens aus dem Verkauf von Drogen bezogen. Die Einnahmen für ihre Kriegskasse belaufen sich auf jährliche 200 bis 400 Millionen Dollar. Auch sollen die Kämpfer zunehmend selbst in die Produktion der Drogen einsteigen, vor allem die des Heroins.12

Nicht verwunderlich, dass das Land der größte Drogenexporteur weltweit ist. Doch nun stellt das diesjährige Ausmaß des Drogenanbaus alle vorherigen Jahre in den Schatten. In einem neuen in der afghanischen Hauptstadt Kabul veröffentlichten Bericht des UNODC geht hervor, dass der Staat seinen Ertrag zur Schlafmohnernte, der Basis für Opium und Heroin ist, um 87 Prozent im Vergleich zum Vorjahr erhöht hat. Auf 328.000 Hektar wird die Schlafmohnpflanze angebaut, und bis zum Jahresende resultieren hieraus 9000 Tonnen Opium. Es ist ein Rekordwert in der Geschichte des Staates, wie die Autoren des Berichts verdeutlichen: „Dieses Ausmaß an Schlafmohn-Anbau ist ein neuer Rekord und übertrifft die vorherigen Höchstwerte von 2014 um 104.000 Hektar oder 46 Prozent.“1

Noch vor der Weiterverarbeitung, gleich nach der Ernte, ist der Schlafmohnertrag in dieser Größenordnung nach UN-Schätzungen bereits 1,4 Milliarden Dollar wert. Dieser Milliardengewinn geht in die Hände der Taliban über und wird für ihre Machenschaften genutzt werden. Sie sind die Hauptverdiener am Geschäft, besteuern die rasant wachsenden Anbauflächen und nehmen für deren Schmuggel Schutzgelder: Eine Garantie für die afghanischen Aufständischen, die somit mehr Mittel für Soldatengehälter und Waffen erhalten können.1

Diesem Gewinn wollen die USA nun entgegentreten und haben zusammen mit den afghanischen Streitkräften einen ersten Luftwaffenangriff auf Opiumfabriken in der südafghanischen Provinz Helmand getätigt. Die Provinz ist das Zentrum des Anbaus der Mohnpflanze, und die Kultivierung der Pflanze ist dort um ganze 79 Prozent gestiegen. Außerdem befinden sich hier die Taliban-Hochburgen. Der US-Angriff dient als Anfang einer Reihe von Attacken, die die finanzielle Grundlage der Radikalislamisten zerschlagen soll.2

Jedoch ist diese Provinz nur eine von insgesamt 24 der 34 Provinzen des Landes, die von einem solch ähnlichen Anstieg betroffen sind. In der nordafghanischen Provinz Balch beispielweise, in der die deutsche Bundeswehr mit einem großen Feldlager stationiert ist, fanden Beobachter der UN nahezu fünf Mal so viel Schlafmohn wie 2016.1

Der Grund für die explosionsartige Expansion des Schlafmohns ist das Ende der Nato-Kampfmission im Jahre 2014 gewesen. Nach dieser Zeit hatte sich der jahrelange Konflikt zu einem Krieg ausgeweitet. Die Beendigung der Mission führte zum Machtgewinn der Taliban. Jetzt kontrollieren sie nach Angaben des US-Militärs etwa 13 Prozent des Landes. In fast einem Drittel Afghanistans (30 Prozent) wird derzeit gekämpft.1

In einer Analyse der Umstände des Opium-Booms berichtet die UN, dass sich die meisten Anbaugebiete in Gegenden befinden, in denen es weniger Regierungsleistungen wie Bildung, Gesundheitsversorgung und Sicherheit gib. Diese Regionen verschließen eine Alternative des Zugangs zu legalen Märkten, damit Bauern eine Möglichkeit haben, andere Produkte zu verkaufen. In der gleichen Zeit tauchten neue Pflanzensorten auf, die mehrere Ernten pro Jahr ermöglichen. Das bestätigt auch Haschim Alokosai, ein Senator aus der Provinz Helmand. Laut ihm gibt es in einigen Gegenden von Helmand mittlerweile drei Ernten pro Jahr. Außerdem werden immer mehr Drogen gleich im Staat selbst produziert, statt nur wie bisher Rohmaterialien für den Export.1

Der neue Opiumrekord ist ein Zeichen für den Ernst des Krieges in Afghanistan, jedoch ist er auch ein Zeichen des teuer bereuten Fehlschlags afghanischer und internationaler Antidrogenmaßnahmen. Trotz des „Engagements“ der USA, die laut einem veröffentlichten Bericht des Spezialinspekteurs des US-Senats für den Wiederaufbau in Afghanistan, John Sopko, seit 2002 rund 8,5 Milliarden Dollar für die Drogenbekämpfung ausgegeben haben sollen, ist ein Fortschritt gar nicht zu spüren. In einem Papier des Ost-West-Instituts über die Versuche, alternative Einkommensquellen für Bauern zu schaffen, hieß es 2016, dass Regierungs- und Geber-Initiativen weder konsistent noch breit unterstützt gewesen seien, und Programmen es an „fachlichem Wissen“ gefehlt habe.1

Dieses fehlende „Fachwissen“ hat dazu geführt, dass die Anbauflächen unaufhörlich wachsen und nur 750 Hektar der Anbaufläche landesweit vernichtet wurden. Zu lange hatte man mit den neuen Initiativen gewartet, und nun ist ein Tornado losgebrochen, der sehr schwer zu stoppen sein wird. Es lässt sich aber nur vermuten, ob die Milliarden Dollar der USA nun tatsächlich für die Rettungsmaßnahmen vorgesehen waren.12

  1. n-tv: Milliardengeschäft der Taliban / Afghanistan verdoppelt Drogenernte; 15.11.2017 [] [] [] [] [] [] [] []
  2. n-tv: Rekordernte in Afghanistan / USA bombardieren Drogenlabore der Taliban; 20.11.2015 [] [] []

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