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Geschichtliche und kulturelle Hintergründe

In vielen Ländern ist der Anbau und Gebrauch von Drogen seit geraumer Zeit traditionell verankert oder rührt von prägnanten geschichtlichen Entwicklungen eines Landes her.

Mit dem Krieg gegen die Sowjetunion fing alles an

Sowjetischer Panzer in Stellung in Afghanistan / Copyright: Creative Commons Attribution 3.0 Unported / Quelle: Wikimedia Creative Commons
Afghanistankrieg 1979-1989 | Bild: © Sergey Novikov [CC BY 3.0] – Wikimedia Commons
In Afghanistan beispielsweise kann man den Krieg gegen die sowjetische Besatzungsmacht (1979-1989) als einen Ausgangspunkt für die Entstehung der Drogenwirtschaft betrachten. Schon damals bildeten die Einnahmen aus dem Drogenanbau eine wichtige Geldquelle für die islamischen Widerstandskämpfer und die antisowjetische Kriegspartei. Auch die Vereinigten Staaten tolerierten die Produktion von Drogen, da die Drogengelder einerseits den Widerstand gegen die Sowjetunion finanzierten und das Heroin andererseits nicht für den amerikanischen, sondern für den europäischen Markt bestimmt war. Nach dem Konflikt fungiert die Drogenwirtschaft nun als Einahmequelle der Taliban und der Nordallianz. Mitglieder der Nordallianz sind in das politische System Afghanistans integriert, bleiben aber in die illegalen Geschäfte verwickelt.

Die Iraner rauchen Opium schon seit Langem

Iranian Red Crecent in Iran-Iraq War / Quelle: Wikimedia Commons, July 1985 / Free Art License 1.3
Iran-Irak-Krieg 1980-1988 | Bild © myself [Lizenz Freie Kunst 1.1] – Wikimedia Commons
Im Iran hat der Opiumgebrauch tiefe traditionelle Wurzeln und ist schon seit Jahrhunderten, vor allem unter älteren Menschen, weit verbreitet. Aber auch hier hat die langjährige Auseinandersetzung mit dem Irak (1980-1988) zu einer zusätzlichen Verschärfung des Problems geführt. So hat die Nutzung von Opium zu medizinischen und psychiatrischen Zwecken – um die Schmerzen von Kriegsverletzungen zu stillen oder Traumatisierungserfahrungen zu bewältigen – aus vielen ehemaligen Soldaten Opiatabhängige gemacht. Aus denselben Gründen ist der Opiatgebrauch bei afghanischen und iranischen Kriegsflüchtlingen besonders hoch.

In Südostasien brachten die kommunistischen Parteien den Drogenhandel in Schwung

Communist Party coat / Autor: Dakiva / Quelle: Wikimedia Commons
Communist Party Coat | © Dakiva [CC BY-SA 3.0] – Wikimedia Commons
In Laos ist der Norden des Landes traditionell Opiumanbaugebiet, das in die Nachbarländer hineinreicht. Die Folgen des 1975 zu Ende gehenden Krieges, der in unterschiedlicher Intensität 30 Jahre lang in Laos und den angrenzenden Ländern herrschte, wirken sich bis heute aus. Nicht zuletzt brachte er, wie in Vietnam und Kambodscha, die jeweiligen kommunistischen Parteien an die Macht und den Drogenhandel in der Region in Schwung.

In Myanmar dient Schlafmohn als Medizin

(c) Nakarinz | Dreamstime.com
(c) Nakarinz | Dreamstime.com

In Myanmar wird Schlafmohn seit über einem Jahrhundert angebaut und ist traditionelles Mittel, um Reisdefizite zu kompensieren. Es wird zusätzlich als Schmerzmittel eingesetzt sowie um Symptome, die mit Durchfall, Husten und anderen Krankheiten einhergehen, zu lindern. Die Nutzung von Schlafmohn als Medizin wird dadurch begünstigt, dass eine Basisgesundheitsversorgung in abgelegenen Gebieten oft nicht gewährleistet ist. Der bewaffnete Konflikt, der im Prinzip seit der Unabhängigkeit nach dem zweiten Weltkrieg bis Ende der 1990er Jahre andauerte, hatte eine negative Wirkung auf die Wirtschaftsentwicklung des Landes und somit auch Auswirkungen auf die Rolle Myanmars im Rahmen der Drogenproblematik. Ein Großteil der männlichen bäuerlichen Bevölkerung wurde von einer der Konfliktparteien rekrutiert, viele Familien flohen in die abgelegenen Bergregionen des Landes. Da nun die Mehrheit der männlichen Bevölkerung im Krieg diente und sich nicht an arbeitsintensiven landwirtschaftlichen Prozessen beteiligen konnte, mussten betroffene Familien andere Einkommensquellen suchen. Die Genügsamkeit von Schlafmohn erleichterte die Suche.

Koka, das „heilige Blatt“

Coca leaf / Author: Grupo Colombio / Quelle: Wikimedia Commons / License: Attribution-ShareAlike 3.0 Unported
Kokablatt | © Grupo Colombio [CC BY-SA 3.0] – Wikimedia Commons
Koka gehört seit Jahrtausenden zum Kulturgut in den Anden. Im Inkareich galt es als „heiliges Blatt“. Der Genuss war der Herrscher- und Priesterkaste vorbehalten. Das Kauen von Kokablättern ist bis heute nicht aus dem kulturellen und sozialen Leben vieler Gesellschaften Lateinamerikas wegzudenken. Rituelle und religiöse Handlungen sind noch immer ein Hauptmotiv für den Gebrauch.

 

 

Quellen:

SWP-Studie: Afghanistans Drogenkarriere

GIZ: Drogen und Entwicklung in Lateinamerika

GIZ: Entwicklungsorientierte Drogenkontrolle

Welt-Sichten: Drogensucht im islamischen Staat

Medienkombinat Berlin: Bauernopfer im Golden Dreieck

GIZ: Drogen, Entwicklung und Gewalt

Internationale Drogenpolitik: Drogen- und Entwicklungpolitik in Laos (Link nicht mehr verfügbar)

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