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Drogenkriminalität schadet Costa Ricas Tourismusbranche

Vergangenen Monat beschlagnahmte die Polizei in Madrid mehr als 65 Kilogramm Kokain. Sie fanden diese Menge an Rauschgift auf einem Lebensmittelmarkt – versteckt in Ananas. Jede der Früchte musste einzeln aufgeschlagen werden, um sie auf darin verborgene Kokainflaschen zu überprüfen. Die konfiszierten Ananas enthielten ungefähr 800 bis 7.000 Gramm der Droge und waren von Costa Rica über Portugal nach Spanien transportiert worden. Nach Angaben der Ermittler nutzt die Firma, die die Ananas aus dem südamerikanischen Land importiert, diese Importe als Tarnung, um Drogen wie Kokain in die Europäische Union zu schmuggeln. | Bild: © n.v.

Vergangenen Monat beschlagnahmte die Polizei in Madrid mehr als 65 Kilogramm Kokain. Sie fanden diese Menge an Rauschgift auf einem Lebensmittelmarkt – versteckt in Ananas. Jede der Früchte musste einzeln aufgeschlagen werden, um sie auf darin verborgene Kokainflaschen zu überprüfen. Die konfiszierten Ananas enthielten ungefähr 800 bis 7.000 Gramm der Droge und waren von Costa Rica über Portugal nach Spanien transportiert worden. Nach Angaben der Ermittler nutzt die Firma, die die Ananas aus dem südamerikanischen Land importiert, diese Importe als Tarnung, um Drogen wie Kokain in die Europäische Union zu schmuggeln. 1)

Handelswege wie diese sind kein Einzelfall. Auch im Hafen von Delaware wurden letzte Woche 45 Kilogramm Kokain beschlagnahmt, das entspricht einem Marktwert von mehr als 7,6 Millionen Dollar. Sie waren in Ananas-Kisten auf dem Weg von Costa Rica nach New Jersey. 2) Weiterhin wurden in Antwerpen diesen Sommer 56 Kilogramm der Droge gefunden – sie waren ebenso in gefälschten Ananas versteckt wie weitere 8,3 Kilogramm, die auf dem Weg nach Hamburg waren. Die Container, die sie transportierten, kamen aus Costa Rica. 3) 4) Kartelle wie das irische Kinahan-Kartell machen sich zu Nutzen, dass das mittelamerikanische Land einer der Hauptexporteure von Ananas ist. Denn auch in Irland wurden vergangenen Monat 133 Kilogramm Kokain konfisziert, getarnt in der costa-ricanischen Frucht. 5)

Tourismus ist Costa Ricas Haupteinnahmequelle. Letztes Jahr besuchten mehr als drei Millionen Urlauber das Land und brachten 3,9 Milliarden Dollar ein. Doch seit kurzem begegnet dem mittelamerikanischen Staat eine Welle von Verbrechen, die sich sicherlich auch negativ auf die Besucherzahlen auswirken werden. Zuletzt erlebte Costa Rica erstmals seit 2009 einen Rückgang an Touristen. Drogenhändler erhöhen die Gewalt auf ein Rekordniveau, die costa-ricanische Mordrate ist in den letzen Jahren stetig gestiegen. 2017 erreichte sie eine Zahl von 603 Morden, das ist der höchste jemals dokumentierte Wert in dem sonst vergleichsweise friedlichen mittelamerikanischen Land. Auch die Drogenumschlagsaktivitäten steigen, Costa Rica wird als Transitstaat vor allem für kolumbianisches Kokain zunehmend wichtiger. Die Dschungel des Landes sowie die langen Küstenregionen sind dabei ideal. Der Minister für öffentliche Sicherheit, Gustavo Mata, erklärte jüngst, dass es keinen Strand in Costa Rica gäbe, in dem die Narcos nicht mit einem Boot voller Kokain aus Kolumbien eingedrungen seien. Die Einwohner Costa Ricas, die häufig als Begleiter und Guides entlang der Drogenrouten fungieren, werden dabei oft mit Drogen statt mit Bargeld bezahlt, was sie selbst immer weiter ins Drogengeschäft treibt. Die Situation im Land hat sich von banalem Drogenverkauf auf der Straße zu einem vollwertigen, grenzüberschreitenden Drogenhandel entwickelt. 6) 2017 beschlagnahmten die Behörden von Costa Rica eine Rekordzahl von mehr als 30 Tonnen Kokain, in der ersten Hälfte dieses Jahres sind es bereits 20 Tonnen. Das mittelamerikanische Land ist dabei Transitstaat für die in Südamerika produzierte Droge, die dann in die Vereinigten Staaten und nach Europa weiter versandt wird. 7)

Die negativen Folgen dieser Entwicklungen sind weitgreifend: Sollte sich die Drogenkriminalität langfristig destruktiv auf den Tourismus, den wichtigsten Sektor des Landes, auswirken, verlieren große Teile der Bevölkerung ihre Beschäftigung. Diese sollten dann keine alternative Tätigkeit im Drogenhandel sehen, denn sonst könnte ein gefährlicher, unvorhersehbarer Teufelskreis entstehen. Es ist also an der Zeit, jetzt die Gewalt und den Drogenhandel in Costa Rica einzudämmen.

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. The Independent: Police find more than 65kg of cocaine hidden in pineapples; Artikel vom 28.08.2018
  2. 6abc: Nearly 100 pounds of cocaine seized at Delaware port; Artikel vom 21.09.2018
  3. The Costa Rica Star: Costa Rican Authorities Take Down Drug Trafficking Organization in Coordination with FBI and DEA; Artikel vom 22.08.2018
  4. The Guardian: Cocaine smuggling is corrupting Antwerp politics, says mayor; Artikel vom 03.09.2018
  5. The Costa Rica Star: Costa Rican Pineapples Loaded with Cocaine Identified as Irish Gang; Artikel vom 30.08.2018
  6. The Costa Rica Star: Surfing Costa Rica’s Newest Crime Wave; Artikel vom 02.09.2018
  7. The Costa Rica Star: Over One Ton of Cocaine Seized by Costa Rican Authorities in the Central Pacific; Artikel vom 23.08.2018

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