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| Bild: © n.v.

Khat (Quat)

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Der Khatstrauch (auch Quat genannt) gehört zur Familie der Spindelbaumgewächse und kann bis zu 20 Meter hoch werden. Weil sie Dürre- und Kälteperioden gut verträgt, gedeiht die Pflanze auch in großen Höhenlagen. Wenn sie genügend Wasser zur Verfügung hat, treibt sie nach 2-3 Wochen zarte, grüne Triebe aus.
Aufgrund ihrer euphorisierenden Wirkung werden die Blätter gerne bei geselligen Anlässen gekaut. Zugleich werden Müdigkeits- und Hungergefühle unterdrückt. Im Jemen und in Äthiopien gilt Khat seit prähistorischer Zeit als Genussmittel- und Alltags-Droge. Früher wurde es konsumiert, um bei religiösen Sufi-Tänzen besser in Trance zu kommen. Eine physische Abhängigkeit im Sinne von typischen körperlichen Entzugserscheinungen ist bisher nicht bekannt. Eine psychische Abhängigkeit, ähnlich wie bei der Amphetamin-Sucht, ist allerdings feststellbar.

Anbau und Produktion:

Hauptsächlich kommt Khat in den Bergen des Jemens aber auch in Saudi-Arabien, Oman, Palästina sowie in Ostafrika (Äthiopien, Kenia, Tansania, Uganda, Malawi), Westafrika, Madagaskar, Südafrika und Afghanistan vor. Heutzutage wird Khat vor allem im Hochland ostafrikanischer und südarabischer Länder angebaut und kann ganzjährig geerntet werden.
Die Khat-Sträucher greifen aufgrund ihres hohen Wasserbedarfs die Grundwasservorräte an. Die 360 Millionen Khatbäume im Jemen benötigen 40% mehr Wasser als andere Agrarprodukte. Ändert sich nichts, könnte der Jemen in zehn Jahren ausgetrocknet sein. Zudem ist das Land auf Nahrungsmittelimporte angewiesen, da für viele Bauern der Khatanbau um ein vielfaches rentabler ist, als beispielsweise der Anbau von Weizen. So bekommt man für den Verkauf eines abgeernteten Hektars Khat umgerechnet 8.500 Euro; die gleiche Menge Feldfrüchte bringt dagegen nur knapp 1.500 Euro ein.

Transitrouten:

Da die Blätter relativ schnell verderben, war die Verbreitung der Droge für lange Zeit auf seine Herkunftsländer bzw. Anbaugebiete begrenzt. Mittlerweile gibt es jedoch auch Konsumenten unter den vielen ostafrikanischen Immigranten in Skandinavien.
Häufig gelangt die Droge über die Niederlande nach Europa, wo sie verladen und über Deutschland nach Skandinavien geschmuggelt wird. Drogenfahnder halten in letzter Zeit immer wieder Khat-Transporter auf, die aufgrund der Ausdünstungen durch die Blätter beschlagene Scheiben haben und wegen der Verderblichkeit der Ware mit überhöhter Geschwindigkeit fahren.

Konsum:

100-200g junge Blätter werden über einen Zeitraum von 3-4 Stunden gekaut, bis die typische „einseitige Hamsterbacke“ entsteht, wobei immer wieder neue Blätter hinzugefügt werden. Der Saft wird geschluckt, die Rückstände irgendwann ausgespuckt. Durch Rauchen (Wasserpfeife oder Tabak) wird die Wirkung verstärkt.
Nachdem um die Mittagszeit frisch geerntete Blätter in die nordafrikanischen Städte gebracht werden, kommt in der Region fast das gesamte Arbeitsleben zum Erliegen: Vor allem die Männer hocken dann mehrere Stunden lang – Khat kauend – zusammen. Schätzungsweise 20 Millionen Arbeitsstunden gehen dadurch pro Tag verloren. Einer Weltbank-Studie zufolge kauen 72% der Männer und 33% der Frauen im Jemen regelmäßig Khat – unabhängig davon, welcher sozialen Schicht sie angehören. In der Hauptstadt Sanaa sind es sogar 90% der Männer. Obwohl Khat verhältnismäßig teuer ist, geben Familien bis zu einem Drittel ihres Einkommens für den Khatkonsum aus.
Trotz Aufklärungskampagnen der Regierung oder Steuererhöhungen hat dieser in den letzten Jahren immer weiter zugenommen. Zum einen aufgrund des Bevölkerungswachstums, zum anderen greifen zunehmend auch Frauen zu der Droge, um sich gesellschaftlichen Restriktionen zu entziehen und nicht zuletzt deshalb, weil auch Politiker von dem Geschäft profitieren.
Häufig kommt es zur Verschuldung süchtiger Jemeniten.
Der Handel mit Khat ist der einzige Wirtschaftszweig im Jemen, der zuverlässig funktioniert. Der Umsatz wird auf 600 Millionen Euro geschätzt – in
einem Land, dessen Bruttosozialprodukt pro Kopf mit zu den niedrigsten der Welt gehört.

Quellen:

Dr. Bernhard Peter – Die dicke Backe im Jemen: Qat und Cathinon
zeit online – Kaudroge aus Afrika: Pflücken, Fliegen, Kauen, Schweben

Spranz Nina Mareen  – Die Alltagsdroge Qat stürzt „Arabia Felix“ ins Unglück
Neitzsch, Peter – Kat-Schmuggel: Rauschblätter auf der Autobahn

Bild: Raphaël Fauveau

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