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Narco-Entwaldung: Der Drogenhandel in Zentralamerika verstärkt den Klimawandel

Auf den ersten Blick haben Drogen und Klimawandel nichts miteinander zu tun. Dennoch verliert die Welt monatlich durch die stetig steigende Drogenproduktion in Zentral- und Südamerika gewaltige CO2 absorbierende Waldgebiete. Die Narco-Clans roden großflächig in abgelegenen Regionen aus verschiedenen Beweggründen. Nicht nur um Infrastruktur zu schaffen, sondern auch, um auf den gerodeten Gebieten Geldwäschemaßnahmen für ihre horrenden Profite aus dem Handel durchzuführen. | Bild: © n.v.

Auf den ersten Blick haben Drogen und Klimawandel nichts miteinander zu tun. Dennoch verliert die Welt monatlich durch die stetig steigende Drogenproduktion in Zentral- und Südamerika gewaltige CO2 absorbierende Waldgebiete. Die Narco-Clans roden großflächig in abgelegenen Regionen aus  verschiedenen Beweggründen. Nicht nur um Infrastruktur zu schaffen, sondern auch, um auf den gerodeten Gebieten Geldwäschemaßnahmen für ihre horrenden Profite aus dem Handel durchzuführen. Da staatliche Institutionen überfordert und oftmals machtlos sind, drohen wichtige Rückzugsorte für seltene Arten zerstört zu werden und die Biodiversität auf unserem Planeten um einiges zu schrumpfen. Nicht nur für die Natur der zentralamerikanischen Länder ist die aktuelle Entwicklung ein gefährdender Faktor – wer an den Rändern der betroffenen Waldgebiete lebt, muss mit Überschwemmungen und zerstörten Böden zurechtkommen. Auch indigene Volksgruppen sind den Drogenclans schutzlos ausgeliefert. Die hauptverantwortliche Droge ist dabei Kokain – mit jedem bezahlten Gramm in den USA wird in Zentralamerika ein weiteres Stück Naturraum zerstört. 1)

Doch wie genau läuft das ab? Denn die betroffenen Länder sind im internationalen Drogenhandel eigentlich nur Transitstaaten. Um Drogenlabore zu errichten, müssen hier keine Wälder gerodet werden. Da die herkömmlichen Verkehrswege für den Schmuggel jedoch nicht mehr sicher genug sind, braucht es heutzutage neue Ausweichrouten. So liegt ein zentraler Grund für den Waldverlust beim Bau illegaler Straßen und Flugplätze in abgelegenen Gebieten. Die Masse der Waldflächen fällt allerdings erst nach dem Verkauf der heißen Ware den Sägen und Feuern zum Opfer. Schuld ist das erwirtschaftete Geld – jährlich sind dies ungefähr 6 Milliarden Dollar. Es ist für die Kartelle schwer, solch große Mengen ohne Aufsehen zu erregen, direkt auf den Markt zu bringen. Einfache Wege zur schnellen Geldwäsche werden für sie daher überlebenswichtig. Zwei wirksame Strategien sind hierbei beispielsweise intensive Viehhaltung und die Produktion großer Mengen Palmöl durch kollaborierende Firmen. Um nicht aufzufallen und neben der offiziellen Wirtschaft existieren zu können, werden einfach immer neue Grundstücke in den riesigen Waldgebieten in Besitz genommen. Mittlerweile ist diese bedrohliche Entwicklung insbesondere in Guatemala, Honduras und Nicaragua kaum mehr aufzuhalten. 2) 3)

Die daraus resultierenden Folgen schaden jedoch nicht nur der Natur. Mehr als 80 indigene Volksgruppen sind durch die verantwortungslose Vorgehensweise in ihrer traditionellen Lebensart bedroht. Im Moment geschehen 60 Prozent der Entwaldungen in Reservaten und Schutzgebieten. Die kleinen Gruppen sind zu schwach, um sich gegen die bewaffneten Kartelle zu wehren und müssen ihnen deshalb weichen. Auch außerhalb werden manche Gemeinden, welche sich an den Waldrändern befinden, zusehends von den Kartellen eingeengt. Konflikte mit angrenzenden Bauern nehmen folglich ebenfalls zu. Da der Wald wichtig ist, um die gewaltigen Wassermassen während der Regenzeiten aufzunehmen, fehlt er während dieser Periode nach der Abholzung umso mehr – massive Überschwemmungen und Schlammlawinen beweisen das immer wieder. 1) 4) 3)

Da das Problem bereits längere Zeit zu beobachten ist, zeigt eine mehrjährige Studie die dramatischen Auswirkungen auf – die Zahlen sind erschreckend. In Guatemala, Honduras und Nicaragua zusammen wird von 371,000 zerstörten Hektar allein zwischen 2001 und 2013 ausgegangen, welche mit Drogenakteuren in Verbindung gebracht werden können. Eine Ausnahme stellt in der zentralamerikanischen Region nur Panama und Costa Rica dar – denn dort herrscht eine stärkere Kontrolle der Nationalparks, sodass die Drogengelder meist im Hotel oder Finanzgewerbe gewaschen werden müssen. Nicht betroffen ist El Salvador – denn dort ist es bereits zu spät für Naturschutz und kein Wald mehr übrig. Die bisherigen Gegenmaßnahmen müssen also unbedingt überarbeitet werden, um den endgültigen Verlust der wichtigen Naturräume zu verhindern. Obwohl der Kampf gegen die Drogenkartelle in den letzten Jahrzehnten immer härter geworden ist, konnte das profitable Drogengeschäft nicht eingedämmt werden. Ein Unterschied zu damals lässt sich nur am gestiegenen Preis für den Konsumenten erkennen und daran, dass die zentralafrikanischen Drogenschmuggler aus den öffentlichen Räumen fast verschwunden sind. 5) 6)

In die betroffenen Staaten zu investieren und sie zu unterstützen, würde sicherlich zur Besserung beitragen, denn instabile Staatlichkeit zieht Narco-Clans magisch an und eine Unterwanderung muss nicht nur der Umwelt willen unbedingt verhindert werden. Auch wenn die Waldgebiete noch so groß sind, braucht es dringend mehr Personal zur Kontrolle. Was nützt die Gründung von Reservaten und Nationalparks, wenn sie durch ihre Abgelegenheit in ein paar Jahren Opfer krimineller Drogenclans geworden sind? Die Regierungen haben zulange weggesehen. Viele Geschädigte unter den Anwohnern, Indigenen oder Naturschützern, welche getraut haben, sich laut zu beschweren, wurden von den Narcos zum Schweigen gebracht – die übrigen scheuen daher die Öffentlichkeit. Nun liegt es an den Politikern selbst, um endlich einzuschreiten. Internationale Organisationen können zwar helfen – es wird sich jedoch nichts verändern, wenn die Verantwortlichen selbst nicht auch wirklich aktiv werden wollen. 1) 6)

 

 

 

 

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. reuters: ‘Narco-deforestation’ may boost disaster risks in Central America; Artikel vom 20.06.2018
  2. reuters: ‘Narco-deforestation’ may boost disaster risks in Central America; Artikel vom 20.06.2018
  3. asu: Study links deforestation to drug trafficking in Central America; Artikel vom 01.06.2017
  4. theguardian: ‚Narco-deforestation‘: cocaine trade destroying swaths of Central America; Artikel vom 16.05.2017
  5. sciencemag: Cocaine trafficking is destroying Central America’s forests; Artikel vom 16.06.2017
  6. bbc.co: Drug trafficking is speeding deforestation in Central America; Artikel vom 30.01.2014

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