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Drogenökonomie

Die Drogenwirtschaft „versklavt“ manche Staaten

(c) Adam88x | Dreamstime.com
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Die Drogenwirtschaft kann aufgrund ihres enormen Potentials, in kurzer Zeit große Mengen an Geld zu generieren, erheblichen Einfluß auf die Ökonomie und Gesellschaft eines Landes ausüben. Manche Länder haben im Laufe der Zeit ihre Wirtschaft so stark auf den Drogenhandel zugeschnitten, dass sie heute komplett von ihm abhängig sind und in anderen Bereichen auf die Hilfe anderer Staaten zurückgreifen müssen. Gerade kleinere Länder, wie Bolivien oder Peru, sind mittlerweile fast vollkommen von der Drogenwirtschaft abhängig. Afghanistan ist heute ohne internationale Nahrungsmittelhilfe nicht mehr lebensfähig. Knapp ein Drittel seines Reisbedarfs wird beispielsweise durch Pakistan gedeckt. In Myanmar vernachlässigen die einheimischen Bauern den Reisanbau ebenfalls, da die Schlafmohnpflanze solch hohe Profite abwirft. Somit werden auch hier Hilfslieferungen aus anderen Ländern notwendig.

Durch die Drogenwirtschaft werden wichtige Wirtschaftszweige vernachlässigt

(c) Photochris | Dreamstime.com
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Der Fokus auf die Drogenökonomie führt zur Vernachlässigung legaler und essentieller Wirtschaftszweige. Der Drogenanbau weitet sich zu Lasten anderer Produkte aus, lässt allerdings in der Folge auch die Preise aller Güter des täglichen Bedarfs steigen, was wiederum vor allem Bevölkerungsgruppen belastet, die nicht am Drogengeschäft beteiligt sind. Drogeneinnahmen täuschen eine funktionierende Wirtschaft vor. Deshalb werden notwendige Strukturanpassungen und Investitionen zur Modernisierung nicht vorgenommen. Hinzu kommt, dass die Gewinne aus dem Drogenhandel nur Wenigen zugute kommen und die Kluft zwischen Arm und Reich noch zusätzlich vergrößern. Gerade der Kleinbauer, der einen relativ großen Anteil an der Wertschöpfung einer Droge hat und ein großes Risiko trägt, sieht normalerweise am wenigsten vom Gewinn. Natürlich entgehen auch dem Staat durch die illegalen Ökonomien enorme Steuereinnahmen, während gleichzeitig durch die Strukturen des organisierten Verbrechens klientelistische Systeme aufgebaut oder erneuert werden, die eher patriarchal oder feudalistisch denn demokratisch organisiert sind.

Die „holländische Krankheit“

Am Beispiel Boliviens wird die negative Wirkung der Drogenökonomie am besten deutlich: Der Drogenexport bewirkt die sogenannte „holländische Krankheit“. Diese tritt dann auf, wenn ein Land im großen Umfang ein bestimmtes Produkt exportiert. Dadurch entstehen Außenhandelsüberschüsse, durch die es zu einer Aufwertung der Währung des Landes kommt. Dies bringt Absatzprobleme von Gütern der übrigen exportierenden Industrien mit sich. Der sinkende Export dieser Güter führt dann zum Rückgang oder Verschwinden der betroffenen Industrien und somit zu grundsätzlichen ökonomischen Problemen:

– Rückgang der Produktivität,

– Investitionen sinken,

– Abnahme der Wettbewerbsfähigkeit des Landes,

– Ansteigen der Verschuldung,

– sinkende Staatseinnahmen,

– Inflationsangst und daraus resultierende Kapitalflucht ins Ausland.

Nun könnte man argumentieren, dass die Drogenökonomie durchaus auch eine positive Wirkung auf ein Land haben kann. Gerade in strukturschwachen Ländern können interne Wirtschaftskrisen durch den allgemein erhöhten Geldumlauf zeitweilig abgefedert werden. Langfristig helfen sie allerdings weder das Volumen produktiver Investitionen zu erhöhen, noch strukturelle Wirtschaftsprobleme zu lösen. Die Drogenkartelle investieren die Gewinne in Objekte oder Bereiche, die Synergieeffekte mit ihrem Kerngeschäft versprechen, z.B. Immobilien, Transport, Chemie, Casinos und Tourismus. Diese werfen meist nur kurzfristig Gewinn ab, garantieren jedoch kein langfristiges Wachstum. Auch wenn Drogenökonomien das Bruttoinlandsprodukt eines Landes erhöhen, geht das Geld nie in nachhaltige breitenwirksame Entwicklungen. Für den Kleinbauern bedeutet der Anbau von Drogenpflanzen höchstens eine kurzfristige Einnahmequelle. Gleichzeitig verhindert er jedoch den Zugang zu legalen Märkten. Hinzu kommt, dass die Bauern ständig Gefahr laufen, ins Visier von Polizei und Justiz zu geraten, verhaftet zu werden und letztendlich komplett ihre Lebensgrundlage zu verlieren.

 

Quellen:

Aktionsprogramm Drogen & Entwicklung: Poverty & Drugs – The Contribution of Development-oriented Drug Control to Poverty Reduction

GIZ: Drogen und Entwicklung in Lateinamerika – Strategien, Erfahrungen und Projektbeispiele1

Friedrich-Ebert-Stiftung: Drogengeschäfte – Zur Entwicklung der internationalen Drogenmärkte

GIZ: Entwicklungsorientierte Drogenkontrolle

UNRIC: Internationaler Suchtkontrollrat – Illegale Drogenwirtschaft verhindert nachhaltige Entwicklung

Wikipedia-Artikel: Holländische Krankheit

Heinrich-Böll-Stiftung: Drogen, Dollars, Demokratie

SWP-Studie: Afghanistans Drogenkarriere – Von der Kriegs- zur Drogenökonomie

Palaung Women´s Organization: Poisoned Hills

  1. Link zum Artikel nicht mehr abrufbar am 03.03.2014 []

2 Gedanken zu „Drogenökonomie“

  1. Sehr geehrte/r Leser(in):

    Die Herausforderung liegt offensichtlich in der Auflösung des industriellen Drogenhandels durch die Legalisierung sowie medizinische Nutzbarmachung von psychotropen Pflanzen, da der gegenläufige Versuch von Prohibition sämtlichen DrogenMachtWeltSchmerz verursacht und der richtige Umgang mit Bewusstseins öffnenden Substanzen in unserer Kultur bisher untergeht.

    Gezeichnet: Ein Verantwortungsbewusster Konsument

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